14 ~ Der Aufmarsch

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Langsam, gaaaanz langsam drehe ich mich um und sehe nach oben.

„Oh fuck." bringt es Crown auf den Punkt. Ein gewaltiges Dröhnen geht von dem Ding über uns aus, es geht durch Mark und Knochen und lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen.

Ich sehe zu meinen Freunden rüber. Alle starren in den Himmel. Die Sonne brennt in meinen Augen, sodass sie tränen, aber die Umrisse sehe ich. Es ist echt scheiße groß, massiv, sieht von unten eiförmig aus, aber so ein gekipptes Ei. Es gibt ein seltsames Geräusch von sich, ein seltsames Pulsieren, dass ich nicht beschreiben kann. Es durchdringt einen, man spürt es fast, wie es durch einen durchgeht. Es ist ein echt krankes Gefühl, und das meine ich nicht positiv.

Alle starren es einfach nur starr vor Schock an, wie es langsam, aber stetig in Richtung Stadt fliegt. Langsam verschwindet es in einer Wolkendecke. Nur das Leuchten, dass es umgibt ist noch zu sehen.

„Was zum Fick war das." murmelt ein Techniker neben mir.

„Das, mein Freund, war ein verdammtes Alien-Raumschiff." fassungslos schüttel ich den Kopf.
Die ganze verdammte Situation ist so dermaßen surreal.

„Hey Leute, in der Cafeteria läuft nh Livestream von dem Ding!" ruft uns die am Rand stehende Raven zu. Ich schaue zu Crown rüber, der zuckt mit den Schultern. Ich tue ihm gleich und gehe ihm hinterher zur Cafeteria.

„...und wir sehen gerade die Aliens, wie sie unweit des Stadtzentrums Stellung beziehen. Meine Damen und Herren, so etwas haben wir wahrlich noch nicht erlebt. Ein ca. 2km großes Objekt platziert sich in diesem Moment über dem Zentrum unserer Landeshauptstadt. Von hier oben sehen die Menschen ziemlich panisch aus. Meine Güte, wer kann es ihnen verübeln." dröhnt es uns entgegen, als wir eintreten.

Im Hintergrund dröhnt es vom Raumschiff her, Helikopterflattern ist zu hören. Die Kamera sieht von der Seite auf das Ding. Zum ersten Mal können wir uns es so richtig ansehen. Es ist dunkelgrau, metallisch und hat eine glatte Oberfläche. Eigentlich sieht es fast so aus wie die Drohne, nur in deutlich größer. Entlang der Mitte der Flanke des Schiffes verläuft eine Art Schneise oder ein Graben. Lichter flackern dort, ähnlich wie bei der Drohne.

„Ich höre gerade, dass die Luftstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt wurden. Sollten sich unsere außerirdischen Besucher als feindselig erweisen, werden sie ihnen zeigen, was der Planet Erde so zu bieten hat!" führt der Reporter fort.

Ich drehe meinen Kopf langsam zu Crimson rüber. Der starrt mich genauso an. Sollten die feindselig sein, ist das wahrscheinlichste Szenario, dass wir alle bei dem ersten Gegenangriff draufgehen. Das ist hier allen klar, inklusive mir.

In der Tasche meines Overalls vibriert es. Ich hole mein Handy raus und entferne mich von den anderen. Mein Vater ruft mich an. Hektisch gehe ich ran.

„Konntest du es sehen?" fragt er mich direkt.

„Ja. Es ist direkt über unseren Stützpunkt geflogen."

„Okay, hör mir zu, wir haben ein Algorithmus im System des russischen Satellitennetzwerkes entdeckt. Es passt zu keinem uns bekannten Programmcode."

„Und was vermutet ihr?" Ich verlasse die Cafeteria.

„Alle 6 Stunden halbiert sich der Code selber."

„Wie meinst du das?" langsam dämmert es mir, „Du meinst, dass ist eine Art...Countdown?"

„Genau. Wenn wir richtigliegen müsste in exakt 13 Stunden und 51 Minuten etwas passieren. Dann wird der Wert Null erreichen."

Mit immer schneller werdenden Schritten mache ich mich auf den Weg zum Büro des Geschwaderführers.

„Fuck."

„Das kannst du laut sagen, Junge. Ich hab schon deine Mutter verloren. Ich will nicht meinen Sohn gegen irgendwelche Aliens verlieren!"

„He, hör zu Vater, ich geb dir den Boss und du erklärst dem das, ja?"

„Sehr gut."

Ich ignoriere die Wache an der Tür erneut, und trete ein. Ich huste unter dem Geruch des Pflanzenreichtums. Die Grünen wären bestimmt stolz auf dieses Büro denke ich mir.

„Wird das langsam zum Volkssport oder was? Vorhin ist auch schon einer aus Ihrem Haufen hier ohne Ankündigung reingeplatzt, Titan."

Ich schlucke und nehme Haltung an. „Tut mir leid, Geschwaderführer."

„Nun gut, was gibt's?"

„Mein Vater. Er hat mich angerufen und meinte, dass die bei der ESA einen nicht dorthin gehörenden Programmcode in Russlands Satellitennetzwerk entdeckt haben."

„Und?"

Ich reiche ihm mein Handy.

„Der Code halbiert sich alle sechs Stunden. In ca. 13 Stunden und 40 Minuten wird etwas passieren." höre ich meinen Vater sagen.

„Und was?" Die Stimme meines Bosses wird immer angespannter.

„Wir wissen es nicht, aber seien sie auf alles vorbereitet!"

Nachdenklich schaut der Boss drein. „Okay, mache ich. Danke."

Er legt auf und gibt mir mein Handy wieder.

Titan, Sie und der Rest Ihres Haufens sollen sich aufs Ohr hauen. Die Asse auch."

Verwirrt schaue ich ihn an. „Aber wir sind doch gerade die Alarmrotte."

„Die Sharks übernehmen das. Ich brauche meine besten Staffeln ausgeruht, wenn der Countdown unten ist, verstanden?"

Ich salutiere und verlasse das Büro. Ich kehre zur Cafeteria zurück und sammle den Rest meiner Jungs (und Hera) ein und erkläre denen die Lage. Sonderlich motiviert ist hier keiner darüber, aber widerwillig machen wir uns auf den Weg zu unseren Buden.

Im zwei-Mann Raum angekommen entledige ich mich meines Overalls und lege mich, hellwach, in mein Bett.

Jumper haut sich ebenfalls aufs Ohr und nach ner Weile höre ich ihn friedlich im Traumland schlummern. Keine Ahnung, wie der Kerl das schafft. Durch meine Adern feuert nur so das Adrenalin. Mein Herz pocht, als würde es gleich aus meiner flachen Brust krachen. Ja, ich bin ein Lauch, aber ich arbeite daran, muskulöser zu werden. Beim Eignungstest für die Luftwaffe bin ich damals beim Punkt „Körperliche Fitness" nur haarscharf durchgekommen.

Ich mache das, was ich immer mache, wenn ich nicht schlafen kann. Kopfhörer rein und Musik an.
Ne Weile geht das gut so, doch dann erklingt eine verdächtig vertraute Melodie. Das Main Theme von „Krieg der Welten". Scheiße. Das wars dann wohl komplett mit Schlaf.

Ich rolle mich auf die Seite und versuche doch noch etwas Schlaf zu bekommen. In 13 Stunden beginnt es. Entweder der Frieden mit ihnen, oder der Krieg.

Egal, was mich und meine Leute dann erwartet, ich bin vorbereitet.


hoffe ich jedenfalls

Six StrongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt