Wir haben gerade einmal kurz nach acht und schon hört man die Vögel kreischen.
Während ich mir die schwarze Decke an meine Brust drücke, setze ich mich auf. Etwas skeptisch sehe ich den Schreibtisch meines Mannes an, der im Papierkram untergeht. Mit der Decke erhebe ich mich und laufe auf seinen Balkon zu, den ich noch nie gesehen hatte.
Natürlich sah ich es nie. Wann war ich denn jemals in seinem Zimmer?
Den Türknopf drehe ich nach links, bevor sich die Tür mit einem leisen Quietschen öffnet. Langsam trete ich nach draußen, nur um einen der schönsten Dinge seit langem anzusehen. Neben meinem Mann letzte Nacht natürlich.
Von seinem Balkon aus konnte man ein kleines Grundstück voller lila Iriden sehen, die von lila Flieder umrandet wurden. Es sieht sogar ein wenig danach aus, als ob die Iriden ein Herz darstellen sollten. Gerade als ich einen Schritt weiter gehen wollte, spürte ich Daris' Körper hinter mir, der mich umarmt.
Dieser Moment fühlt sich an, als ob er mich in eine Welt katapultieren möchte, in der es keinen Schmerz und keine Trauer gibt. Nur er und ich, während wir der Februar-Sonne zusehen, wie sie uns mit ihrer angenehmen Wärme beschenkt. Seit November bin ich schon bei Daris und trotzdem fühlt es sich an, als ob wir unseren zehnten Hochzeitstag haben würden.
Doch ich habe Vertrauen in ihn und diese Ehe. Ich weiß, dass wir unseren zwanzigsten Hochzeitstag auf diesem Balkon verbringen werden, während wir der Sonne zusehen, wie sie wieder einmal aufgeht. Während ich wieder meinen Blick auf die Blumen lenke, vergräbt sich mein Mann in meine Halsbeuge und fängt an, mich mit leichten Küssen zu beglücken.
„Wie geht es dir, Nuri?"
„Mir ging es nie besser. Ich hatte immer Angst, mich wieder jemanden zu öffnen, weswegen ich auch Angst vor dem Tag hatte, an dem wir zwei es miteinander tun würden. Doch die letzte Nacht hat mir gezeigt, dass ich mich dir öffnen kann und endlich sollte. Unsere Nacht und dieser Moment fühlten sich für mich an, als ob ich endlich jemanden gefunden hätte, mit dem ich mich sorglos fühlen kann. Es hört sich wahrscheinlich wahnsinnig an, aber mit dir fühle ich mich rein. Du hast so viele Menschen ermordet und trotzdem fühle ich, wie sich meine Seele bei dir erleichtern kann. Das hört sich so idiotisch an."
„Nichts, was aus deinem Mund kommt, ist idiotisch. Ich verstehe jedes einzelne Wort von dem, was du sagst. Nachdem ich so vieles verloren hatte und alleine dastand, hatte ich Angst. Es fühlte sich an, als ob mich ein Felsen immer tiefer in den Abgrund ziehen wollte, umso länger ich weiterleben wollte. Ich war so kurz davor. So verdammt kurz davor, alles zu beenden. Jede Nacht hatte ich mit einem heißen Metall an meiner Haut rumgespielt, in der Hoffnung, es würde mir helfen. Immer wenn ich ein Feuerzeug an meine Handgelenke gehalten hatte, um mich für mein schwaches Verhalten zu bestrafen, hatte mich das Licht des Feuers bis zu meinen Albträumen verfolgt. Doch dann sah ich mein Licht, wie es vor fünf Jahren an der Brücke stand. Ein Licht, das das Licht meiner Albträume jegliche Kraft entnahm. Mein Licht, das mich mit so viel Freude erfüllte, obwohl es nicht einmal wusste, dass es mich gibt. Und als es dort stand und alles beenden wollte, wusste ich, ihr Leben und mein Leben sind es wert, weiterzuleben. Zu zweit."
Mit tränenlaufenden Augen drehe ich mich zu Daris um, um ihn hinaufzublicken, und genau da sehe ich es. Der Beweis, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege.
Ich bin sein Licht.
To moje światło uratowało życie nam obojgu.
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Nachdem Frühstück sind Antoni und Daris weggefahren, um sich irgendwelchen Männern zu widmen. Ob diese Männer relevant waren oder nicht, hatte man mir nicht erzählt. Doch wirklich interessieren tut es mich auch nicht. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, dass Daris und Antoni beide Killer sind. Es würde für mich keinen Sinn ergeben, weiter Angst vor ihnen zu haben aufgrund ihrer Berufe. Immerhin war ich nicht ansatzweise die Art von Opfern, die die beiden sich vorknöpften.
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The serial killer and the beauty
RomanceEin Serienkiller aus Libanon der in Polen (Katowice) sein Unwesen treib,sorgt für Unruhe bei den reichen Unternehmern. Vor allem bei Adam Piotrowski. Seit sechs Jahren sind der Killer und Herr Piotrowski aus unbekannten Gründen verfeindet. Doch lang...