24 Eisige Hände

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Runa und Saphira sassen in dem kleinen Militärflugzeug, angeschnallt auf ihren Sitzen. Der Boden raste unter ihnen vorbei. Die Maschine lärmte trotz der Ohrschützer. Sie hielten ihre Hände und schwiegen.

Zika war bei ihnen im Flugzeug. Ihre Haare standen zu Berge, während sie sich unter einen Sitz zusammengekauert hatte. Wütend funkelte sie die Soldaten an Bord an, wenn sie sich ihr zu sehr näherten. Sie war der Gefangennahme wie Runa es vermutet hatte entwischt. Mehrere Tage hatte sie sich im Tannenwald versteckt und das Treiben am Eingang zu dem Unterirdischen Militärstützpunkt beobachtet.

Runa hatte sie nach ihrem Gespräch mit dem General im Wald gerufen und ihr alles erzählt. Es hatte viel Überredungskunst erfordert, sie an Bord eines Flugzeuges zu bewegen. Schliesslich hatte sie sich mit der Aussicht nachhause zu gehen überzeugen lassen, auch wenn es nur für kurze Dauer war. Sie wollte Runa bis zum Schluss begleiten, gerade weil sie den Männern des Ministeriums für Staatssicherheit nicht traute.

Die Landung auf dem Gras der Ebene war unsanft. Holpernd kam das Flugzeug zum Stehen. Sie stiegen aus. Vor ihnen erstreckte sich noch ein Stück Wiese und dahinter erhoben sich die mächtigen Bäume des Nordwaldes. Runa überkam einen Anflug an Sehnsucht. Wie gerne würde sie hier noch eine Weile bleiben und Saphira all das magische, dass sich dort versteckte zeigen. Doch sie hatten keine Zeit.

«Wir warten hier!», rief der General ihnen über den Wind hinweg zu.

Er hatte sie persönlich begleitet und dem Generalleutnant befohlen alles für den Kampf vorzubereiten. Ihre Freunde hatten Runa und Saphira über den Plan unterrichtet. Sie alle befanden sich nun wohl schon auf dem Weg, zu dem Ort, an dem Abbadon heraufbeschworen werden sollte. Noch immer wussten nur eine Handvoll Leute, wo er sich befand.

Zika hüpfte besser gelaunt über das Gras.

«Ich gehe voraus und sage, dass ihr kommt.»

Runa nickte.

«Danke.»

An Saphira gewandt fügte sie hinzu, «letztes Mal bin ich in eine Falle gelaufen und musste in einem Netz zwischen den Bäumen hängen. Sie haben nicht gerne fremde Gäste im Wald.»

Runa lächelte.

«Ich habe wohl Glück, dass wir dieses Mal Zika bei uns haben.»

«Ja und wie.»

Sie gingen gemächlich auf den Waldrand zu. Zika war schon zwischen den Bäumen verschwunden. Runa hielt Saphiras Hand, während sie die Wipfel nach den Silvaridis absuchte. Sie sah einen Ast schwanken, ansonsten entdeckte sie nichts.

Ein bekannter Pfiff erklang von oben. Sie betraten den Wald. Kurz darauf sprang Zika von einem Ast zu Boden, gefolgt von zwei ihrer Artgenossen.

«Das sind Ravi und Kim.»

Runa und Saphira begrüssten sie mit einem Winken.

«Hallo.»

Zu fünft gingen sie durch den Moosbewachsenen Wald zum Fluss. Zika rief über das Wasser. Die Wellen begannen sich zu heben.

«Sie sind ein bisschen erschreckend, aber du musst keine Angst haben», flüsterte Runa Saphira zu, weil sie nicht wollte, dass die Silvaridis es hörten.

Ein paar Wassermenschen ritten auf ihren Echsen ans Ufer. Ihre Speere stellten sie vor sich auf die Erde. Runa erkannte ihre Anführerin wieder. Sie hatte ganz vergessen wie einnehmend ihre Aura war.

Die Wasserfrau musterte sie mit ihren Türkisblauen Augen kühl. Sie roch nach Seetang und Meerwind.

«Seid gegrüsst. Was willst duuu wieder hier?»

Runa: Chaos der ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt