Kapitel 19 Oscar

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Oscar bereitete sich intensiv auf seine bevorstehende Prüfung vor. Die Bücher stapelten sich auf seinem Schreibtisch, Notizen lagen überall verstreut, und die Anspannung in seinem Zimmer war fast greifbar. Doch je mehr er sich auf seine Studien konzentrierte, desto mehr drifteten seine Gedanken ab. Gedanken an Logan, an Claire, an die verwirrenden Gefühle, die in ihm tobten.

Einen Tag vor der Prüfung entschied Oscar, dass er eine Pause brauchte. Er zog seine Laufschuhe an und steckte die Kopfhörer in die Ohren. Die ersten Takte von "Runnin' (Lose It All)" erfüllten seine Sinne, als er aus dem Haus trat und in einen gemächlichen Jogginglauf verfiel. Die frische Luft und die rhythmischen Klänge halfen ihm, den Kopf frei zu bekommen.

Oscar lief schneller, seine Beine fanden ihren eigenen Rhythmus, und die Welt um ihn herum begann zu verschwimmen. Er dachte an Logan, an die Nächte, die sie gemeinsam verbracht hatten, die unausgesprochenen Worte und die intensiven Blicke. Dann war da noch Claire, ihre Nähe und die Küsse, die er ihr gegeben hatte. Es war alles so kompliziert, so verwirrend.

Er erinnerte sich an die Momente mit Logan, die Verbindung, die sie hatten, die Nächte, in denen sie einfach nur zusammen saßen und redeten. Oder an die stillen Momente, in denen sie nichts sagen mussten, weil sie sich auch ohne Worte verstanden. Diese Erinnerungen ließen sein Herz schneller schlagen, und er fühlte eine Sehnsucht, die er nicht erklären konnte.

Gleichzeitig war da Claire, die wunderschöne und selbstbewusste Claire, die ihn liebte und die er nicht verletzen wollte. Sie war eine Konstante in seinem Leben, jemand, der ihm Sicherheit gab. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto mehr merkte er, dass seine Gefühle für sie nicht die gleiche Intensität hatten wie die für Logan.

Oscar rannte schneller, als ob er vor seinen eigenen Gefühlen fliehen wollte. Das Lied in seinen Ohren drängte ihn vorwärts, seine Beine bewegten sich wie von selbst. Die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf, und er konnte sie nicht ordnen. Er fühlte sich, als ob er in einem Sturm gefangen wäre, einem Sturm seiner eigenen Emotionen.

Erst als er völlig außer Atem war, verlangsamte Oscar seinen Lauf und blieb schließlich stehen. Er beugte sich vor, die Hände auf die Knie gestützt, und atmete schwer. Die Musik dröhnte immer noch in seinen Ohren, aber seine Gedanken begannen sich langsam zu beruhigen. Er wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste. Er konnte nicht länger zwischen zwei Welten hin- und hergerissen sein. Er schrie ganz laut seine Emotionen heraus. Der Schrei hallte über den stillen Park, erfüllte die Luft und ließ seine Anspannung etwas nach. Es war, als ob er mit diesem Schrei all seine Verwirrung, seinen Schmerz und seine Sehnsucht losließ. Die Passanten drehten sich überrascht um, doch Oscar war es egal. Es war sein Moment der Befreiung, und er fühlte sich endlich ein wenig leichter.

Er richtete sich auf und setzte seinen Lauf fort, diesmal langsamer und bedächtiger. Er wusste, dass er sich seinen Gefühlen stellen musste, egal wie schwer es war. Und vielleicht, nur vielleicht, würde er in der Lage sein, eine Entscheidung zu treffen, die sowohl sein Herz als auch seinen Verstand zufriedenstellte.

Als Oscar wieder auf den Campus zurückkehrte, fühlte er sich ein wenig klarer im Kopf, wenn auch körperlich erschöpft. Die frische Luft und das Laufen hatten ihm gut getan, aber die Gedanken an Logan und Claire nagten immer noch an ihm. Er wusste, dass er sich bald entscheiden musste.

Kaum hatte er die Tür zum Hauptgebäude geöffnet, sah er Oliver, der auf ihn zukam. Oliver war immer der fröhliche und sorglose Typ, aber heute sah er ein wenig besorgt aus.

„Hey, Oscar! Alles klar bei dir?" fragte Oliver, als er näher kam. „Du siehst aus, als hättest du gegen einen Tornado gekämpft."

Oscar konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. „Ja, ich musste einfach mal den Kopf freibekommen. Was gibt's?"

In den Flammen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt