Hogwarts war voller Magie.
Draco begriff schnell, dass das Schloss, ebenso wie sein Elternhaus, nicht nur magisch vor den neugierigen Blicken der Muggel verborgen war, sondern auch ansonsten vollkommen magisch durchtränkt war.
Es gab sprechende Porträts an den Wänden und Treppen, die sich bewegten und bei denen man achtsam sein musste, da einige Trickstufen Fallen für unachtsame Schülerinnen und Schüler bedeuteten.
Kurzum: Draco fühlte sich sehr wohl.
Nachdem er auch die zweite Nacht zusammen mit Theo in Blaise' Bett übernachtet hatte - dieses Mal hatten sie sogar ihre Kopfkissen und Decken mit zu ihm geschleppt - natürlich nur, weil sie noch einmal nach dem Merrow-Jungen gucken wollten, der aber leider nicht auftauchte - schliefen sie seit der dritten Nacht in ihren eigenen Betten.
Draco fiel der Unterricht recht leicht, das meiste wusste und konnte er tatsächlich schon.
Am meisten freute er sich aber auf den Donnerstag, denn da würden sie endlich Flugunterricht haben.
Als es schließlich so weit war, stellte er fest, dass die Flugstunden der einzige Unterricht neben Zaubertränke war, den sie zusammen mit den Gryffindors hatten.
„Boah, ich freu mich riesig darauf, nachher zu fliegen", sagte Theo neben ihm begeistert, als sie gemeinsam durch die Große Halle stiefelten, um Dracos Päckchen mit Süßigkeiten, die er von Zuhause bekommen hatte und später mit Blaise und Theo teilen wollte, wegzubringen, ehe sie sich zum Unterricht begeben wollten.
Blaise ging zwischen Gregory und Vincent hinter ihnen und unterhielt die beiden mit irgendwelchen Witzen.
Blaise bekam selten etwas anderes als Briefe von seiner Mutter, und Theo war sich sicher, dass er weder Briefe noch etwas anderes von seinem Vater bekommen würde, was ihm aber ganz recht war.
Umso lieber gab Draco etwas von seinem Süßkram, den seine Eltern ihm bisher täglich geschickt hatten, an seine Freunde ab. Bei Vince und Greg war das nicht nötig, die steckten sich genug beim Frühstück in Servietten verpackt ein und bekamen auch auf Wunsch alles von Zuhause geschickt.
„Ist ja leider nur auf den blöden Schulbesen", schnarrte Draco.
„Besser als gar nicht fliegen", befand Theo, und im Stillen gab Draco ihm Recht. „Ich vermisse es nämlich jetzt schon."
„Ja, und vielleicht können wir tatsächlich eines Tages in der Mannschaft mitspielen", träumte Draco.
In diesem Moment gingen sie am Gryffindor Tisch vorbei.
Hermine Granger winkte ihm flüchtig zu und er grinste und nickte als Antwort.
„Ich meine", sagte er, nun etwas lauter, um sicher zu gehen, dass sie es hörte. „Ich bin ja schon so viel geflogen. Musste sogar schon mal vor diesen Muggelfluggeräten fliehen auf einem Besen... Ich meine, vor diesen... Hubschraubern."
Er war froh, dass ihm das Wort eingefallen war.
Ab und an hatte er schon Hubschrauber gesehen und auch Flugzeuge, und es erschien ihm eine spannende Geschichte, davor angeblich auf einem Besen geflohen zu sein.
Theo runzelte die Stirn - ihm musste klar sein, dass die Geschichte Blödsinn war - und dann huschte sein Blick rasch zwischen Draco und dem Gryffindor Mädchen hin und her.
Diese hatte Dracos Aussage tatsächlich gehört - leider war sie nicht die einzige.
Potter und Weasley warfen ihm abfällige Blicke zu, ehe sie die Köpfe zusammensteckten und eindeutig über ihn tuschelten.
Zorn wallte in Draco auf.
„Ich denke, ich habe gute Chancen auf einen Platz in der Mannschaft", gab er weiter laut an, angespornt durch Hermine Grangers interessierte Blicke und Potters und Weasleys dummes Getuschel.
In diesem Moment sah er, wie ein Gryffindor - Dean Thomas, erinnerte er sich - ein Erinnermich nachdenklich in der Hand drehte und dann ein paar mal leicht in die Luft warf, um es wieder aufzufangen, und wieder einmal reagierte sein Körper ohne sein Zutun.
„Vielleicht ja als Sucher", ergänzte er und schnappte im Vorbeigehen beiläufig den Erinnermich aus der Luft, um so seine Reflexe unter Beweis zu stellen.
Er nahm gerade noch wahr, dass Hermine Granger ihn beobachtet hatte, da sprangen Potter und Weasley abrupt auf und sahen ihn wütend und mit geballten Fäusten an.
Draco fragte sich, ob die beiden sich tatsächlich mit ihm prügeln wollten, aber in diesem Moment stand Professor McGonagall hinter ihnen, so als hätte sie im Gespür gehabt, dass zwei ihrer Schüler gleich einen Streit beginnen wollten.
„Was geht hier vor?", fragte sie streng.
„Malfoy hat mein Erinnermich, Professor", sagte Longbottom und Draco blinzelte irritiert. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass das Ding Longbottom und nicht Thomas gehörte, aber letztendlich war es ja auch egal.
Er verstand nicht, warum so viel Aufhebens darum gemacht wurde, dass er den Erinnermich kurz aus der Luft gefangen hatte.
„Wollte nur mal gucken", schnarrte er daher und ließ den durchsichtigen Ball auf den Tisch fallen, um mit seinen Freunden weiterzugehen.
DU LIEST GERADE
A Death Eater's Tale
FanfictionJeder kennt sie - die Geschichte vom Jungen, der überlebte. Auch Draco Malfoy muss in seinem Leben immer wieder feststellen, dass die Geschichte dieses Jungen Einfluss auf seine eigene Geschichte hat. Auch wenn er es anfänglich nicht bemerkt und spä...