18 Gefühle

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Das Schiff schwankte. Immer wieder fiel der Bug in ein neues Wellental. Der Wind war stärker geworden. Graue Wolken türmten sich am Horizont.

«Wir müssen in einen Hafen, bevor das Gewitter uns erreicht», schrie Thore durch den Wind. Er stand am Steuer und musterte den Himmel. Seine Augenbrauen zogen sich auf seiner Stirn zusammen.

Phil holte eilig, dass grosse Segel ein. Danach zog er ein kleineres auf den Mast. Das weisse Tuch blähte sich im Wind.

Runa hielt sich an der Reling fest, als das Schiff erneut von einer Welle gehoben wurde und drauf hinunter krachte.

«Erreichen wir Mairun rechtzeitig?», schrie Runa zu Thore hinüber.

Er musterte die Wolken.

«Wir können es hoffen.»

Saphira sass am Rand des Schiffs. Ihre Kleider trieften, vom Wasser, dass immer wieder über die Reling schlug. Ihre Haare wirbelten im Wind. Kurz wechselte sie mit Runa einen Blick.

Seit zwei Tagen waren sie nun auf dem Meer. Zwei Tage in denen nicht viel geschehen war. Sie hatten sich ausgeruht und in der Sonne gelegen. Am Abend hatten sie in Buchten halt gemacht und waren Schwimmen gegangen. Runa lächelte, als sie daran dachte, wie alle zusammen am Lagerfeuer am Strand gesungen hatten. Nun nicht ganz alle, Zika hatte immer genügend Abstand zu den Flammen gewahrt.

Die Zeit war schön gewesen und sie alle hatten die Ruhe bitter benötigt. Besonders Tara die sich noch immer von der Schusswunde erholen musste.

Wehmütig dachte Runa, dass diese Zeit nun zu Ende ging. In Mairun würde sie sich trennen. Koval und die Feen würden mit dem Schiff zurückfahren und nachhause gehen. Tara war noch nicht gesund genug, um sich auf die Suche zu der Militärbasis zu machen, wo hoffentlich Lusili war. Laut Thore lag diese im Hosangebirge, was definitiv für Tara noch nicht erreichbar war.

Runa stieg hinab in die Koje und setzte sich zu Ragna.

«Wie geht es Tara?»

«Besser, aber sie braucht noch eine Weile Ruhe.»

«Bleibst du bei ihr in Mairun?»

Ragna seufzte.

«Ich kann dich doch nicht allein lassen.»

«Die anderen kommen mit mir. Ich werde nicht allein sein. Ragna, du hast mich beschützt, versteckt und mich ausgebildet. Aber jetzt bin ich nicht mehr hilflos. Nicht mit Saphira an meiner Seite. Ich schaffe das auch ohne dich.»

«Du bist so schnell gross geworden mein Mädchen.» Ragna strich liebevoll über Runas Wange.

«Kümmere dich um Tara und ich komme wieder, wenn ich mit Lusili gesprochen habe.»

«Willst du sagen ich bin zu alt, um auf deine Mission zu kommen?» Ihre Augen funkelten.

«Ragna du weisst das Tara dich braucht, niemand anders könnte sich so gut um sie kümmern. Nun abgesehen von den Moosweibchen vielleicht.»

«Schon gut. Ich weiss, ich werde nicht jünger und das Hosangebirge ist nicht gerade gnädig.»

Runa nickte. Es stimmte seit Orells Tod war Ragna nicht mehr dieselbe. Runa seufzte leise. Ragna hatte Schmerzen in den Gelenken bei dem rauen Wetter. Tiefe Furchen durchzogen ihr Gesicht. Sicher sie war noch immer kräftig für ihr alter, doch inzwischen merkte man es ihr an.

«Nun ich bleibe bei Tara, aber versprich mir heil zurückzukommen.»

«Versprochen, nun sind es immerhin nur Gendarmen und hoffentlich weniger Schattensoldaten im Vergleich zu Basin.»

Runa: Chaos der ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt