11 Im Feuerkreis

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Während Runa bereits im Wald war, flogen Ragna und Phil in einer Wolke. Sie hatten Glück, denn der Wind trieb sie nach Norden. Sie segelten so langsam, dass sie im gleichen Tempo wie der Cumulus vorankamen, ohne den schützenden Nebel zu verlassen. Draussen kreisten noch immer die Hypogriffen und warteten, dass sie wieder auftauchten.

Immer wieder kamen sie aus Versehen nahe an das Ende des Nebels. Sobald er weniger dicht war, drehten sie um und flogen zurück in die Mitte der Wolke. Manchmal wagte sich Ragna etwas tiefer hinab und betrachtete kurz die Landschaft unter sich. Sie überprüfte, ob die Wolke noch immer gegen Norden wehte und sie mit ihr in die richtige Richtung flogen.

Phil und Ragna wagten es nicht den Nebel zu verlassen und schneller zu fliegen, denn noch immer flogen unzählige Hypogriffen in ihrer Nähe und warteten, bis sie aus der Wolke auftauchten. Erst als es hell war und die Sonne höher stand drehte der Wind. Sie verliessen die Wolke erzwungener Massen. Die Hypogriffen, waren verschwunden. Denn nach vielen Stunden waren sie müde geworden und mussten sich auf der Erde ausruhen. Der Flughund konnte viel länger in der Luft bleiben. Er musste nicht mit den Flügeln schlagen, um die Höhe zu halten, sondern hatte sie ausgebreitet und segelte, ohne viel Mühe in der Luft.

Erleichtert setzten sie ihre Reise in schnellerem Tempo fort.

Irgendwann sahen sie in der Ferne den Wald. Dort drüben flogen noch einige Hypogriffen, doch hier um sie war der Himmel leer.

Ragna lenkte den Flughund zu den dicht stehenden Bäumen und flog tief über den Wipfeln. Die Hypogriffen in einiger Entfernung wagten nicht den Bäumen zu nahe zu kommen, denn die Silvaridis beobachteten sie aus dem Blätterdach. Ihre giftigen Pfeile waren innerhalb kürzester Zeit tödlich, selbst wenn sie nicht durch ihren Einschlag ihr Opfer gefährlich verletzten. Das Gift breitete sich in jedem getroffenen Körper aus und lähmte die Muskeln aller lebenden Kreaturen dieser Welt.

Die Schattensoldaten flogen weiter oben und konnten dem Flughund, der nahe über den Baumkronen segelte nichts anhaben. Die Silvaridis wussten von Ragnas Ankunft und schossen nicht auf den Flughund.

Ragna und Phil landeten mitten im Wald am Rand des Sees. Es war bereits wieder Abend geworden und die Mücken tanzten über dem Wasser.

Ragna und Phil sprangen erschöpft hinab auf festen Boden. Der Flughund segelte zwischen die Bäume und ruhten sich in einem der dicken Äste aus.

Ragna rief über den See und zum zweiten Mal an diesem Tag wurde er wild. Zwischen den Wellen tauchte die Wasserfrau mit einigen Begleitern auf. Sie begrüsste Ragna, freundlicher als sie es bei Runa getan hatte. Doch Phil beäugte sie ebenfalls verächtlich. Auch ihm waren die riesigen Echsen und die Seegeschöpfe, die auf ihnen ritten, alles andere als geheuer. Doch glücklicherweise musste er sich ihnen nicht nähern.

Erleichterung durchströmten Ragna und Phil, als die Wasserfrau ihnen von Runas Ankunft erzähle. Sie rief einen Silvaridis der nahe in einem Baum wache hielt und beauftragte ihn, die zwei weiteren Gäste zu Runa zu bringen. Da sie sich in einem anderen Teil des Waldes befanden brauchten sie noch einige Stunden, in denen sie in der Dunkelheit durch den Wald wanderten. Einige magisch leuchtende Insekten glühten in der Dunkelheit. Seltsame Geräusche erklangen in der Finsternis. Der Silvaridis sah die Umrisse des Waldes trotz der Dunkelheit und führte die zwei Menschen hindurch. Phil erschrak, als er irgendwo ein Heulen hörte. Der Silvaridis beruhigte ihn jedoch und erklärte, dass Wölfe zu scheu waren, um sich Menschen zu nähern.

Schliesslich erreichten sie Bäume in deren Kronen die kleinen Baumhäuser und Hängematten der Silvaridis hingen. Da Runa bereits schlief und Phil und Ragna unendlich erschöpft waren, brachte der Silvaridis sie zu einem eigenen Schlafplatz. Nach mehr als einem Tag und einer Nacht ohne Schlaf verloren sie sich bald in tiefen Träumen. Ragna war zum ersten Mal seit Tagen entspannt und nichtmehr um Runas Sicherheit besorgt. Morgen wäre ein neuer Tag, um die nächsten Schritte zu planen.

Runa: Chaos der ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt