Kapitel 30 - Fang

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Kaya zu Küssen war erschreckend einnehmend. Nicht, dass er das nicht zuvor bereits geahnt hatte. Aber er hatte die Intensität und das Verlangen unterschätzt, das in ihm gebrodelt hatte und jetzt an die Oberfläche hervorbrach. Er küsste sie, als wäre er am Ertrinken und sie die Rettungsleine, die ihn an der Oberfläche hielt.

All seine Nervenenden schienen in Feuer zu stehen, seine Gedanken und Rationalität hatten sich schon lange verabschiedet

Da war nur Kaya, Kaya, Kaya.

Die Art und Weise, wie sie ihren weichen Körper an seinen presste, wie ihre Finger mit den kurzen Haaren in seinem Nacken spielten, ihr Duft, der all seine Sinne einnahm und ihre federleichten Lippen, die sich immer wieder um seine schlossen.

Er wünschte sich, dass dieser Moment nie enden würde und zog sie, wenn möglich, noch etwas näher zu sich heran, um den Kuss zu vertiefen. Kaya atmete überrascht ein und er nutzte den Moment um seine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten zu lassen und ihren Mund zu erkunden. Er nahm sich Zeit. Denn sein Ziel war, jeden einzelnen Winkel ihres schönen Mundes kennenzulernen.

Kaya stöhnte leise und das Geräusch schoss wie ein Blitz durch seinen Körper. Seine Hand fand einen Weg unter ihr vom Training verschwitztes Shirt - genau dort, wo sein Daumen bereits zuvor auf nackte Haut gestoßen war und er fuhr mit seiner rauen Hand sanft über die weiche Haut, die ihn dort begrüßte. Kayas Griff in den feinen Haaren seines Nackens verfestigte sich.

"Das nennt ihr trainieren?"

Fang riss etwas desorientiert die Augen auf, als Kaya erschrocken zusammenfuhr und sich von ihm löste. Er hielt sie aber weiterhin fest. Nichts und niemand würde ihn jetzt dazu bringen, sie loszulassen. Nur widerstrebend löste er sich von dem Anblick, den Kaya ihm bot. Mit hochroten Wangen, einem glasigen, verwirrten Ausdruck in den Augen und roten, leicht geschwollenen Lippen. Lippen, für die er der Grund war. Sie hatten sich geküsst! Richtig geküsst.

"Ich wollte euch eigentlich nur etwas zu Trinken vorbeibringen.", begann die Stimme erneut und Fang schloss kurz genervt die Augen, bevor er seinen Blick von Kaya losriss und zu Xandyr wandern ließ, der sie beide amüsiert betrachtete, "Kann ja keiner ahnen, dass ihr beide übereinander herfällt, sobald niemand hinschaut!"

Fang schnaubte und warf seinem Freund und Rudel-Mitglied einen bitterbösen Blick zu, der ihn hoffentlich dazu veranlasste, sich möglichst schnell zu verkrümeln. Aber nichts dergleichen. Xandyr hob nur gespielt ergebend seine Hände in die Luft und grinste hämisch. Kaya hingegen, die allzeit freundliche und höfliche Kaya, griff mit immer noch roten Wangen peinlich berührt nach dem Wasser, das Xandyr in seiner ausgestreckten Hand hielt und bedankte sich leise.

"Na dann.", sagte der Gestaltswandler und sah kurz ein weiteres Mal zu Fang, "Hoffe ich stark, dass ihr nicht vergessen habt, für was ihr eigentlich trainieren wolltet."

Kaya sah beschämt auf den Boden und versuchte dann ihren Scham zu verstecken, in dem sie gierig einen Schluck Wasser ihren Rachen hinunterschüttete. Und Fang hätte Xandyr sein dämliches Grinsen am liebsten aus dem Gesicht geprügelt. Aber er wusste, dass der Ältere im Grunde recht hatte, also beließ er es bei einem halbherzigen Knurren.

"Verpiss dich, North.", grummelte er und Xandyr zog sich lachend zurück bis an den Rand der Lichtung, um zurück zu kehren, zu was auch immer er gerade hatte fallen und liegen lassen, um ihm hier auf die Eier zu gehen.

„Oder macht halt weiter, was weiß ich.", er gackerte über seinen eigenen Witz, wie ein wildgewordenes Huhn, „So viel angestaute Energie ist vielleicht nicht so förderlich. Wir brauchen euch lebendig."

Und dann war er verschwunden und Fang seufzte genervt, bevor er sich ein weiteres Mal zu Kaya umdrehte, die ihn bereits wieder im Blick hatte.

Sie hatte immer noch diesen leicht erschrockenen Gesichtsausdruck auf dem Gesicht, der Fang zum Schmunzeln brachte. Er konnte das kleine Lachen, das sich seine Kehle empor kämpfte, nicht unterdrücken. Und Kaya schien es ganz ähnlich zu gehen. Sie hielt sich mit ihrer linken Hand sachte an seinem Arm fest und brach in schallendes Gelächter aus, das irgendeinen wunden Punkten in ihm erwärmte und es fühlte sich an, als würde ihr Lachen ihn besänftigen, nein, sogar heilen.

KAYAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt