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Ich stand auf und machte mir Sorgen um meine Eltern und Freunde. Was sollen sie sich denken, wenn ich plötzlich verschwinde?

Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerkte, wie Amo aufstand.

"Guten Morgen", sagte er.

"Hallo", erwiderte ich kühl.

"Was belastet dich?", fragte er.

"Was ist mit meinen Eltern und Freunden?", fragte ich und drehte mich um, um ihm in die Augen zu sehen.

"Keine Sorge, deine Eltern denken, du bist in einem Studienlager ohne Internet. Deine Freunde auch", sagte er, was mich sehr erleichterte. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machen.

"Komm, mach dich fertig", forderte er mich auf.

Ich nickte nur und begann, in dem teuren, großen, schwarzen Kleiderschrank etwas Passendes zu finden, was definitiv nicht einfach war.

Nach langem Suchen fand ich das perfekte weiße Kleid, das bis zu meinen Kniekehlen reichte und einen kleinen Ausschnitt hatte. Anschließend glättete ich meine Haare und bekam Mitleid mit meinen Locken. Ein bisschen Schminke konnte auch nicht schaden, und schon war ich fertig.

Amo war bereits unten. Langsam ging ich die Marmortreppe hinunter und fühlte mich dabei wie eine Prinzessin. Wie konnte eine Treppe so etwas bewirken?

"Amo, deine Frau kommt", rief Aymen, als er mich sah.

"Ich komme", rief Amo zurück.

Ich setzte mich an den Frühstückstisch und wartete auf die anderen, um gemeinsam anfangen zu können.

Als Amo endlich da war, blieb sein Blick bei mir hängen. Ich erwiderte seinen Blick nur komisch, da es schon ein paar Sekunden zu lang dauerte.

Wir setzten uns alle hin und begannen zu essen.

"Wir müssen gleich reden", sagte Amo. Ich nickte nur. Ging es um das Kleid oder doch um meine Familie? Wir würden sehen.

Eine Putzfrau kam gerade herein, um alles aufzuräumen, und sie tat mir so leid, dass ich ihr unbedingt helfen wollte.

"Ich helfe Ihnen", sagte ich lächelnd.

"Oh nein, danke, Amo wird das nicht gefallen", erwiderte sie ebenfalls lächelnd.

"Das ist mir egal, und Sie werden keinen Ärger dafür bekommen", versicherte ich.

Sie ließ nach, und ich begann zu putzen. Dadurch wurde mein schneeweißes Kleid komplett dreckig, was mir aber egal war. Ich wollte wenigstens etwas Normalität in mein neues, komisches Leben bringen. Werde ich mich irgendwann daran gewöhnen oder entkommen können?

"Was machst du da?", fragte Amo schockiert, als er hereinkam.

"Aufräumen und helfen, etwas, das du niemals tun würdest", sagte ich, während ich über die Küchentheke wischte.

"Mach deine hübschen Finger nicht dreckig, wir haben Putzfrauen dafür", sagte er.

"Sie hat genauso hübsche Finger. Warum sollte sie ihre Finger mehr dreckig machen als ich?Sie ist nicht weniger wert", sagte ich gereizt.

"Hör auf zu putzen, Soraya", befahl er.

"Du hast mir nichts zu sagen", entgegnete ich.

"Oh doch, das habe ich", sagte er und kam mir näher. Ich schubste ihn weg.

"Komm mir nie wieder so nah. Ich liebe dich nicht", sagte ich wütend.

"Das werden wir ja sehen."

"Nein, werden wir nicht", entgegnete ich.

Seufzend ging er hinaus, und ich beendete die restliche Arbeit, die ich begonnen hatte.

Als ich fertig war, ging ich in mein Zimmer, da das Aufräumen länger gedauert hatte als gedacht.

Es war schon später am Abend. Ich zog mein Pyjama an und sah, dass Amo bereits im Bett lag.

"Du sahst heute wunderschön aus", sagte er.

"Halts Maul."

Er lachte nur, und ich legte mich dazu. Ich begann wieder, die Kissenbarriere aufzubauen, doch er schlug sie weg. Ich schaute ihn nur komisch an und machte weiter, bis er sie wieder wegschlug.

"Lass mal, ich habe keine Kraft und keine Lust, mit dir zu streiten", sagte ich müde.

"Heute bleiben die Kissen weg", sagte er.

Ich nickte nur müde und schlief bald ein.

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Amo 2-Wenn nicht du,wer dann?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt