„Das ist ja wohl der Hammer!“, rief Vincent und Gregory machte: „Wohooo!“
Sie waren auf ihrem Zimmer und Draco hatte seinen Freunden natürlich sofort erzählen müssen, was in Snapes Büro geschehen war.
„Draco, ich bin ja fast neidisch“, lachte Blaise und klopfte ihm auf die Schulter.
„Ich kann es kaum glauben“, strahlte Draco. „Wisst ihr, wie sehr ich es mir gewünscht habe? In die Mannschaft zu kommen?“
„Wissen wir doch, Mensch!“, sagte Blaise grinsend.
Dracos Blick glitt zu Theo, seinem besten Freund, der still auf dem Bett saß und sein Gesicht hinter einem Buch versteckte.
„Und dann diese Besen“, schwärmte Greg. „Mann, da werden die anderen Mannschaften aber gucken!“
„Geniale Aktion von deinem Vater“, stimmte Vincent zu.
„Komm“, sagte Greg. „Wir schauen uns das Modell noch mal in „Rennbesen im Test“ an. Ich habe das Magazin auf dem Nachttisch liegen...“
Draco starrte immer noch Theo an, der sie alle nach wie vor ignorierte.
Der Gedanke, dass Theo vielleicht von der Schule geflogen war und morgen nicht mehr hier sein würde, dämpfte seine Freude ungemein.
Blaise sah zwischen ihnen hin und her.
„Kommt, Jungs“, sagte er dann zu Greg und Vince. „Wir schauen uns das Magazin im Gemeinschaftsraum an. Dann können wir auch gleich hören, was die anderen dazu sagen. Draco kommt dann gleich nach, nicht wahr, Draco?“
Draco nickte und schenke Blaise ein dankbares Grinsen.
Kaum, dass die drei den Raum verlassen hatten, ging er hinüber zu Theos Bett.
„Was willst du?“, fragte Theo abweisend und sah nicht von seinem Buch auf.
„Theo, leg das Buch weg und rede mit mir“, verlangte Draco.
Kurz passierte nichts, das seufzte Theo resigniert, klappte das Buch zu und legte es auf seinen Nachttisch.
„Ich möchte nicht reden, Draco“, stellte er klar.
Unaufgefordert setzte sich Draco neben ihn.
„Haben sie dich von der Schule geworfen?“, fragte er leise. „Wegen der Sache mit diesem dämlichen Ravenclaw?“
„Nein.“
Erst, als er das Wort hörte und spürte, wie ihm ein merkwürdiger Druck von der Brust genommen wurde, wurde ihm bewusst, wie sehr ihn die Sache mit Theo belastet hatte.
„Du fliegst nicht von der Schule?“, vergewisserte er sich.
Theo schüttelte den Kopf.
„Aber Snape wollte mit dir reden, weil du den Ravenclaw geschlagen hast, oder? Hast du dolle Ärger bekommen?“
Theo seufzte erneut.
„Nein, geht so. Ich habe Häuserpunkte verloren und habe Strafarbeit aufgebrummt bekommen.“
„Aber das ist... gut, oder?“, fragte Draco zögernd. „Ich meine, es hätte schlimmer kommen können.“
„Mhm“, machte Theo.
Draco zögerte.
„Theo, was ist los?“, fragte er dann.
„Nichts“, behauptete Theo. „Es nervt mich nur, dass ich eine Strafarbeit bekommen habe. Und Punkte verloren habe.“
„Du warst schon vorher komisch“, sprach Draco aus, was er die ganze Zeit schon gedacht hatte. „Komm schon, Theo... Was hast du?“
Theos Kopf kippte in den Nacken.
„Nichts“, behauptete er erneut.
Kurz saß Draco schweigend neben ihm.
Dann hob er zögernd die Hand und hielt Theo den kleinen Finger hin.
Es dauerte viele quälende Sekunden, bis Theo schließlich seinen Finger mit Dracos verhakte.
„Freunde, egal was kommt... Oder nicht?“, fragte Draco leise.
Theo zögerte.
„Freunde, egal was kommt“, bestätigte er dann.
Langsam lösten sie ihre Finger.
„Also?“, murmelte Draco.
Noch einmal stieß Theo einen Seufzer aus.
„Ich...“
Er brach ab und setzte neu an.
„An dem Tag unserer Ankunft“, sagte er leise. „Da war etwas... Es hat mich an Dinge erinnert, an die ich nicht gerne denke, und... naja...“
Draco wartete, aber Theo redete nicht weiter.
„Theo, du sprichst in Rätseln. An was wurdest du erinnert und wodurch?“
„Es hat mit meiner Mum zu tun“, sagte Theo so leise, dass Draco ihn gerade noch so verstand.
Draco schluckte.
