15 Zerschlagene Pläne

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Plötzlich hörten alle auf dem Platz vor der ehemaligen Ministeriums Zentrale einen hellen Pfiff. Es rief ihnen ins Gedächtnis, dass die Gefahr nicht vorüber war und sich in dieser Stadt noch viele hunderte Schattensoldaten befanden. Kurz nach Zikas Warnruf stürzten die Diener Abbadons aus Strassen und dem Gebäude auf sie zu.

Koval zog einen zweiten Dolch. Er werte einige Männer an der Treppe ab. Tara ließ den Reifen um Runas Kopf zerspringen. Danach verbog sie die Gewehrläufe eines Schattensoldaten nach dem anderen. Ihre Hände bewegten sich dabei unablässig in der Luft.

Phil schoss auf die Männer in der Strasse. Zika kletterte auf ein Dach und rannte zu dem Ort, wo sie ihren Bogen und Köcher zurückgelassen hatte. Ragna half Orell auf die Beine und humpelte mit ihm in eine leere Gasse. Sie winkte den beiden Mädchen, um ihr zu folgen.

Runa sah Saphira an und ging auf sie zu. Doch dieses Mal geschah nichts, als sie ihre Hände berührten. Keine Energie strömte durch ihre Körper. Verwirrt lies Runa Saphiras Hand wieder los und folgte Ragna ohne ein weiteres Wort. Saphira ging hinter ihr her. Auch sie verstand nicht, warum ihre gemeinsame Kraft nicht mehr funktionierte.

Ihre Freunde hielten ihnen den Rücken frei. Koval, Zika, Phil und Tara kämpften gegen die Feinde. Sie versuchten zu verhindern, dass die Schattensoldaten den zwei Mädchen folgten.

Hinter ihnen hörte Runa den Kampflärm, doch sie kamen nicht schnell voran, denn Orell schwankte immer wieder von Husten geschüttelt.

«Lasst mich hier.»

«Nein, auf keinen Fall.»

Ragna klang verzweifelt.

Orell bückte sich und zog seinen Pullover hoch. Auf seinem Bauch klaffte ein schwarzer Fleck, von dem aus sich seine Adern dunkel unter seiner Haut abzeichneten.

«Ich habe einen Tropfen Gift abbekommen, als die Feen die Wachen angegriffen haben. Ragna ich werde es nicht überleben.»

«Vielleicht gibt es ein Gegengift.»

Er schüttelte den Kopf.

«Das war ein Trank der Moosweibchen, nur sie könnten mir vielleicht helfen, aber ich werde es nicht bis zum Nordwald schaffen.»

«Nein.»

Ragnas Stimme klang so verzweifelt, wie Runa es noch nie gehört hatte. Sie selbst fühlte sich hilflos.

Orell löste sich von Ragna und sank am Strassenrand zu Boden.

«Ragna wir haben unser Ziel erreicht. Die Mädchen sind beisammen und stark genug, um gegen Abbadon zu kämpfen. Ich werde vom Jenseits zu sehen, wie ihr auch den Rest meistern werdet.»

Er lächelte und sah plötzlich sehr müde und alt aus. Ragna kniete sich zu ihm hinunter und strich ihm sanft über die Wange.

Orell berührte die schwarzgrüne Flüssigkeit auf seiner Wunde und benetzte damit seine Lippen. Seine Lieder flatterten.

«Geht flüsterte er, es wird nun nicht mehr lange dauern.»

Ragna schluchzte auf. Runa ging zu ihr und strich sanft über ihren Rücken. Kurz warf sie einen Blick über ihre Schulter. Sie sah einige Schattensoldaten, die in die Strasse einbogen. Doch sie brachen in sich zusammen. Vermutlich waren sie von Kugeln oder Pfeilen getroffen worden. Von dieser Entfernung konnte man nicht sagen, welche Waffe sie niedergestreckt hatte.

Der Lärm von Schüssen und Schreien hallte jedoch zwischen den Hauswänden wider. Runa wusste, dass sie alle schnellstmöglich aus dieser Stadt verschwinden mussten, denn sie waren deutlich in der Unterzahl.

Runa: Chaos der ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt