Ich ließ Amo los und stand auf. Es fühlte sich seltsam an, ihm so nahe zu sein, aber zugleich konnte ich die Wärme und die Sicherheit, die er ausstrahlte, nicht leugnen.
„Ich gehe jetzt ins Bett. Wir fliegen morgen früh, richtig?" fragte ich, um das Gespräch zu beenden und mich etwas zu beruhigen.
„Ja, morgen früh. Ich hoffe, es wird dir gut tun, deine Familie zu sehen," sagte er.
„Ich hoffe es auch," antwortete ich leise und ging zurück ins Haus. Meine Gedanken kreisten immer noch um das, was passiert war, und um das, was kommen würde. Würde dieser eine Tag bei meiner Familie mir Klarheit bringen? Oder würde es die Dinge nur noch komplizierter machen?
Ich legte mich ins Bett und zog die Decke fest um mich. Obwohl ich müde war, konnte ich nicht sofort einschlafen. Zu viele Gedanken, zu viele Gefühle wirbelten in meinem Kopf herum. Schließlich, irgendwann in den frühen Morgenstunden, übermannte mich doch der Schlaf.
Der Morgen kam schneller, als ich es erwartet hatte. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, als ich geweckt wurde. Amo stand am Bett und sah mich mit einem sanften Lächeln an.
„Es ist Zeit aufzustehen, Soraya. Unser Flug geht bald," sagte er.
Ich nickte und stand auf, zog mich an und packte meine Tasche. Ich fühlte mich merkwürdig ruhig, fast wie in Trance. Alles war vorbereitet, und bevor ich es richtig realisieren konnte, saßen wir schon im Auto auf dem Weg zum Flughafen.
Die Fahrt verlief schweigend. Amo schien zu spüren, dass ich nicht in der Stimmung war zu reden, und ließ mich in Ruhe. Als wir am Flughafen ankamen, führte er mich durch die Sicherheitskontrollen und in die VIP-Lounge. Es fühlte sich alles so unwirklich an, als würde ich in einem Traum leben.
Der Flug selbst war unspektakulär. Ich starrte aus dem Fenster und beobachtete die Wolken unter uns, während meine Gedanken immer wieder zu meiner Familie und dem, was ich ihnen sagen würde, zurückkehrten. Wie sollte ich erklären, wo ich gewesen war? Was sollte ich ihnen erzählen?
Als wir endlich landeten und das Flugzeug verließen, spürte ich eine Mischung aus Erleichterung und Angst. Erleichterung, weil ich bald meine Familie wiedersehen würde, und Angst, weil ich nicht wusste, wie sie reagieren würden.
Amo führte mich durch den Flughafen und zu einem wartenden Auto. Die Fahrt zu meinem Elternhaus war kurz, und mein Herz schlug schneller, je näher wir kamen. Als das Auto schließlich vor dem Haus hielt, zögerte ich einen Moment, bevor ich ausstieg.
„Soraya, ich werde hier warten. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst," sagte Amo sanft.
Ich nickte und atmete tief durch. Dann ging ich zur Haustür und klingelte. Es vergingen nur wenige Sekunden, bevor die Tür aufgerissen wurde und ich in die überraschten Gesichter meiner Eltern blickte.
„Soraya!" rief meine Mutter und zog mich sofort in eine feste Umarmung. „Wo warst du? Wir haben uns solche Sorgen gemacht!"
„Es ist eine lange Geschichte, Mama. Können wir reingehen und reden?" sagte ich leise.
Mein Vater, der ebenfalls besorgt aussah, nickte und führte uns ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf die Couch, während meine Eltern sich zu mir setzten. Und dann begann ich zu erzählen. Ich ließ einige Details aus, aber ich erklärte ihnen, dass ich in Sicherheit war und dass ich jemanden getroffen hatte, der mich beschützt hatte.
„Und dieser Amo? Er ist draußen?" fragte mein Vater skeptisch.
„Ja, Baba. Er ist hier, um sicherzustellen, dass es mir gut geht. Er möchte euch kennenlernen und sicherstellen, dass ihr wisst, dass ich in guten Händen bin," sagte ich.
Meine Mutter sah mich lange an, bevor sie schließlich nickte. „Wenn du sagst, dass er dir geholfen hat, dann möchten wir ihn kennenlernen."
Ich ging zur Tür und öffnete sie, um Amo hereinzulassen. Er trat ein, höflich und respektvoll, und begrüßte meine Eltern. Es war ein seltsames Gefühl, ihn hier in meinem Elternhaus zu sehen, aber vielleicht war es ein Schritt in die richtige Richtung.
Amo trat ein und lächelte höflich. „Herr und Frau Al-Saadi, es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen," sagte er und reichte ihnen die Hand.
Meine Eltern wirkten überrascht, aber sie erwiderten seine Begrüßung. „Es ist gut, dich kennenzulernen, Amo," sagte mein Vater. „Soraya hat uns einiges erzählt."
„Ich verstehe Ihre Besorgnis und Ihre Zweifel," antwortete Amo ruhig. „Ich möchte nur sicherstellen, dass Soraya in Sicherheit ist und dass Sie wissen, dass sie gut versorgt ist."
Meine Mutter nickte, aber ihre Augen blieben skeptisch. „Soraya, möchtest du uns erklären, was genau passiert ist? Wo warst du die ganze Zeit?"
Ich atmete tief durch. „Mama, Baba, es ist kompliziert. Ich wurde...entführt, aber Amo hat mich beschützt. Er hat sich um mich gekümmert und dafür gesorgt, dass ich sicher bin. Er hat mich zurückgebracht, damit ich mich verabschieden kann, bevor wir weg müssen."
„Entführt?" fragte mein Vater scharf und sah Amo misstrauisch an.
„Ja, aber bitte versteht ihn, Amo hat mich nicht entführt. Er hat mir geholfen, nachdem ich in eine schlimme Situation geraten bin," sagte ich schnell, um die Situation zu entschärfen.
„Warum musst du wieder weg?" fragte meine Mutter besorgt.
„Es gibt noch einige Dinge, die ich klären muss. Amo und ich...wir arbeiten daran, die Situation zu lösen. Ich verspreche, dass ich in Sicherheit bin und dass ich bald wieder bei euch sein werde," sagte ich, obwohl ich mir selbst nicht sicher war, wie die Zukunft aussehen würde.
Meine Eltern sahen sich an, dann mich, dann Amo. Schließlich nickte mein Vater. „Wir vertrauen dir, Soraya. Aber wir wollen, dass du in Sicherheit bist und dass du zurückkommst."
„Das werde ich, Papa. Ich verspreche es," sagte ich und spürte die Tränen wieder in meinen Augen.
„Wenn Amo dir geholfen hat, dann danke ich dir," sagte meine Mutter und wandte sich an ihn. „Aber bitte, sorg dafür, dass unsere Tochter sicher ist und zu uns zurückkommt."
„Das verspreche ich Ihnen," antwortete Amo ernst. „Ich werde alles tun, um Soraya zu beschützen."
Nach einem langen Gespräch und vielen Tränen verabschiedete ich mich schließlich von meinen Eltern. Es war schwer, aber ich wusste, dass es etwas war, das ich tun musste. Amo führte mich zurück zum Auto, und wir fuhren schweigend zurück zum Flughafen.
Als wir im Flugzeug saßen, sah ich aus dem Fenster und dachte über alles nach, was passiert war. Ich wusste, dass die kommende Zeit schwierig werden würde, aber ich musste stark bleiben. Für mich selbst, für meine Familie und vielleicht auch für Amo.
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Amo 2-Wenn nicht du,wer dann?
FanfictionSoraya, eine 19-jährige junge Frau, führt ein ganz normales Leben - zumindest glaubt sie das. Doch bald wird sich alles ändern. Wird sie ihr neues Leben akzeptieren können, und wie wird sie mit den Herausforderungen umgehen?