Versprechen

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POV Ju

"Ju alles ok?" fragte Joon kurz nachdem Rezo weg war und kam zu mir um sich mein Gesicht anzusehen. "Fuck, das wird ein blauer Fleck. Kann jemand was zum kühlen holen?" fragte Joon dann in die Runde und sofort lief Thomas los.
"Was zum Teufel ist nur in ihn gefahren?" meinte Joon dann. "Willst du uns vielleicht jetzt sagen was eigentlich vorgefallen ist. Ich meine eine Anzeige, Rezos Verhalten gerade. Das alles scheint ja etwas größeres zu sein." "Wie gesagt Leute wenn dann sollte Mexi es euch sagen. Es ist seine Geschichte." "Inzwischen auch irgendwie deine oder? Ich meine du wurdest gerade deshalb geschlagen und bedroht." "Ich werde euch nichts sagen ohne Mexis Erlaubnis." sagte ich erneut in dem Moment wo Thomas rein kam und mir ein Kühlpack zu reichen, welches ich sofort auf meine Wange legte.
Apropos Mexi fiel mir ein. Wenn Rezo bei mir war vielleicht war er auch bei Mexi. Blitzschnell zog ich mein Handy hervor und rief Mexi an. Aber er ging nicht dran. Fuck, ich hab ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache.
"Ich fahr kurz nach Hause." meinte ich in Gedanken schon bei Mexi. "Du willst nach ihm sehen richtig?" fragte Thomas nach. "Ja, villeicht war Rezo auch bei ihm. Er steckt das nicht so gut weg wie ich." meinte ich. "Ok, wir machen derweil was anderes bis du wieder da bist." meinte Thomas und damit verließ ich das Haus und lief so schnell ich konnte zu meiner Wohnung.
Als ich dort ankam wollte ich die Tür öffnen aber die Tür war schwerer als erwartet. "Mexi bist du hinter der Tür?" fragte ich ruhig nach. Als Antwort bekam ich nur ein leises geschluchtztes "Hmm." "Kannst du dann vielleicht etwas zur Seite gehen, damit ich zu dir kann?" Wieder ein leises "Hmm."
Nach ein paar Sekunden versuchte ich erneut die Tür zu öffnen und es klappte. Mexi saß jetzt im Flur neben der Tür und ich hockte mich vor ihn und umarmte ihn. "Er war auch bei dir richtig?" fragte ich leise nach. "Ja" sagte Mexi leise und schluchzte weiter. Ich spürte wie meine Schulter bereits nass wurde. Aber das war schon ok.
"Hat er dir was getan. Hat er dich verletzt?" "Er ist nur bis in den Hausflur gekommen aber ..." Mexi brach ab und schluchzte heftiger. "Aber?" fragte ich leise nach. Dabei wusste ich nicht ob ich die Antwort wissen wollte oder eher nicht.
Mexi zog sein Handy hervor und reichte es mir. Ich sah auf das Bild welches geöffnet war.
Als ich das erste Mal drauf sah schloß ich kurzerhand empört die Augen um sie dann sofort erneut zu öffnen. Ich dachte ich hätte mich nur verguckt. Ich dachte mein Gehirn spielte mir nur Streiche aber nein das Bild zeigte wirklich Mexi, an die Heizung gefesselt und mit Spuren von Sperma im Gesicht. "Er hat dich an die Heizung gekettet und dann hat er dich benutzt? Das ist so abartig." "Anscheinend schon" sagte Mexi mit erstickter Stimme, fast hätte ich ihn nicht verstanden. "Anscheinend?" fragte ich verwirrt nach. "Rezo hatte mich gewürgt als ich an die Heizung gekettet war und daraufhin wurde ich bewusstlos bis zum nächsten Morgen. Dieses Bild muss währenddessen entstanden sein." sagte Mexi immer noch sehr leise und ausdruckslos.
Nur langsam kamen die Infos in meinem Kopf an. Nur langsam verstand ich was Mexi mir gerade sagte. Mein Gehirn wollte das einfach nicht wahrhaben. Wollte nicht wahrhaben, dass Mexi das passiert war. Rezo hatte ihn einfach benutzt während er bewusstlos war. Wie kann man nur so grausam sein? Wann war Rezo so geworden? Warum hatte ich es nicht früher gesehen? Warum hatte ich nicht früher etwas getan?
"Mexi es tut mir so so Leid. Es tut mir so Leid das dir das passiert ist." sagte ich jetzt ebenfalls mit heiserer Stimme und spürte wie mir die Tränen die Wange runter liefen.
Mexi ging nicht weiter auf meine Worte ein sondern sagte stattdessen: "Er hat mir gedroht das Bild und noch andere Sachen, die er anscheinend in der Hinterhand hat öffentlich zu machen wenn ich die Anzeige nicht zurück ziehe."
"Das ist absurd. Wenn wir mit dem was er alles getan hat an die Öffentlichkeit gehen würden wäre er viel mehr im Arsch als du." "Ja aber was haben wir als Beweis? Er hat Bilder, vielleicht sogar Videos. Und was haben wir?" "Wir haben einen Arztbericht, der sagt wie ich dich aufgefunden habe, deine Verletzungen an jenem Tag aufzeigt. Wir haben etliche Influencer die bestätigen können, dass du zurückgezogen gelebt hast. Einige die bezeugen können, dass Rezo sich komisch verhalten hat, aggresiv. Die Personen in der Öffentlichkeit würden sich auf unsere Seite schlagen, gerade wenn er das öffentlich zeigen würde." meinte ich.
Ich wusste von einigen Kollegen bereits, dass sie auf unserer Seite waren und das ohne genau zu wissen was los war. Sie hatten auch nur mitbekommen, dass Mexi zurückgezogen lebte seit er mit Rezo zusammen gezogen war und das Mexi und ich uns jetzt von Rezo distanzierten aber diese Infos reichten ihnen um auf unserer Seite zu sein. Und wenn Rezo dann noch Sachen aus der Beziehung posten würde dann wären alle erst Recht auf unserer Seite. Aber dennoch machte ich mir Sorgen, auch wenn ich es Mexi in dieser Situation nie sagen würde. Man weiß nie wie so eine öffentliche Diskussion ausgeht. Manchmal verläuft sie anders als erwartet. Man weiß nie auf welche Seite sich die Zuschauer schlagen werden.
"Ju, ich hab Angst" sagte Mexi nur aber in diesen Worten steckte so viel. So viel mehr Aussage dadurch wie er es sagte und wie er mich dabei ansah. Diese Verzweiflung in seinen Augen.
"Ich weiß, Mexi. Aber wir dürfen nicht aufgeben. Wir dürfen ihm nicht geben was er will. Er muss für das was er dir angetan hat zur Rechenschaft gezogen werden."
Mexi nickte zunächst nur schwach aber fand dann anscheinend seine Stimme wieder. "Versprichst du mir bei mir zu bleiben egal was passiert?" fragte Mexi nach und sah mir dabei tief in die Augen.
Ich sah ihm ebenso tief in die Augen und für einen Moment verlor ich mich in eben jenen. Mexi brauchte jetzt Sicherheit, Vertrauen, Halt und Nähe. Und als ich mich so in seinen Augen verlor schoß mir ein Gedanke durch den Kopf. Und dadurch das mich dieses ganze Gespräch, all die eben erlangten Erkenntnisse so fertig machten überprüfte ich meinen Gedanken nicht nochmal darauf ob das wirklich schlau war. Nein, ich tat es einfach.
Ich lehnte mich leicht nach vorne und gab Mexi einen Kuss. Nur einen kleinen kurzen Kuss. Nicht mehr als ein kurzes Berühren der Lippen, vielleicht 2 Sekunden lang. Nicht lang genug das Mexi reagieren hätte können.
Es war ein Versprechen und verlieh meinen darauffolgenden Worten Nachdruck: "Ich verspreche dir immer bei dir zu bleiben egal was auch passieren wird."

Schmerzhafte BeziehungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt