28 Die Welt dazwischen

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Runa irrte durch den Nebel. Der Boden war eine Wiese deren Halme mit Frostblumen überzogen war. Es herrschte absolute Stille. Manchmal rief sie ins Nichts. Niemand Antwortete. Nach einer Weile sah sie plötzlich ein Leuchten. Sie ging darauf zu. Von einer nicht identifizierbaren Richtung hörte sie Saphiras Stimme um Hilfe flehen. Runa begann auf das Licht zu zu Rennen. Es kam nicht näher. Sie blieb stehen und lauschte. Aus weiter Ferne erklang ein Donnern. Abadon

Runa schloss die Augen. Es war ihr, als wäre das Leuchten nun heller.

«Wo bist du?», fragte sie.

Energie durchströmte Runa. Es knisterte in ihr und wärmte die Kälte.

«Ich befehle dir alle Seelen deiner Schattensoldaten freizulassen.»

Sie hörte Saphiras Stimme in sich. Fühlte ihre Furcht und das Zittern der Erde, obwohl sich kein gefrorener Grashalm bewegte. Sie fühlte Abadons Wut.

«Befolge unseren Befehl», sagte Runa laut.

Mit geschlossenen Augen stand sie reglos da. Weit entfernt erklangen Schreie, sie erkannte dieses Geräusch nur allzu gut. Es waren die Schreie von Hippogryphen. Erneut bebte es, stärker als zuvor.

Lass sie gehen.

Abadon grollte. Ein Schrei erklang. Rose.

Plötzlich erlosch die Energie in Runa. Es war wieder still in ihr. Sie starte ihre Hände an, die sanft leuchteten und nun erloschen. Sie fühlte nichts mehr von Saphira. Ihre Brust war leer. Eine furchtbare Angst packte sie.

«Saphira!??»

Ihre Stimme überschlug sich. Der Nebel verschluckte ihren verzweifelten Ruf. Wieder schrie sie ihren Namen. Stille.

Runa rannte. Blind.

Nach einer Ewigkeit blieb sie stehen. Da gewahrte sie ein Leuchten. Es war anders. Sie fühlte nichts in sich. Es war nicht Saphira. Trotzdem ging sie darauf zu. Solange sie nur aus diesem Nebel herausfand. Er wurde lichter.

Zwischen glitzerndem Raureif stand eine leuchtende Gestalt. Sie sang.

Runa blieb stehen. Die Stimme erfüllte sie mit Ruhe. Sie lauschte dem Lied. Es klang zart und mächtig zugleich. Die Luft zitterte von den Wellen der Stimme. Die Grashalme wiegten sich mit ihr. Das Eis schmolz. Weisse Blumen sprossen. Runa erkannte den Löwenzahn trotz der Farbe wie Schnee. Schmetterlinge lösten sich vom Kleid der Frau. Sie schienen aus Licht zu bestehen. Ihre Flügel bewegten sich auf und zu, während sie Nektar der Blumen tranken. Sie erhoben sich wieder und setzten sich zurück auf das Kleid der Frau. Der Löwenzahn verblühte zu unzähligen Pusteblumen, die zu leuchten begannen. Die Musik wurde leiser und verstummte. Der Nebel war verschwunden. Bis zum Horizont leuchteten die Pusteblumen und verschmolzen dort mit einem Sternenklaren Nachthimmel.

«Du hast mich gefunden.»

Die Frau lächelte. Ihr Licht war hell, doch es blendete nicht.

«Fühlst du die Ruhe?»

Runa nickte.

«Der Nebel ist fort. Nun wirst du sie finden. Lausche deinem Herz und es führt dich zu ihr, aber du musst die Ruhe bewahren.»

Runa hörte Schritte. Sie drehte sich um. Phil kam auf sie zu. Seine Augen strahlten.

«Phileas wird dich begleiten. Findet die verlorenen Seelen.»

Ihre Gestalt verblasste. Sie hob die Hand und winkte ihr zu, dann war sie verschwunden. Runa fühlte wie die Panik von neuem in ihr aufkam.

«Was machst du hier?», fragte Phil.

Runa: Chaos der ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt