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"Das scheint zum Glück nur eine Prellung zu sein. Schone dich ein oder zwei Tage und dann sehen wir weiter. Fühl dich wie zu Hause. Wahrscheinlich wird es das auch." Letzteres verwirrte mich. Wie meinte er das?

"Du willst nicht nach Hause stimmts? Und dich scheint auch keiner zu vermissen. Wäre nur ein Angebot." Für was? Ich überlegte eine Weile, aber er schien auf eine Reaktion zu warten. Als keine kam, resignierte er.

"Ok. Dann bis später. Wo das Schlafzimmer ist, weißt du ja." Er schien etwas enttäuscht. Hab ich was falsch gemacht? Er war mir in dem Moment ein Rätsel und irgendwie wollte ich das er bleibt und zeigte das auf merkwürdige Weise.

"Hey!" Schrie ich ziemlich laut ihm entgegen, dass er fast vor Schreck den Schlüssel fallen ließ.

"Ich mein, hey ... naja ..." Faselte ich und räusperte dann etwas peinlich berührt.

"Wird das noch was? Oder muss ich jetzt Buchstaben kaufen um die Lösung zu finden?" Er und sein Sarkasmus. Aber mehr als ihn dämlich anstarren konnte ich in dem Moment nicht.

"Ich glaube ich kaufe ein N und löse. Nervös wegen dreckigen Gedanken." Stichelte er dann und grinste. Und das so süß und gleichzeitig sexy dass ich mir auch das schmunzeln verkneifen musste und dabei ein komisches Geräusch von mir gab. Es klang wie ein quicken. Als ich dies realisierte, schlug ich die Hände mir vor den Mund und konnte nicht glauben wie kindlich und dumm ich mich benahm. Aber er lachte dann und kam wieder näher. Blieb Millimeter vor mir stehen. Er tat aber nichts. Schaute mir in die Augen und wartete wohl darauf, dass was passiert. Mein Atem wurde vor Anspannung schneller. Ich versuchte das zu unterdrücken und dann seinen Blick auszuweichen, aber seine unglaublich schönen Grünblauen Augen waren unwiderstehlich. Zum Glück unterbrach uns die Türklingel. Ich hätte sonst nicht gewusst, wie lange ich seinem Blick standfehalten hätte.

Er nahm schnell ein Paket an. Schien aber nicht für ihn, da er es ungeöffnet neben die Tür stellte.

"So. Wo waren wir? Anstarren und erotisches knistern?" Er konnte es echt nicht sein lassen. Ich wollte flüchten, was ich etwas überhastet tat und dabei den Türeahmen vom Flur mitnahm. Ich hielt mir die Schulter und atmete kurz den Schmerz weg. Dann wollte ich weiter die Flucht ergreifen, wusste aber nicht wohin. Dort war noch eine unbekannte Tür, die ich ohne zu überlegen nahm. Tja, da stand ich nun, in einem kleinen Kämmerchen. Ok, falsche Tür. Nächster Versuch! Leider wurde mir der Weg versperrt.

"Kein schöner Ort um in die nächste Phase überzugehen." Oh Gott! Konnte er das endlich lassen? Ich senkte den Blick und biss mir auf die Unterlippe. Kniff dabei auch die Augen zusammen und hoffte, er würde es nicht wahr machen, was ich dachte. Sein Atem fuhr plötzlich über mein Ohr. Er plötzlich noch näher. Mir stockte der Atem.

"Nichts, was du nicht willst. Das war ein Versprechen. Du bist unter meinem Schutz kleines." Hauchte er mir sanft entgegen.

"Schau mich an." Das klang so sanft und ruhig, dass ich dies wirklich tat.

"Ich will mehr über dich wissen." Bei den Worten strich er mir eine Strähne hinter das Ohr.

"Du bist so anders. Ich kenne leider nur Frauen, die sich anbieten. Ich möchte aber mal mit einem richtigen Mädel reden. Mehr als über das, was im Puff passiert. Ich bin im Grunde dort aufgewachsen. Ich bin vielleicht verkorkst, aber doch habe ich mir Menschlichkeit und Würde bewahrt. Daher brauchst du wirklich keine Angst haben." Er scheint auch keine wirklich glückliche Kindheit gehabt zu haben.

"Keine Angst ... nicht mehr. Bin verwirrt und etwas ... nervös. Ich ..." Mehr wusste ich nicht zu sagen. Er war plötzlich so anders, daher traute ich mich wenigstens etwas aus mir rauszupressen an Worten.

"Nicht mehr? Hattest du Angst? Warum bist du so geduckt. Als würdest du jederzeit eine rechte erwarten." Warum wollte er das wissen? Ich fragte mich eh, warum er sich kümmerte. Ich wollte mich nicht ausheulen und niemandem als Ablenkung dienen. Denn wie seine Worte klangen, suchte er so etwas. Was anderes. Neues. Und wenn das Neue langweilig wird, sitzt es wieder einsam in einer Ecke. Daher antwortete ich nicht und ignorierte die Frage, was ihm ein schnaufen hervorbringen ließ.

"Ok. Ich glaube, ich bleibe noch etwas. Ich bin nicht unbedingt neugierig, aber ich kann dich nicht einfach dich selbst überlassen. Das ist keine Angst mehr, dass ist schon reine Resignierung. Im Grunde kein Leben mehr, sondern vor sich hin vegitieren. Was kann einen Menschen so brechen?" Ich wusste eigentlich nicht, wann ich aufgab. Aber alles mit sich machen lassen war einfacher, als eine eigene Person zu sein. Wenn man sich wehrt wird es nur schlimmer. Plötzlich kam er schnell auf mich zu mit einem angespannten Kiefer und recht stechenden Blick. Er packte mich am Kinn und schien wieder eine Reaktion zu erwarten. Als ob er hoffte, ich würde mich wehren als er immer näher kam. Ich schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander.

"Was ist wenn ich dich jetzt hart Ficke? Würdest du alles über dich ergehen lassen?" Ich öffnete wieder die Augen vor schreck. Aber wirklich was sagen oder reagieren konnte ich nicht. Ich glaube bei ihm wäre es nicht, weil ich Angst hätte mich zu wehren, oder eh denke es bringt nichts. Sondern, weil ich den Gedanken erregend empfand und wohl es noch begrüßen würde. Wie sollte ich also antworten? Wer würde dich nicht ranlassen? Oder guck dich an, warum sollte ich mich wehren? Es würde alles sehr Oberflächlich wirken, da ich ihn noch nicht kannte, um andere Gründe zu nennen, dass es bei ihm kein resignieren wäre, sondern irgendwie pure Erregung.

Love Yourself - Dann liebe michWo Geschichten leben. Entdecke jetzt