Kapitel 18 - Kaya

21 5 0
                                    

Kaya stand mit kerzengeradem Rücken vor der Tür von Timea und klopfte bereits zum zweiten Mal an. Den Blick auf die alte Holztür und die wilden Maserungen des Holzes gerichtet, die so perfekt in das Gesamtbild der efeuumrankten Hütte passten.

Fang stand nur weniger Meter hinter ihr und sie konnte seine deutliche Präsenz in ihrem Rücken spüren. Bei dem Gedanken daran, wie sehr er sich heute Morgen über das Frühstück gefreut hatte, musste sie unwillkürlich lächeln. Aber auch die gemeinsame Nähe im See und das geteilte Bett erfüllten sie mit eine Woge von Glück, dass sie so nicht erwartet hatte. Generell hatte sie am Anfang dieses Trips nicht mit dieser Änderung der Ereignisse gerechnet. Aber wer konnte ihr das schon übel nehmen. Sie war wegen eine Prophezeiung hergekommen und das war immer noch das oberste Ziel ihrer Reise.

Sie schnaubte genervt und klopfte ein weiteres Mal gegen die Tür. Dieses Mal ein wenig fester und hinter der Tür ertönte ein tiefes Knurren, dass sie einige Schritte zurückschrecken ließ, bis sie mit ihrem Rücken gegen Fangs Brust stieß, der bei dem Geräusch sofort einen Schritt vor sie setzen wollte, um sie abzuschirmen. Aber so weit kam er nicht, denn dann flog die Tür bereits auf und gab den Blick frei auf einen älteren Herren, mit dichtem weißem Haar, dass in einen langen Bart überging.

Aarling. Du weißt, dass wir zu dieser frühen Morgenstunde keine Audienz empfangen", grummelte der Alte und Fang spannte sich hinter ihr an, bereit dazu, was auch immer zu tun, aber dann sänftigte sich die Miene des Mannes als er Kaya entdeckte und er öffnete die Tür einen Spalt breit, um sie hereinzulassen.

Kaya sammelte ihren ganzen Mut und schob sich wieder an Fang vorbei und betrat ein weiteres Mal die Hütte und ließ sich von dem Mann, von dem sie inzwischen vermutete, dass er Timeas Gefährte war, ins Hausinnere führen.

„Du möchtest bestimmt mit meiner Geliebten sprechen.", sagte der Alte und Kaya erinnerte sich Dunkel an einen Namen, den Fang ihr in seinen Erzählungen über das Rudel genannt hatte. Dako. Sie warf einen fragenden Blick in seine Richtung und er nickte langsam, als hätte er ihre Gedanken aus ihrem Gesicht gelesen.

Kaya drückte ihren Rücken gerade und atmete einmal tief ein, während sie sich auf der selben Couch wie am gestrigen Tag niederließ. Fang ließ sich auch heute wieder neben ihr nieder und sie nutzte den kurzen Moment in dem Dako ihnen Tee einschenkte, um näher in Richtung Fang zu rücken. Ihr Oberschenkel berührte seinen und sie warf ihm ein unsicheres Lächeln zu, als er seinen Kopf zu ihr drehte und eine Augenbraue in stummer Frage hob.

Dako und Timea mussten sie bereits erwartet haben. Auf dem Tisch standen nicht nur Teetassen, Teller und Besteck, sondern auch kleine Törtchen und Knabbersachen, zu denen Dako sie beide mit einem freundlichen Lächeln einlud. Kaya hatte keinen Hunger. Sie wollte Antworten.

„Timea hatte gestern-", fing sie an, wurde aber prompt von Dako unterbrochen, wie sie mit einem tiefen Stirnrunzeln missbilligend wahrnahm.

„Timea muss sich ausruhen. Sie ist nicht in der Verfassung mit euch zu sprechen.", Dakos Stimme hatte einen spitzen Unterton angenommen und Kaya bezweifelte nicht, dass er sofort handeln würde, wenn er auch nur ein klitzekleines Gefühl bekommen würde, dass Kayas und Fangs Anwesenheit seiner Gefährtin schadeten. Seine gesamte Haltung war angespannt. Bereit zum Sprung. Aber Kaya wusste, wie sie damit umzugehen hatte.

„Oh.", murmelte sie und schaute bestürzt auf ihre Beine, „Geht es ihr nicht gut?"

Dako musterte sie eingehend und schwieg. Also gut, diesen alten Mann konnte sie mit ihrer Anteilnahme nicht täuschen. Sie biss sich frustriert auf die Lippe und warf einen hilfesuchenden Blick in Richtung Fang, der zwischen Kaya und Dako hin und her sah und sich dann räusperte.

KAYAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt