Von größenwahnsinnigen Berühmtheiten

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Kräuterkunde mit den Ravenclaws war anstrengend.
Der erste Schultag schien zäh und quälend langsam dahinzufließen, und es machte die ganze Situation nicht besser, dass die blöden Vögel aus Ravenclaw der Meinung waren, alles besser wissen zu müssen. Auch war Draco genervt, weil Theo immer noch schlechte Laune hatte und kaum mit ihnen redete. Er wurde einfach nicht schlau aus seinem besten Freund. Was hatte ihm gestern so abrupt den Zauberstab verknotet?
Während Sprout irgendetwas über das Umtopfen von Alraunen faselte, sah Draco, wie drei Ravenclaw-Jungs - Boot, Goldstein und Corner - die Köpfe zusammensteckten und miteinander tuschelten, während sie unfreundliche Blicke in Richtung der Slytherins warfen.
Schon im letzten Schuljahr hatte Draco eine zarte Idee davon bekommen, dass die anderen Häuser Slytherin gegenüber nicht unbedingt positiv eingestellt waren, und er war sich ziemlich sicher, dass die drei Jungs nichts Nettes zu sagen hatten.
Daphne, Pansy, Millicent und Tracey waren auf Sprouts Ausführungen konzentriert und bekamen die Tuscheleien nicht mit, Theo starrte gleichmütig auf die flauschigen Ohrenschützer auf dem Tisch vor ihm, Vincent und Gregory kritzelten irgendetwas, was sicherlich nichts mit den Ausführungen der Professorin zu tun hatte, auf ihre Pergamente. Nur Blaise und Draco selbst bekamen mit, dass da scheinbar über sie gelästert wurde.
Blaise hob den Arm, als die Professorin gerade nicht hinsah, und zeigte den Ravenclaws überdeutlich den Mittelfinger.
Draco grinste, als er sah, dass die drei sich daraufhin ertappt wieder zu Sprout drehten.
„Nun, vielleicht würde auch jemand der Damen und Herren aus Slytherin sich mal bequemen, eine meiner Fragen zu beantworten?", kam es in diesem Moment von Sprout, der Ton etwas spitz. „Oder soll ich den Unterricht mit den Ravenclaws alleine machen?"
„Meinetwegen", flüsterte Draco, so leise, dass er sicher sein konnte, dass die Hauslehrerin von Hufflepuff ihn nicht hörte.
Blaise prustete leise.
„Mr Zabini? Können Sie die Frage beantworten?"
„Nein", kam es von Blaise, offensichtlich nicht peinlich berührt, und Sprout runzelte verärgert die Stirn.
Draco erwartete schon, dass er nun drangenommen wurde, allerdings hatte er nicht zugehört, einerseits abgelenkt davon, dass die Ravenclaw-Jungs gelästert hatten und andererseits mit den Gedanken woanders, konnte er nach dem Erlebnis letzte Nacht den späten Nachmittag, nach Unterrichtsschluss, nicht abwarten, hatten sie dann am See eine ganz besondere Verabredung.
Aber dazu, dass Sprout sich ihn vorknöpfte, kam es nicht.
„Mr Nott? Was ist mit ihnen?"
Träge hob Theo den Blick von den Ohrenschützern, der Blick leer.
Draco war sich sicher, dass er nicht zugehört hatte, aber er irrte sich.
„Die Alraune, oder Mandragora, ist eine mächtige Rückverwandlerin", ratterte er herunter und wieder einmal klang es, als wäre er ein wandelndes Lehrbuch. „Sie wird verwendet, um Verwandelte oder Verfluchte in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen."
„Exzellent", sagte Sprout überrascht. „Zehn Punkte für Slytherin."
Draco sah, wie die drei Ravenclaw-Jungs ärgerlich die Stirn kraus zogen.
„Kann mir auch jemand sagen, warum die Alraune trotzdem gefährlich ist?"
Draco war sich sicher, dass Theo es sagen könnte, aber dieser starrte wieder stumm vor sich hin.
„Ja? Mr Goldstein?"
„Der Schrei der Alraune ist tödlich für jeden, der ihn hört."
„Korrekt. Zehn Punkte für Ravenclaw."
Draco starrte die Pflanze auf dem Tisch vor Sprout nun mit einem neu gewonnenem Respekt an.
„Nun sind unsere Alraunen noch sehr jung", fuhr die Professorin fort. „Der Schrei ist noch nicht tödlich, aber sehr unangenehm. Jeder nimmt sich also ein Paar Ohrenschützer! Ich gebe ein Zeichen, wenn Sie sie wieder abnehmen können."
Es ging ein Gerangel los um die am wenigsten hässlichen Ohrenschützer, nur Blaise nahm sich bewusst ein besonders flauschiges, rosanes Paar. Er grinste, als er sie mit einer theatralischen Geste aufsetzte. Draco lachte leise. Blaise war häufig einfach zu komisch.
Dann konnten sie sehen, wie die Professorin eine Alraune umtopfte. Zum Glück sah Draco durchaus, dass die Wurzel der Alraune, die wirkte wie ein sehr hässliches Baby mit gefleckter grüner Haut und Blättern als Haare, aus Leibeskräften schrie, aber dank der Ohrenschützer hörte er keinen Ton.
Nach dem Umtopfen durften sie die Ohrenschützer wieder abnehmen und Sprout erklärte noch allerlei, ehe sie die Schützer erneut aufsetzen und das Umtopfen selber üben mussten.
Am Ende des Unterrichts räumten sie noch die Plätze auf und durften dann gehen.
„Mittagspause, zum Glück", seufzte Blaise.
Vincent und Gregory liefen vorweg, Theo ging auf gleicher Höhe mit Draco und Blaise, hielt aber etwas Abstand.
„Was haben wir heute Nachmittag?", fragte Draco, der den Schulschluss nicht abwarten konnte, um endlich zum See zu kommen.
Blaise zerrte im Gehen kurz den Stundenplan aus seiner Umhängetasche.
„Verteidigung gegen die Dunklen Künste", sagte er, während er den Stundeplan zurück in die Tasche stopfte. Und dann, mit Augenverdrehen: „Mit den Gryffindors."
Ja, die Gryffindors.
Draco hatte durchaus mitbekommen, dass Potter und Weasley schon wieder nicht der Schule verwiesen worden waren! Weasley hatte lediglich einen Heuler von seiner hysterischen Mutter bekommen, mehr Strafen schienen die beiden wieder einmal nicht bekommen zu haben. Eine unfassbare Ungerechtigkeit war das!
„Unglaublich, dass Potter und Weasley immer noch da sein dürfen", stellte Draco fest. „Ich gehe stark davon aus, dass sie sogar wieder keine richtige Strafe bekommen haben. Was meinst du, Theo?"
Eigentlich sprach er Theo nur an, um ihn einzubeziehen und aus dem Schneckenhaus zu locken, in das er sich scheinbar grundlos seit gestern zurückgezogen hatte. Allerdings schlug sein Versuch fehl, denn Theo zeigte keine Reaktion.
Dafür kam eine Reaktion von anderer Seite.
„Es geht dich zwar nichts an, Malfoy", hörte er hinter sich Corner sagen. „Aber Harry und Ron haben es sich verdient, nicht von der Schule zu fliegen."
Dracos erster Impuls war, überrascht zu dem Ravenclaw herumzufahren, aber er riss sich in letzter Sekunde zusammen und drehte sich lässig und scheinbar gelangweilt herum.
„Was willst du?", schnarrte er.
„Du hast ihn verstanden", giftete Goldstein. „Harry Potter und sein Freund sind nicht der Schule verwiesen worden, weil sie es verdient haben, zu bleiben. Die beiden wurden gestern Abend sogar im Gryffindor-Turm dafür gefeiert, wie sie zur Schule gekommen sind."
„Anthony, Michael, kommt, lasst das", mischte sich Boot ein. „Legt euch nicht mit den Schlangen an."
„Genau", kam es nun von Blaise. „Hört auf euren kleinen Freund. Legt euch nicht mit uns an. Den Scheiß glaubt euch doch kein Mensch, dass die beiden Gryffindors sich irgendetwas verdient haben."
„Ist aber so", meinte Corner. „Denn Harry hat was gegen den, dessen Name nicht genannt werden darf getan, im Gegensatz zu euren Familien."
„Was soll das heißen?", fauchte Draco.
„Naja, bei solchen wie euch weiß man ja, wie die so ticken, da gibt's ja keine großen Unterschiede zu du weißt schon wem."
„Was? Red Klartext, Corner, oder wurdest du mit einem Brabbelfluch belegt?", schnarrte Draco und Blaise lachte leise.
„Lass gut sein, Michael...", versuchte erneut Boot zu intervenieren.
„Na, guckt euch doch mal an", fuhr Corner unbeirrt fort. „Du selbst kommst aus einer Familie, für die Reinblütigkeit alles zählt. Denkst du, das kriegen wir anderen nicht mit? Kein Wunder, dass du nach Slytherin gekommen bist, da sind doch nur so Reinblut-Fanatiker. Und du-", er wandte sich an Blaise. „hast eine Mutter, die sich einen Typen nach dem anderen angelt, alles Reinblüter natürlich, und-"
„Lass meine Mutter aus dem Spiel", zischte Blaise, plötzlich wütend.
Draco wusste, dass er es selber hasste, dass seine Mutter ständig die Partner wechselte, weil es immer eine Umgewöhnung für ihn bedeutete, aber trotzdem verteidigte er sie natürlich.
„Ist doch aber wahr", ließ Corner nicht locker. „Ihr seid doch alle nicht besser als eure Eltern und werdet doch sowieso in die Fußstapfen eurer Väter-"
Es ging so schnell, dass keiner von ihnen reagieren konnte. Draco begriff sogar erst, was los war, als es bereits passiert war.
Theo, der ein paar Schritte weiter geschlendert war, fuhr herum, war blitzschnell bei Michael Corner, packte ihn mit einer Hand an der Schulter, ballte die andere Hand zur Faust und rammte sie dem Ravenclaw in den Magen.
Danach machte er einen großen Schritt rückwärts.
Boot und Goldstein waren sofort bei ihrem Freund, der sich keuchend krümmte. Besorgt fragten sie ihn nach seinem Zustand.
Dann hob Goldstein den Blick.
„Ihr habt sie doch nicht mehr alle!", fauchte er.
„Komm, hilf mir ihn in den Krankenflügel zu bringen", bat Boot und gemeinsam stützten sie ihren Freund und gingen mit raschen Schritten davon.
„Krankenflügel? Wegen sowas?", schnarrte Blaise und Draco sah zu Theo.
Dieser stand wie versteinert da, war blass und starrte den Ravenclaw-Jungs hinterher, dabei einen merkwürdigen Schreck in den Augen.
Draco überbrückte die wenigen Schritte zu ihm.
„Theo?"
Der Angesprochene reagierte nicht.
„Theo", wiederholte Draco und legte ihm die Hand auf den Arm.
„Hau ab!", fauchte Theo vollkommen überraschend und schlug Dracos Hand ziemlich schmerzhaft beiseite.
Dann fuhr er herum und stürmte davon.





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