Spitze Zähne sanken in ihre weiche Haut und hinterließen tiefe punktartige, blutige Wunden, aus denen das Blut nur so strömte. Ihr Kopf dröhnte immer noch von dem Aufprall mit dem Felsen, die Sicht vor ihr verschwamm vor ihren Augen und sie schrie.
Kaya schrie vor Schmerzen und mit dem Wissen, dass ihre letzte Sekunde geschlagen hatte, denn der Wolf hatte sie zuvor ein ganzes Stück von der Lichtung weggedrängt, von der sie immer noch vage Kampfgeräusche neben dem Reißen ihrer Haut wahrnehmen konnte.
Fang durfte nicht eingreifen, sonst hatte sie verloren. Aber selbst wenn er dürfte, er war zu weit entfernt und vermutlich selbst in einen Kampf verwickelt.
Der Wolf riss seine Zähne aus ihrem Fleisch und das Blut spritzte und zwang sie dazu, es sich aus ihrem Sichtfeld zu schütteln.
Alles brannte und sie bekam unter dem Gewicht des massigen Körpers über ihr kaum Luft.
Das Blut pumpte stetig aus ihrer Wunde am Hals und sie wusste instinktiv, dass sie zu viel Blut verlor, als sich eine kaltschweißige Schicht zu dem klebrigen Blut gesellte und ihr Blickfeld weiter verschwamm.Sie musste jetzt etwas tun, oder der Anführer würde ihr in wenigen Sekunden die Kehle herausreißen und sie würde hier mitten im Wald elendig verbluten. Wenn sie das nicht ohnehin tun würde - denn das Blut wollte nicht aufhören zu fließen.
„Ihr werdet das alle noch bereuen.", Spucke und ihr eigenes Blut spritzte aus dem Maul des Wolfes auf sie und dann krallten sich Krallen in ihre Brust und der Wolf riss ein weiteres Mal sein Maul auf, um ihr ein Ende zu bereiten und sein Versprechen einzuhalten.
Kaya trat mit dem letzten bisschen Kraft, das in ihrem Körper war zu und erwischte den Hinterlauf, den sie zuvor bereits verletzt hatte. Der Wolf rutschte weg und sie nutzte den Sturz, um ihre Zähne wild in seinen Nacken zu schlagen und zu reißen. Der Wolf jaulte auf und sie drehte sich um und drohte vor Erleichterung, dass sie sich befreit hatte beinahe umzufallen, als sie angewidert ein Stückchen Fleisch und Fell ausspuckte.
Ihr Angriff hielt ihn allerdings nicht lange auf. Sie hatte gerade einmal zwei wankende Schritte getan, als er schon wieder auf den Füßen war und auf sie zu stürzte.
Kaya hatte keine Zeit sich einen Plan zurechtzulegen oder sich gar in eine Verteidigungsposition zu werfen.
Benommen blinzelte sie die Schlieren weg, die sich über ihr Sichtfeld zogen und rannte los.Innerlich dankte sie Fang für die ewigen Stunden Ausdauertraining, in der er sie Runden um die Lichtung hatte laufen lassen. So hatte sie wenigstens genügend Luft, auch wenn die klaffende Wunde an ihrem Hals und ihr pochender Schädel sie etwas lähmten.
Aber ihr Gegner hatte ebenfalls zu kämpfen. Sie hörte ihn hinter sich schwer atmen, während Bäume um Bäume an ihnen vorbei zischten. Es würde allerdings nicht mehr lange dauern und das restliche Fünkchen Energie würde ihren Körper verlassen.
Kaya fluchte, als sie über eine dicke Wurzel stolperte und sie den heißen Atem des Wolfes in ihrem Nacken spürte, als dieser sie aufholte. Ein Büschel Fell wurde ihr rausgerissen und Tränen schossen ihr in die Augen, die sie hektisch weg blinzelte.
Als ihre Vorderpfote ein weiteres Mal auf dem Waldboden aufkam, schoss ein spitzer Schmerz ihren Körper empor, den sie kaum ignorieren konnte.Das war's, dachte sie, als sie sich verbissen eine Erhöhung empor kämpfte und erkannte, dass die Erhöhung ins Nichts führte. Wenn sie jetzt weiter rannte, würde sie in die Tiefe stürzen und sich alle Knochen brechen. Aber stehenbleiben war keine Option, denn hinter ihr schnappte immer noch wütend der Kiefer des Wolfes nach ihr.

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KAYA
Hombres LoboNach einer überraschenden Beförderung ist Kaya einer heißen Spur auf den Versen, die das Potenzial hat, ihre gesamte Weltsicht einzureißen. Fang glaubt an die Prophezeiung, die ihm Hilfe für sein Rudel verspricht und verlässt das erste Mal den sich...