Der Tod von Theos Mutter war schon die ganze Zeit etwas gewesen, womit Draco schlecht klar kam. Er wusste einfach nicht, wie er mit dem Thema und auch mit dem trauernden Theo umgehen sollte. Auf der einen Seite wünschte er sich, Theo mehr beistehen zu können, da dieser sehr unter dem Verlust litt, andererseits fühlte er sich damit komplett überfordert. Er wusste nicht, wie er Theo helfen konnte.
„Tut mir leid, ich will dich nicht mit meinem Kram belasten.“
„Machst du nicht“, sagte Draco rasch und fühlte sich ertappt.
Seine Gedanken schienen sich deutlich auf seinem Gesicht widerzuspiegeln.
Theo schwieg.
Draco räusperte sich.
„Was genau... Ich meine, möchtest du erzählen, was passiert ist?“
Theo wich seinem Blick aus.
„Es... es geht um die Kutschen.“
Draco runzelte die Stirn.
„Die Kutschen, die uns am Bahnhof abgeholt haben?“
„Ja.“
„Was ist mit ihnen?“
„Ich...“, begann Theo zögernd. „ich nehme an, ihr glaubt alle, sie fahren durch Magie, oder?“
Draco sah Theo fragend an.
„Ja, ist das denn nicht so? Ich meine, sie wurden ja offensichtlich von nichts gezogen.“
„Nun, man denkt auch, die Boote mit den Erstklässlern fahren von alleine, nicht wahr?“
„Du meinst“, entfuhr es Draco erstaunt. „die Kutschen werden wie die Boote von magischen Kreaturen fortbewegt?“
Theo nickte.
„Aber die müsste man doch sehen“, gab Draco zu bedenken. „Die Wassermenschen sind unter den Booten verborgen, aber vor den Kutschen lässt sich doch nichts verstecken.“
„Ich habe ja gesehen, was die Kutschen zieht“, flüsterte Theo.
„Was? Wie soll das möglich sein? Wir haben da alle nichts gesehen.“
„Es sind Thestrale, die die Kutschen ziehen.“
Die Erkenntnis nach Theos Worten traf Draco wie ein Schwall kaltes Wasser.
„Theo...“, murmelte er.
Thestrale konnten nur von jenen gesehen werden, die den Tod gesehen hatten.
Da Draco so schlecht mit dem Thema umgehen konnte, hatte er noch nie mit Theo genau über den Tod seiner Mutter gesprochen. Daher hatte er nicht gewusst, dass Theo tatsächlich dabei gewesen sein musste, als seine Mutter gestorben war.
„Ach, scheiße, Theo... Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Schon ok“, entgegnete Theo resigniert. „Ich muss wohl damit leben. Es war nur... Der Anblick der Thestrale hat mich wieder so sehr an alles andere erinnert... es hat mich an sie erinnert. Ich vermisse sie einfach. Mit Vater alleine ist es noch schlimmer als vorher, als Mum noch da war.“
Draco schwieg.
Wie oft hatte er sich gewünscht, Theo würde über die Probleme mit seinem Vater, die er offensichtlich hatte, reden. Und nun, da er es tat, war Draco damit genauso überfordert wie mit Theos Trauer um seine Mutter.
„Egal“, tat Theo es im nächsten Moment ab. „Ich habe nur gedacht... Weißt du, jedes Mal, wenn ich jetzt nach Hogwarts komme, muss ich diese blöden Thestrale sehen und werde an gewisse Dinge erinnert. Ich war wütend, weil die Schule keine anderen Tierwesen ausgewählt hat. Es kam so viel zusammen, was mir durch den Kopf ging. Aber ich werde jetzt einfach versuchen, nicht mehr darüber nachzudenken. Ganz einfach. Tut mir leid. Meinst du, die anderen sind sauer, weil ich die ganzen Tage nicht mit ihnen geredet habe?“
„Quatsch, natürlich nicht“, beeilte Draco sich zu sagen. „Wir haben uns alle Sorgen gemacht.“
Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es nicht gut war, wenn Theo einfach versuchen würde, nicht mehr an seine Probleme zu denken, aber gleichzeitig war er auch froh, wenn er nicht mit ihm über diese Dinge reden musste, da er einfach nicht wusste, was er sagen und wie er reagieren sollte.
„Das heißt, ich soll einfach wieder anfangen, mit euch zu reden?“
„Klar“, bestätigte Draco. „Am besten jetzt gleich. Kommst du mit, in den Gemeinschaftsraum? Wir können mit den anderen über den Nimbus 2001 reden.“
Theo lächelte dünn und irgendwie immer noch bekümmert.
„Ok“, bestätigte er. Und dann ergänzte er: „Ach und Draco? Ich freue mich für dich, dass du in die Mannschaft gekommen bist. Wirklich.“
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A Death Eater's Tale
FanfictionJeder kennt sie - die Geschichte vom Jungen, der überlebte. Auch Draco Malfoy muss in seinem Leben immer wieder feststellen, dass die Geschichte dieses Jungen Einfluss auf seine eigene Geschichte hat. Auch wenn er es anfänglich nicht bemerkt und spä...