32 ~ Das Arsenal des Feindes

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Der Raum, in den ich eintrete, ist geräumig, wenn auch genauso rostzerfressen wie sonst alles auf dieser Ebene. Stühle säumen den zur Tür gerichteten Teil. Auf diesen sitzen schon fast alle Piloten aus dem Geschwader und auch meine Truppe erkenne ich schnell in dem Getümmel. Ich zwänge mich zwischen den ganzen Leuten hindurch und lasse mich auf einen leeren Stuhl neben Jumper fallen, der gerade an seinem Gurtzeug herumhantiert.

„Was ist der Anlass für ein Meeting in so einem Shithole?" frage ich und lasse seufzend den Blick durch die Gegend schweifen. Zwei Reihen hinter uns sehe ich die Asse und schüttele den Kopf, als Monster seinem Haufen irgendeine Weisheit erzählt, wonach ihn alle sehr irritiert anstarren. Zwei neue Leute sitzen bei ihnen.

„Keine Ahnung." murmelt Jumper und schaut endlich hoch, „Infos gabs ja nicht. Ich lass mich überraschen." Zufrieden mit sich selbst faltet er die Hände vor seinem Bauch.

„Weißt du eigentlich wer die Neuen bei den Assen sind?" frage ich und werfe den Assen einen verstohlenen Blick über die Schulter zu.

„Der eine wird Punk genannt, wer der Kek daneben ist, keine Ahnung." mischt sich Blaster ein, der bis eben noch auf seinem Handmonitor herumgetippt hat.

„Wundervoll." murmle ich und mustere die beiden neuen. Der, den Blaster Punk genannt hat, ist ein Typ mittleren Alters mit einer Brille auf der Nase, hellen, zurückgegelten Haaren und Tattoos im Gesicht. Ein bisschen sieht er aus wie ein Hooligan wenn ihr mich fragt. Der andere, ein ziemlich junger Hüpfer wie es aussieht, hat ein kugelrundes Gesicht. Die lange Nase wirkt ein wenig irritierend. Einen kurzen Moment überlege ich, an wen mich das erinnert. Bob. Bob der Baumeister, na klar!

Bevor ich mir mehr Gedanken über den Neuzugang machen kann gehen plötzlich die Hauptlichter aus und augenblicklich ist der Raum totenstill. Der Beamer erwacht ratternd zum Leben und projeziert eine Karte an die Wand.

Der Flugoffizier vorne starrt auf die Uhr. „3,1,2, und los." murmelt er. Ja, das 3,1,2 Ding macht man so bei uns, jedenfalls im Geschwader.

Während der Mann vorne anfängt, pflücke ich ein Blatt Papier von Jumper und fange an mitzuschreiben, was der Kerl so von sich gibt.

„...alles weitere werden die Flugsicherung und die verbleibenden Radarstellungen am Boden mitteilen." Der Kerl faltet seinen Notizzettel zusammen und stellt sich an die Seite, „Das taktische Briefing übernimmt jetzt Agent Kettinger vom militärischen Abschirmdienst." Mit den Worten verschwindet er.

Oh nee man. Ich begrabe mein Gesicht in meiner rechten Hand. Neben mir entfährt Blaster ein etwas zu lauter Seufzer. Auch Jumper und Crimson klingen eher missmutig.

„Schnauze Blaster!" zischt Hera und bringt ihn so zum Schweigen. Abwehrend hebt der junge Typ die Hände und formt mit den Lippen ein stummes „Halts Maul".

„Guten Abend Piloten." beginnt der noch seniler als auf dem Fliegerhorst wirkende Typ, der aber höchstens 40 ist. Mit einem Flackern erscheint eins der Alienschiffe. Es ist das riesige gekippt, ovale Schiff, was Dutzendfach über die Städte der Erde hinweggezogen ist...und sie vernichtet hat.

„Ich werde euch nun über die Erkenntnisse bezüglich der Feindtechnologie aufklären." Er hebt einen Zeigestock -keine Ahnung woher er den hat- und deutet auf das Schlachtschiff.

„Wir nennen diese Dinger die Harvester. Sie bilden das schwerste, was der Feind an Schiffen auf dem Boden hat. Große, schwer bewaffnete, ca. 2km lange Schlachtschiffe. Jeder von euch hat wahrscheinlich die Aufnahmen dieser Dinger über Hamburg, Berlin, New York, Paris und all den anderen Städten gesehen. Die Bewaffnung besteht aus mindestens 23 der großen Plasmaprojektoren, zu den komme ich noch, und etwa 4-8 Raketensilos mit je acht Raketen. Dazu noch eine unbestimmte Zahl an Schnellfeuer-Plasmaemittern. Die selben Waffen, die auch in den Jägern eingebaut sind. Diese Bewaffnung reicht aus, um jede Flotte dieser Welt mehr oder weniger Problemlos hochzunehmen. Ausgerüstet ist das Schlachtschiff mit einer Art Projektornetzwerk, dass bei Bedarf an Stellen des Beschusses eine Gravitationsanomalie erzeugen kann, dass ankommendes Feuer einsaugt. Wir haben bisher keinen Weg, sie zu umgehen oder auszuschalten. Sie können aber nicht überall gleichzeitig aktiv sein. Passt dementsprechend eure Strategie an."

Eifrig notiere ich mir die Daten des Schiffes. Das erklärt den Fall nach dem ersten Gefecht. Ich schaue zu Jumper rüber, der gebannt auf das Bild starrt. Ich drehe den Kopf und schaue zu den anderen. Alle sind in ihre Notizen vertieft, sogar Blackhole.

„Mehr können wir zu diesem Typ aber nicht sagen." fährt Ket fort. Es knackt und ein Bild einer der Jägerdesigns erscheint. Es ist das Abbild jener Flieger, gegen die wir in der ersten Schlacht angetreten waren.

„Objekt 7-9-1, wir nennen sie die Breacher. Sie sind mit jeweils zwei Plasmaemittern ausgestattet, wenn auch eine geringere Feuerrate als die auf den Harvestern. Die Breacher sind die Standartjäger des Feindes, zusammen mit einer Reihe Unterdesigns, dessen vollständigen Zweck wir bisher nicht kennen.
Zusätzlich können manche von ihnen variable Waffen tragen. So können sie entweder Plasmaspähren verschießen, oder mit schweren Plasmaprojektoren ausgestattet werden. Das Design scheint also sehr modular zu sein. Ein Breacher ist auf Konfrontation ausgelegt, nicht auf Kurvenkampf. Im Nahkampf ist der Eurofighter ihm in Sachen Agilität überlegen. Trotzdem verfügen auch sie über die Projektoren für Schwarze Löcher. Diese scheinen aber verhältnismäßig sehr schwach und nur kurzlebig zu sein.

Bei dem Wort „Plasmasphäre" muss ich schlucken. Eine von diesen Dingern hat Crown pulverisiert. Ein leichter Schauer überkommt mich und meine Armhaare stellen sich auf. Runterkommen, Titan, einfach runterkommen.

Das nächste Feindfluggerät erscheint. Es ist die fliegende Untertasse, das Ding, an dass jeder denkt, wenn es um UFOs geht. Die stärksten, schnellsten und nervigsten Assets dieser Hodenkobolde.

„Objekt 0-2-7, von uns Banshee genannt. Das wohl beste, was sie im Luftkampf zu Felde führen. Jeder von euch kennt sie, und jeder von euch hasst sie. Sie sind mit insgesamt vier Plasmaemittern ausgestattet, dazu teilweise mit Raketen bestückt. Sie haben auch die Schilde und verfügen über einen von uns Duplex-Neutron Drive getauften Antrieb. Der Banshee kann im Raum warpen, kann also auf der Stelle drehen, ist also im Luftkampf tödlich. Nichtmal eine Staffel kann so einen runterholen."

Ich grinse innerlich bei dem Gedanken an Blackholes Manhandling des Banshees heute Mittag.

„Unser Tipp: Vermeidet einen Kampf mit ihnen, wenn es geht. Nur im Äußersten solltet ihr so einen angreifen, verstanden? Der einzige Vorteil für uns ist, dass der Feind nur wenige Banshees zur Verfügung hat."

Der Beamer röchelt kurz, nach einem Klapps eines Unteroffiziers röhrt er aber wieder normal weiter und präsentiert das nächste Bild. Es ist einer der Bomber, die die Aliens einsetzen. Bisher gesehen habe ich nur einen von ihnen, heute bei der Mission. Blaster hat das Ding abgeschossen. Längliche Scheiben mit einem kleinen Hügel im vorderen Drittel, bei dem es sich um das Cockpit zu handeln scheint.

„Das Objekt 9-1-6, besser bekannt als Crusher. Zu denen wissen wir nicht viel. Sie tragen Plasmasphären, eine Menge davon, dazu Raketen und einen Plasmaemitter zur Verteidigung. Sie sind relativ selten. Soweit wir wissen haben sie KEINEN Schild wie die anderen, und auch keinen Duplex-Neutron Drive. Sie sind ein relativ einfaches Ziel, wenn man in diesem Krieg davon sprechen kann. Für Bodentruppen und -installationen trotzdem sehr verheerend. Sie sollten als Prioritätsziele angegriffen werden."

Als nächstens folgte eine detaillierte Auflistung der feindlichen Bodenkräfte, von seltsamen, schwarz-roten Panzern, die über dem Boden schweben und anscheinend ziemlich krasse Geschosse verschießen, eine Art mechanische Spinne mit nem Arsenal an Lasern und ner Reihe anderer seltsamer Geräte. Speeder, Truppentransporter, sogar Flugabwehrpanzer gab es.

Aber der Teil war langweilig, deshalb hab ich den gestrichen. Es reicht zu wissen, dass wir ziemlich müde waren, als das Meeting nach gefühlten Tagen endlich zu Ende war. Trotzdem krass, dass die Jungs von der Aufklärung so viel in so kurzer Zeit herausgefunden haben. Ich gucke auf die Uhr, 22:09. Tja, da hat der Eindruck wohl getäuscht.

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