Kapitel 28 - Fang

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Nach einer langen Nacht, in der das übrige Rudel nach und nach zur Lichtung zurück gekehrt war und sich Rosa mit Kayas Hilfe um all die Verletzten gekümmert hatte, schmerzte sein Schädel. Er hatte dennoch die gesamte Nacht über Totenwache für ihre Verstorbenen gehalten, bevor er kurz nach Morgeneinbruch gemeinsam mit Eric und Xandyr die Toten begraben hatte.

Dann hatte er sich nach Zaza umgesehen, die Rosa bei sich in der Hütte untergebracht hatte und die vor Erschöpfung tief und fest schlief, als er die Hütte betrat. Ihr winziger Körper zuckte unter der Last ihrer Albträume, in denen sie vermutlich von den Toden ihrer Schwester und Mutter heimgesucht wurde und seine Brust schmerzte beim Anblick seiner Nichte.

Erst nachdem er sich bei Rosa vergewissert hatte, dass die Heilerin ihre Genesung selbst in die Hand nehmen würde, hatte er sich dazu in der Lage gefühlt, sich selbst etwas hinzulegen.

Von erholsamen Schlaf hatte er nicht sprechen können. Auch ihn hatten Albträume gequält und er war immer wieder schweißnass aufgewacht und hatte sich gewünscht, dass wenigstens seine Gefährtin bei ihm sein würde, um ihm etwas Trost zu spenden. Aber Kaya hatte es sich immer noch zur Aufgabe gemacht, die kleineren Wunden des Rudels zu waschen und Rosa zur Hand zu gehen. Als sie sich nach Stunden harter Arbeit erschöpft neben ihn legte, war bereits wieder wach.

Die Unruhe trieb ihn dazu auf und ab zu tigern, bis sich ein Gedanke in ihm festigte, der ihn wohl nicht so schnell wieder loslassen würde.

"Fang. Du musst dich etwas ausruhen.", flüsterte Kaya hinter ihm und ihre Stimme klang so besorgt um ihn, dass ihm ein weiteres Mal fast das Herz brach. Als er sich zu ihr drehte, sah sie ihn aus halb-offenen Augen erschöpft an und in ihren Augen schimmerten Tränen.

Ein schlechtes Gewissen überkam ihn, als er den Augenkontakt genauso erschöpft erwiderte. Sie würde ihn nicht losziehen lassen, wenn sie wüsste, mit welchem Gedanken er spielte. Aber es blieb ihm keine andere Wahl.
Um den Feind endgültig loszuwerden, mussten sie wissen, mit wem sie sich anlegten. Wer ihr Feind war. Wie groß das Berg-Rudel inzwischen war, wer ihr Anführer war, wo ihre Schwachstellen waren. Und wenn er all das erfahren hatte, erst dann würde er zurückkehren können und sie könnten einen Plan ausklügeln. Eine realistische Chance auf das Überleben erhalten.

"An was denkst du?", sie setzte sich auf und rieb sich müde über die Augen und Fang fluchte innerlich leise.

Sie kannte ihn bereits viel zu gut, als dass er sich einfach so hätte wegschleichen können. Das Band, das sie verband, musste stark sein, wenn sie ihn trotz ihrer wenigen Erfahrungen und trotz ihres Unwissens so gut lesen konnte. Verdammt, Kaya wusste immer noch nicht, dass er ihr Gefährte war. Er wusste nicht einmal, ob sie diesen Brauch der Gestaltswandler überhaupt kannte. Vermutlich nicht. Seine überaus schöne, ahnungslose Kaya.

"Ich muss in Erfahrung bringen, mit wem wir es zu tun haben.", murmelte er leise und sah dabei zu, wie sich ihre Mundwinkel nach unten zogen. Kayas Augen glänzten verdächtig und sie streckte die Hand nach ihm aus, als wollte sie ihn zurückhalten.
Mit zittrigen Fingern griff er danach und hielt ihre Hand für eine Weile einfach nur stumm fest.

Sie schwiegen in vollkommener Einheit. Dann knarrte das Bett, als Kaya aufstand und ihre Arme um seinen Nacken schlang und ihn an sich drückte. Durch den dünnen Stoff ihres Shirts konnte er ihr Herz schlagen hören. Es klopfte genauso schnell, wie sein eigenes.

"Versprich mir, dass du auf dich aufpasst. Dass du heile wieder zurück kommst." Eine stumme Träne bahnte sich ihren Weg aus ihrem Augenwinkel über ihre Wange und Fang wischte sie vorsichtig mit dem Handrücken weg.

"Ich gebe mein Bestes."

Ein trauriges Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit und er drückte sie ein letztes Mal an sich und zog tief ihren beruhigenden Geruch ein, bevor er sie losließ und sich rückwärts von ihr entfernte, um sie noch eine Weile länger betrachten zu können.

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