Der Regen fiel in Fäden vom Himmel. Immer wieder donnert und blitzte es zur selben Zeit. Das Gewitter war nun direkt über ihnen. Selbst im Hafen schwankten die Schiffe beträchtlich. Koval stand auf dem Schiff mit einem Regenschirm über sich. Die Feen schwirrten um seinen Kopf herum und versuchten nicht nass zu werden. Das Wetter gefiel ihnen ebenso wenig, wie es einem Schmetterling gefallen würde. Ihre zarten Flügel waren nicht weniger empfindlich. Sie winkten den anderen zu, die schon auf dem Steg standen.
Koval reichte Runa die Hand und wünschte ihr viel Glück.
«Ich werde die Feen sicher zurückgeleiten und dem Wald von deiner Reise berichten. Wir werden bereit sein, um zu kämpfen, wenn du zurückkehrst.»
Runa nickte und bedankte sich, während sie versuchte sich nicht anmerken zulassen, dass sein fester Händedruck schmerzte. Ein zaghaftes Lächeln glitt über ihre Lippen.
Koval verneigte sich und reichte ihr mit beiden Händen einen kleinen Dolch. In seinen Griff waren zwischen rankigen Pflanzen allerlei Gesichter von Tieren und Wesen eingraviert. Mit grossen Augen musterte Runa die Verzierungen.
«Er wird dich beschützen, wenn ich nicht da bin. Auf das wir uns wiedersehen. Es war mir eine Ehre dir zu dienen.»
«Eeehm du musst dich nicht verneigen. Danke vielmals Koval dass du mitgekommen bist und für den Dolch. Er ist wunderschön.»
Er nickte und wies mit der Hand zu den anderen.
Runa sah zu ihnen und hob die Hand zum Gruss um den Feen zu Winken.
«Auf Wiedersehen», erschallten die hellen Stimmen der drei winzigen Geschöpfe.
Runa sprang über die Lücke zwischen dem Boot und dem Steg zu den anderen, die dort auf sie warteten.
Als Gruppe gingen sie über den Steg zum Hafen. Sie waren bereits nach kurzer Zeit bis auf die Haut durchnässt. Zika schien die einzige zu sein der der Regen nichts ausmachte. Sie tanzte vergnügt. Streckte die Arme aus und drehte sich in einer Pirouette um sich selbst.
Schweigend gingen die anderen über den Steg in Richtung von Mairun. Auf den Strassen wichen sie Pfützen und Rinnsalen aus, die sich auf dem Teer gebildet hatten. Niemand war bei diesem Wetter draussen. Die Betongebäude um den Hafen wurden im Zentrum von alten Fachwerkhäusern abgelöst. Thore führte sie zielstrebig durch die kleinen mit Pflastersteinen bedeckten Strassen. Unter dem Namenschild Herberge zum Hirsch, das im Wind quietschte, blieben sie stehen. Runa schlang die Arme um Ragna.
«Mach's gut und pass auf dich auf.»
«Ja, versprochen.»
Runa umarmte Tara, die sich an die Hausmauer gelehnt hatte.
«Werde bald gesund.»
Sie nickte und strich Runa sanft übers Haar.
«Mach keinen Unsinn Kleine», sagte sie mit einem Zwinkern.
Tara hob die Hände. Ein Stück Eisen von einem alten rostigen Zaun brach ab, schwebte zu ihr und formte sich zu vielen kleinen Spitzen.
«Heb die Füsse hoch.»
Das Metall grub sich in die dicken Sohlen von Runas Schuh.
«Das Gebirge wird nach dem Regen rutschig sein.»
Tara wiederholte dasselbe bei Runas zweitem Schuh und bei den anderen, die sie begleiten würden.
Schliesslich gingen Ragna und Tara in die Herberge hinein.
Thore, Zika, Saphira, Phil und Runa machten sich auf den Weg. In einem Geschäft kauften sie Proviant. Danach fuhren sie mit dem Zug aus der Stadt hinaus tiefer in die Berge hinein. Runa musterte skeptisch die wenigen Menschen, die mit ihnen fuhren. Die wenigen anderen Passagiere schienen sie jedoch nicht zu beachten. Runa lehnte den Kopf an Saphiras Schulter. Der Zug ratterte über die Schienen und machte ihre Lieder schwer. Es kam ihr so vor, als sei sie gerade erst eingedämmert, als Saphira sie sanft weckte.
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Runa: Chaos der Erinnerung
FantasyEine alte Prophezeiung warnt vor dem Dämon Abbadon der die Macht über die Menschen erkämpfen will und prophezeit zwei Mädchen die eine aussergewöhnliche Gabe besitzen. Sie könnten ihn besiegen oder ihm weitere Macht über die Menschen bringen. Runa...