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Voller Wut griff ich nach einer Vase auf dem Tisch und warf sie zu Boden. Das war völlig untypisch für mich, aber ich war auf alles und jeden wütend.

Entschlossen öffnete ich die Tür und rannte förmlich die Treppe hinunter. Jede Tür, die ich öffnete, war entweder verschlossen oder von Männern bewacht.

"Fuck", fluchte ich und schlug meinen Arm gegen den Küchentisch.

"Was ist los?" hörte ich Amo schreien.

"Nerv mich nicht und lass mich in Ruhe", entgegnete ich gereizt.

Verzweifelt suchte ich nach einem Badezimmer, um das Blut von meiner Verletzung zu reinigen.

"Soraya, Hayatim, komm", sagte er.

"Verpiss dich", schnaubte ich.

"Gut, dann eben so." Plötzlich hob er mich hoch und brachte mich in ein Badezimmer.

"Du Hund, lass mich runter", protestierte ich und schlug ihm auf die Schulter. Er seufzte nur und führte mich in eines seiner zahlreichen Badezimmer. Woher hatte er nur das Geld dafür?

Er setzte mich auf die Toilette und holte ein nasses Handtuch. Amo begann vorsichtig über meine Wunde zu wischen, was mich aufzischen  ließ.

"Ich hasse dich trotzdem", murmelte ich.

"Ich liebe dich auch", erwiderte er leise.

"Warum ich?", fragte ich ihn.

"Wenn nicht du, wer dann?", antwortete er.

"Ich bin so scheiße zu dir, und trotzdem gibst du dir Mühe", sagte ich zum ersten Mal ohne beleidigend zu sein.

"Weil ich gesehen habe, wie du wirklich bist, und ich kann verstehen, dass du sauer bist. Aber du musst auch mich verstehen", erklärte er.

"Das kann ich nicht und werde ich niemals. Kann ich dich etwas fragen?"

"Ja, Hayatim", antwortete er sanft.

"Woher hast du all das Geld?", fragte ich.

"Habe ein paar Geschäfte", antwortete er vage.

"Ah, scheiße", murmelte ich.

"Ich werde dich beschützen, keine Sorge", versicherte er mir.

"Ich bräuchte keinen Schutz, wenn du mich nicht entführt hättest", entgegnete ich und ließ ihn allein im Badezimmer zurück.

"Soraya, du musst etwas essen", sagte Amo.

"Du hast mir nichts zu sagen", erwiderte ich kühl.

"Okay, das reicht. Benehme dich", sagte er und trat gefährlich nah an mich heran.

Ich schwieg und nickte nur. Diese Ausstrahlung...

Er nahm meine Hand und führte mich in die Küche. Dort saß ein hübsches Mädchen mit Locken, das mich anlächelte. Ich lächelte zurück.

"Was willst du essen?", fragte er mich und richtete seinen Blick nur auf mich.

"Ist mir egal", sagte ich kühl.

Wir aßen alle gemeinsam zu Abend, und ich lernte das Mädchen namens Kauta kennen, sie war sehr sympathisch. Außerdem lernte ich Aymen, Haaland und die anderen Jungs kennen. Sie alle schienen nett zu sein, aber wenn sie das unterstützten, was Amo getan hatte, wäre meine Sympathie schnell verflogen.

"Du schläfst heute bei mir", unterbrach Amo plötzlich das Gespräch.

"Guter Witz, haha", lachte ich.

"Ich meine es ernst", sagte er.

"Weißt du was? Du wirst mich eh nicht woanders schlafen lassen, egal wie lange ich diskutiere", sagte ich bestimmt. Er nickte schließlich, und ich folgte ihm ins Schlafzimmer, um mich umzuziehen.

Ich legte mich dann zu ihm ins Bett und baute eine Barriere aus Kissen zwischen uns auf.

"Was soll das?", fragte er.

"Damit ich Abstand von dir halte", erklärte ich knapp.

Er lachte nur leise, und nach meinen Gedanken fiel ich bald in einen unruhigen Schlaf.

Amo 2-Wenn nicht du,wer dann?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt