Six Strong

27 ~ Das Katapult

„Guten Morgen, Geister."

„Guten Morgen, Herr Brigadegeneral!" Antworten wir im Chor. Wir stehen weiter stramm. Und obwohl es ziemlich zieht hier in den Tunneln für die Jets, regen wir uns nicht. Wäre vor einem so hohen Tier wahrscheinlich auch nicht so gern gesehen.

„Willkommen auf Bravo 17, rührt euch." Wir entspannen uns merklich, „Wie Sie alle sicher bemerkt haben sind die Begebenheiten hier vor Ort etwas...unkonventionell."

So kann man es auch ausdrücken.

„...Ich bin sicher, Ihnen ist bei der Landung die extrem kurze Bahn aufgefallen, und die Fangseile. Nun, keine der fünf Bahnen hier ist länger als das, also mussten wir kreativ werden."

Er bedeutet uns, ihm zu folgen, was wir auch tun. Wir treten durch eine Metalltür und stehen in einem Kontrollraum, von dem man aus freien Blick auf das Geschehen auf den Runways hat. Eine Launch Control also. Überall wuseln Leute umher, Bildschirme spulen Daten ab. Hier herrscht reger Betrieb.

Ich schaue nach draußen in den Riesigen Tunnel hinaus, in dem zwei der 5 Runways verlaufen. Hinten am Ende der Bahn befindet sich ein riesiges Loch im Boden, Pechschwarz. Und die ganze Bahnlinie entlang zieht sich eine seltsame Schiene in der Mitte.

„Nun ja, lassen wir die Fakten für sich sprechen." Der Brigadegeneral lehnt sich in seinen Sitz zurück. Im selben Moment erscheinen zwei Eurofighter aus dem Loch im Boden. Ach du Scheiße, ein Aufzug für Kampfjets. Neben mir merke ich auch meine Kameraden stutzig dreinstarren.

Die Eurofighter rollen los und halten an zwei Markierungen auf jeweils einem Runway. Eine Gruppe Techniker rennt auf die Flugzeuge zu, zwei Fahrzeuge ziehen die beiden Jets auf eine Position keine fünf Meter weiter. Die Techniker bücken sich und hantieren an irgendwas am vorderen Fahrwerk herum.

Gebannt verfolgen wir, wie alle Crewmitglieder und Fahrzeuge wegfahren, nur zwei Typen mit gelben Westen und den Helmen bleiben da. Ein paar Augenblicke vergehen, bevor der Typ mit Weste eine Reihe Handbewegungen macht, in eine tiefe, Hockeähnliche Position geht, und dann mit dem rechten Arm in Richtung Startbahn deutet.

In dem Moment realisiere ich es. Der Jet schießt wie aus dem Nichts den Runway entlang und bevor wir auch nur unseren Kopf drehen können schießt er schon aus dem Berg ins Freie. Lange Zeit starren wir den Jets hinterher. Ich kann es immer noch nicht fassen, diese Teufelskerle haben ernsthaft einen Katapultstarter in einen verfickten Berg eingebaut.

Langsam dreht sich Jumpers Kopf zum Chef um und grinst. „Dürfen wir auch?"

„Ihr dürft nicht, ihr müsst. Eure Flugzeuge werden in diesen Momenten entsprechend umgerüstet. Die Reifen, die Fahrwerksaufhängung und der Fanghaken müssen angepasst werden, um der Belastung zu widerstehen. Aber sobald das erledigt ist..."

Unser aller Gesichter füllen sich mit einem breiten Grinsen. Außer unser deprimierender Staffelführer. Der steht so schweigsam und geheimnisvoll wie immer an der Seite.

„Ihr werdet heute Mittag einen theoretischen Teil durchnehmen und dann heute Abend Trockenübungen durchführen. Echte Starts..." er schaut aus dem Fenster auf das riesige Tor zur Außenwelt in einiger Entfernung, „...können wir nicht durchführen, wegen der Situation da draußen."

Wir nicken brav. „Gut, dann Abmarsch Piloten, es gibt genug zu lernen."

Mit den Worten verlassen wir den Kontrollraum wieder. Kurz bleiben wir vor der Tür auf dem Gang stehen.

„Ich wollte schon immer mal so ein Katapult benutzen."Jumper macht einen kleinen Freudensprung und klatscht mit mir ab. Ich schüttele bloß den Kopf. Es ist Krieg, wir könnten jede Minute vor die Hunde gehen und er hüpft hier rum wie ein Kleinkind im Sandkasten.