Kaya hatte eine Nacht voll erholsamen Schlaf gebraucht. Sie hatte sich eine Weile nach jemandem gesehnt, der sie im Schlaf hielt. Jemandem bei dem sie sich sicher und geborgen fühlen konnte, in den kalten Laken und der erdrückenden Realität. Aber nach einer Weile war sie auch ohne all diese Dinge eingeschlafen. Vor Erschöpfung von diesem langen Tag. Aber als sie aufgewacht war, hatte sie plötzlich gewusst, was zu tun war und hatte sich eilig die Zähne geputzt und sich angezogen, um in einen dicken Mantel gewickelt, aus dem Haus zu stürmen.
Kaya zog den Mantel enger um sich, um sich vor der beißenden Kälte zu schützen und drückte die Klingel zum Büro von Dr. Adams. So schnell war sie noch nie auf ihrer Arbeit gewesen. In der Hand hielt sie fest die nötigen Dokumente umklammert, die sie direkt nach dem Aufstehen gefertigt und ausgedruckt hatte und sie zählte in ihrem Kopf leise die Sekunden, bis die Tür vor ihrer Nase aufflog und Dr. Adams irritiertes Gesicht vor ihr auftauchte.
„Miss Dixon?", bei ihrem Anblick, öffnete ihr Gegenüber die Tür einen ganzen Spalt weiter und Kaya betrat determiniert das Büro ihrer Vorgesetzten und hielt auf den kleinen Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches zu, während Dr. Adams die Tür schloss und sich dann in ihrem Schreibtischstuhl niederließ.
„Was gibt es?"
Kaya zwang sich dazu noch einmal tief ein und auszuatmen. Dann legte sie die Dokumente aus ihrer Hand auf dem Schreibtisch nieder und beobachtete, wie sich Dr. Adams Augen comic-haft vergrößerten.
„Ich kündige.", sagte sie, bevor sie endgültig der Mut verließ.„Aber-... wie? Was?", Dr. Adams starrte sie entgeistert nieder.
Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Nicht kurz nach ihrer Beförderung und dem großen Projekt, dass sie ihr angeboten hatte. Aber es gab keine andere Möglichkeit für Kaya. Kaya konnte niemals weiter arbeiten und so tun, als hätte sich für sie nichts Grundlegendes verändert.
Das war's. Sie würde nicht mehr an den Wölfen forschen und auch nicht an den anderen Tieren dieser Station. Nicht, wenn es das Rudel in Gefahr brachte, in dem sie so freundlich aufgenommen worden war. In dem sie Freunde und auch etwas mehr gefunden hatte. Ein Rudel zu dem sie selbst möglicherweise gehörte. Sie könnte es nie mit ihrem Gewissen vereinbaren, wenn sie irgendwen mit ihrer Arbeit weiter in Gefahr brachte. Das konnte sie Dr. Adams allerdings nicht sagen. Und deshalb nickte sie nur und fügte hinzu:
„Es ist mir nicht leicht gefallen. Aber es wird Zeit für ein neues Kapitel in meinem Leben."
Dr. Adams räusperte sich und zog die Papiere langsam über den Schreibtisch zu sich, um sie überfliegen, aber sie schwieg. Und Kaya tat es ihr gleich. Sie hatte alles gesagt, was es zu sagen gab. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich von dem viel zu harten Stuhl zu erheben, ihre Bluse glattzustreichen und ihrer ehemaligen Vorgesetzten ein letztes Mal in diesem Setting in die Augen zu blicken.
"Danke für Ihr Vertrauen in mich.", fügte Kaya mit einem höflichen Lächeln hinzu und drehte sich auf dem Absatz um, um das Büro von Dr. Adams zu verlassen.
Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie durch die ihr so bekannten Flure lief. Ein Punkt ihrer To-Do Liste konnte sie gewissenhaft abhaken. Und es würde sich noch zeigen, welche weiteren Punkte im Laufe des Tages darauf erscheinen würden. Zuerst allerdings, wollte sie ihr letztes Hab und Gut aus ihrem alten Labor mitnehmen und ihrer Arbeit dann vollständig den Rücken zukehren.
Also lief sie eiligen Schrittes durch den kalten, viel zu weißen, Flur zu ihrem Labor, stellte ihre Tasche auf dem leeren Labortisch in der Mitte ab und steckte jegliche Bücher und Hefte ein, die sie für ihre Arbeit benötigt hatte und stets mit Notizen zur Forschung gefüllt hatte. Viel hatte sie hier nicht deponiert. Aber sie würde einen Teufel tun und diese wichtigen Notizen hier in fremde Hände fallen lassen.

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KAYA
WerewolfNach einer überraschenden Beförderung ist Kaya einer heißen Spur auf den Versen, die das Potenzial hat, ihre gesamte Weltsicht einzureißen. Fang glaubt an die Prophezeiung, die ihm Hilfe für sein Rudel verspricht und verlässt das erste Mal den sich...