Kapitel 24 - Kaya

19 2 0
                                    

Kayas gesamter Körper schmerzte. Sie bekam kaum Luft und wusste weder wo unten, noch wo oben war. Der Raum drehte sich unentwegt und wenn das Fieber sie nicht gerade übermannte, konnte sie sich trotzdem vor Erschöpfung kaum rühren.

Das Essen war ihr verdammt schwer gefallen. Und das obwohl sich Lili und Maeve immer verdammt viel Mühe gegeben hatten, um etwas Brühe und Wasser in ihren Körper zu befördern. Sie hatte dennoch das Gefühl, nichts wirklich bei sich behalten zu können. All das Wasser hatte sie in nur wenigen Minuten wieder ausgeschwitzt.

Dein Körper will in seine Wolfsform.

Fangs Worte hallten immer wieder durch ihren Kopf. Sie würde diesem Verlangen so gerne nachkommen, wenn es ihre Schmerzen linderte, aber sie wusste nicht wie. Ein Wolf. Sie war eine Wolfs-Gestaltswandlerin. Wie ihre leibliche Mutter. Und niemand hatte es je gewusst. Ihr Kopf dröhnte und sie rollte sich zur Seite, konzentrierte sich auf das Atmen, wie Maeve es ihr geraten hatte.

Fang war zwischenzeitlich kurz verschwunden gewesen und sie wusste nur, dass er da war, weil sie das plötzliche Verlangen überkam, ihm nahe zu sein. Über ihre Augen hatte sich ein blasser Nebel gelegt und so sah sie seine bernsteinfarbenen Augen, die sie aus einem massigen Wolfsschädel anstarrten, nur sehr verschwommen. Aber er war da. Saß vor ihrem Bett und starrte sie besorgt an.

Kaya hielt ihre Augen auf ihn gerichtet, während spitze Wolfskrallen ihre Nägel ersetzten und Schmerzwelle um Schmerzwelle über sie brandete. Maeves scheinbar beruhigende Worte nahm sie kaum mehr wahr. Sie konnte sie über das Dröhnen ihres Kopfes nicht einmal mehr richtig hören. Fangs Verwandlung hatte nie so schmerzhaft ausgesehen. Und sie hatte nie so lange gedauert. Die wenigen Male, die sie ihn dabei gesehen hatte, hatten nicht einmal eine Minute gedauert.

Übelkeit überkam sie, als sich Fell über ihre Arme und Beine ausbreitete und ihre Knochen begannen sich zu verformen und dann musste sie doch die Augen schließen und den Kopf von Fangs abgewandtem Kopf wegdrehen.
Ein scharfer Stich durchfuhr sie, als ihre Wirbelsäule sich krümmte und ihr Kopf sich verformte - ihr eine Schnauze wuchs.

Sie war sich ziemlich sicher, dass sie mehrere Sekunden weg - ohnmächtig - war, bevor die Verwandlung abgeschlossen war und zehntausend einzelne Empfindungen auf sie einstürzten.

Nur vage nahm sie wahr, wie Maeve die Luft einsog, denn sie konnte ihre Augen nicht von dem weißen Fell wenden, dass ihre Gliedmaßen überzog und das auch Fang zur selben Zeit verwundert musterte. Fang, der jetzt direkt vor ihr stand und sie aus bernsteinfarbenen Augen besorgt und fasziniert zugleich musterte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als er seine Schnauze in ihr Nackenfell vergrub und sie seinen heißen Atem spüren konnte.

Und dann setzten ihre anderen Wolfssinne ein und ihre Schnauze zitterte, als sie seinen Geruch tief einsog. Erleichterung durchströmte sie und eine innere Ruhe legte sich über ihre schmerzende Gestalt, als hätte seine Nähe ihren geschwächten Körper instinktiv geheilt.

Überrascht riss sie ihre Augen auf, aber bevor sie ihre neue Form noch weiter erkunden konnte, durchfuhr sie wieder ein stechender Schmerz und in nur wenigen Sekunden war sie wieder sie selbst.

Die Rückverwandlung war so viel schneller von statten gegangen, aber sie ließ sie so erschöpft zurück, dass sie nicht einmal die Kraft hatte, die Bettdecke über ihren nackten Körper zu ziehen. Nicht einmal Scham fühlte sie, als Fang die Decke zwischen den Zähnen über sie zog und sie dankbar ihre Finger in dem weichen Fell seines Schädels vergrub.

„Geht es dir gut?", Maeve war direkt bei ihr und reichte ihr das Wasserglas, das sie mit zittrigen Händen entgegen nahm und in einem einzigen gierigen Zug leerte. Ihr Rachen fühlte sich an wie eine einzige Wüste.

KAYAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt