Kapitel 17 - Fang

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Fang versuchte den gesamten Weg zur Hütte zurück nicht an die Rundungen ihres Körpers zu denken oder die Art und Weise, wie sie genau in seine Arme gepasst hatte, wie ihn ihr Duft eingelullt hatte. Er wusste schon seit geraumer Zeit, dass er die junge Forscherin anziehend fand. Selbst bei seiner aller ersten Party unter den Menschen hatte er sie schon nicht aus den Augen lassen können.

Und jetzt hatte er sie fast geküsst!
In diesem verdammten See. Obwohl er eigentlich nur vorgehabt hatte, sie suchen zu gehen und mit ihr über das zu sprechen, was Timea ihnen heute gesagt hatte.
Aber stattdessen hatte er sie in diesem See gesehen, sein Wolf hatte vor Freude geheult und er hatte alle Pläne über Bord geworfen und nur noch instinktiv gehandelt.

Ihm gingen ihre rosanen Lippen nicht aus dem Kopf, das sehnsüchtige Flehen in ihrer Stimme und das enttäuschte Seufzen, als er nur einen Kuss in ihren Mundwinkel gehaucht hatte.

Im letzten Moment hatte er sich doch noch an der Leine zurück reißen können, bevor er etwas tat, dass Kaya noch nicht ganz durchdacht hatte und eventuell bereuen könnte. Oder bevor er die ganze Prophezeiung durch sein selbstsüchtiges Verhalten gefährdete. Dafür stand zu viel auf Spiel. Er konnte sich noch ein wenig zurückhalten und ihre Beziehung, wie auch immer diese momentan aussah, richtig angehen.

Aber verdammt, er hatte seine Nase ein weiteres Mal an die Stelle gedrückt, an der ihr Duft am stärksten war. Nicht nur gedrückt, sondern sogar daran gerieben! Fang hatte sie markiert. Etwas, das nur Wölfe untereinander taten, die sich nahe standen. Und während diese Markierung nicht von Dauer war und auch keinen Anspruch auf sie stellte, würden spätestens morgen früh die Hälfte des Rudels die Puzzleteile zusammenfügen.

Er fuhr sich durch das noch feuchte Haar und zog sich stillschweigend im Wohnzimmer um, während er darauf wartete, dass Kaya aus dem einzigen Schlafzimmer der Hütte spazierte und sie endlich reden konnten. Fang hatte das Gespräch zu lange gemieden. Bei Rosa hatte er ein Gespräch unter vier Augen gewünscht, dann war das Abendessen bei Zena gewesen und jetzt hätte er beinahe die Chance ein weiteres Mal verschlafen - weil sein hormongesteuerter Körper übernommen hatte. Er fluchte über sich selbst, während er heißes Wasser auf dem Herd aufstellte und sich auf einen Stuhl niederließ.

Kaya kam mit zittrigen Knien und einer dicken Wolldecke um ihren schlanken Körper gewickelt ins Wohnzimmer und die Unsicherheit schien wieder zurück in ihren Körper gekrochen zu sein und Fang tat das Herz weh, als sie in einigen Metern Abstand von ihm zum Stehen blieb und er sie nicht einfach zu sich ziehen konnte.

Er hielt ihr eine dampfende Tasse Tee vor die Nase, die sie dankend annahm bevor sie sich im Stuhl neben ihm niederließ und sich müde über die Augen rieb.

„Das war ein verdammt langer Tag.", murmelte sie gähnend und legte ihren Kopf auf dem Tisch ab, als wäre er zu schwer für ihre Schultern geworden. Ihre warmen Augen beobachteten ihn wachsam und sein Herz galoppierte sofort wieder los, als er sah, wie ihr Blick ein weiteres Mal zu seinen Lippen huschte. Wie gerne hätte er ihr diesen Wunsch erfüllt. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

„Das kannst du laut sagen.", er lächelte und lehnte sich in seinem Stuhl ein wenig nach vorne, um ihr direkt in die Augen sehen zu können, „Ich hätte das Ganze jetzt auch lieber erst einmal links liegen gelassen, du musst mir glauben. Aber wir müssen darüber reden. Jetzt."

In Kayas Augen blitzte Verständnis auf und ihre gesamte Haltung wurde leichter. Sie nahm einen vorsichtigen Schluck aus ihrem noch dampfenden Tee und verbrannte sich rasch die Zunge, was Fang daran erkannte, wie sie zusammenzuckte und dann das Gesicht verzog. Kaya stellte die Tasse wieder ab und ließ ihren Kopf ein weiteres Mal auf den Tisch sinken. Ihre Augen drohten bereits zuzufallen, also räusperte Fang sich.

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