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So beschloss ich, mich zusammenzureißen und Elif anzurufen. Das war ich ihr nämlich schuldig. Ich wählte ihre Nummer, und es klingelte genau viermal, bis eine verschlafene Elif abnahm.

„Alles gut, Soraya?" fragte sie mich. Ich weiß nicht, wieso, aber diese Frage machte mich traurig.

„Mhm", sagte ich.

„Warum hast du so plötzlich aufgelegt?" fragte sie.

„Amo", antwortete ich monoton.

„Oh nein, habt ihr gesprochen?"

„Kann man nicht gerade sagen", erwiderte ich.

„Scheiße. Soraya, bist du sauer, wenn ich dir etwas gestehe?" fragte Elif.

„Mach mir keine Angst."

„Kann sein, ich hab dich angemeldet wegen ihm", platzte es plötzlich aus ihr heraus. „Aber hör mir zu, ich konnte das nicht geheim ha-", sagte sie, bevor ich sie unterbrach. „Du hast das alles geplant?", fragte ich leise. Sie antwortete nicht, und das war Antwort genug. Ich seufzte laut und legte auf.

Ich setzte mich auf mein Bett und starrte in die Leere, in der Hoffnung, etwas Verständnis dafür zu verspüren. Sie weiß, dass ich niemals mehr mit Amo sprechen könnte, und sie macht es mir schwerer.

Die Stille in meinem Zimmer war erdrückend. Gedanken rasten durch meinen Kopf, und ich konnte nicht aufhören, über Elifs Worte nachzudenken. Wie konnte sie mir das antun? Ich fühlte mich verraten und allein.

Ich stand auf und begann im Zimmer umherzulaufen, als könnte ich so die aufgestauten Gefühle loswerden. Mein Blick fiel auf das Fenster, und ich sah hinaus in die Dämmerung. Die Welt schien weiterzugehen, während ich in meinem eigenen Chaos gefangen war.

Plötzlich vibrierte mein Handy. Ein neuer Anruf. Es war Elif. Mein Herz raste, und ich überlegte, ob ich abheben sollte. Aber was könnte sie mir noch sagen, das die Situation besser machen würde?

Ich ließ das Handy auf das Bett fallen und setzte mich wieder. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wollte nicht schwach sein, aber die Enttäuschung war überwältigend. Warum konnte sie nicht einfach verstehen, wie sehr ich unter dieser Situation litt?

Elif hat mich verletzt, und ich weiß nicht, ob ich ihr jemals wieder vertrauen kann. Ich fühle mich so verloren.

Ich blickte wieder auf mein Handy und sah eine kleine Nachricht die von Rap la rue kam.

Sehr geehrte Frau Al-Saadi,
Wir laden sie herzlich zu runde 2 der Rap Show Rap la rue ein.Sie können stolz auf sich sein.
Kommen sie bitte am 82.61.2023 in die Amarena Straße in Frankfurt um 17 Uhr.Wir freuen uns auf sie.
Ihr Rap la rue Team und Sami.

Ich las die Nachricht mehrmals. Es war, als würde mein Gehirn nicht richtig begreifen, was da stand. Runde 2? Ich konnte es nicht fassen. Elif hatte mich also tatsächlich zu diesem Rap-Wettbewerb angemeldet – wegen Amo. Der Gedanke schnitt tief in mir, wie eine Wunde, die immer wieder aufgerissen wurde.

Eigentlich sollte ich mich freuen, oder? Andere hätten an meiner Stelle gejubelt, aber ich spürte nur eine seltsame Leere. Amo und ich, wir hatten eine Vergangenheit, die ich nicht hinter mir lassen konnte. Und jetzt sollte ich wegen ihm auf eine Bühne gehen? Es fühlte sich wie ein schlechter Witz an.

Ich stand auf, lief durch mein Zimmer und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Der Abend dämmerte weiter draußen, die Straßenlaternen sprangen an, und irgendwo in der Ferne hörte ich Autos vorbeifahren. Das Leben ging weiter, aber meins war irgendwie stehen geblieben.

Ich griff nach meinem Handy und tippte die Nachricht an Elif:

„Warum hast du das gemacht?"

Ich wollte nicht einmal wütend klingen, aber meine Finger zitterten, als ich die Nachricht abschickte. Sekunden vergingen, die sich wie Stunden anfühlten. Dann sah ich die drei kleinen Punkte, die anzeigten, dass sie schrieb. Mein Herz schlug schneller.

„Weil ich an dich glaube, Soraya. Und ich wusste, dass du das sonst nie getan hättest."

Ich starrte auf die Worte und konnte nichts fühlen außer dieser seltsamen Mischung aus Schmerz und Enttäuschung.

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Schulstress Leute Entschuldigung😭

Amo 2-Wenn nicht du,wer dann?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt