Das Leiden der Schlangen

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„Da sind welche..."
Draco, der zwischen den anderen Quidditch-Spielern Richtung Spielfeld ging, das heute fürs Training für sie reserviert war, sah in die Richtung der Stimme.
Dort stand eine Gruppe Gryffindor-Jungs, Dritt- und Viertklässler, schätzte Draco.
Sie sahen mit angewiderten, wütenden Gesichtern die Slytherin-Mannschaft an.
„Ich würde nicht in diesem Haus sein wollen, selbst wenn man mir Geld dafür geben würde", ergänzte der Gryffindor, der eben bereits geredet hatte. Ein durchaus gutaussehender, eher bulliger Typ mit auffallend schick frisierten Haaren.
„Ich auch nicht", bestätigte ein anderer. „Hätte der Hut mich damals in Slytherin eingeteilt, ich wäre sofort wieder in den Zug gestiegen, um nach Hause zu fahren."
„So viel Anstand haben die nicht", sagte wieder der erste Junge.
Draco mahlte mit dem Kiefer.
Sein Haus war bereits vor Mrs Norris' Versteinerung unbeliebt gewesen, aber nun, seitdem Binns von der Kammer des Schreckens erzählt hatte und die Gryffindors es natürlich in ihrem Haus herumposaunten, hatte das ganze noch einmal ganz andere Ausmaße angenommen.
Das Gerücht, dass Slytherin eine Kammer gebaut hatte, um ein Monster zu beherbergen, das die Schule von Muggelgeborenen befreite, hielt sich eisern.
Draco machte die ganze Situation wütend.
Nach wie vor war er sich sicher, dass Slytherin eine Kammer, sollte diese tatsächlich existieren, nicht gebaut hatte, um Schlammblüter zu vertreiben, sondern um Hogwarts im Notfall zu verteidigen.
Er musste dringend Kanja fragen, ob er mehr darüber wusste. Wenn die Wassermenschen tatsächlich ebenfalls von Slytherin als Schutzmaßnahme eingesetzt worden waren, wussten sie vielleicht auch mehr über die Kammer des Schreckens.
In diesem Moment fühlte Draco eine große Hand auf seiner Schulter.
„Hör nicht hin", sagte Lucian leise und in aufmunterndem Ton zu ihm.
Draco versuchte es.
Er versuchte beim Vorbeigehen an der Gruppe Gryffindors krampfhaft, nicht auf die dummen Sprüche zu hören.
„Ich habe schon immer gewusst, dass Slytherin ein verrückter alter Schwachkopf war", posaunte der Junge heraus, der bereits als erstes gesprochen hatte und eindeutig treibende Kraft in dieser Gruppe war. „aber offensichtlich hat er auch noch mit dem Schwachsinn vom reinen Blut angefangen-"
„Mit Schwachsinn kennst du dich ja aus, McLaggen", platzte es so abrupt aus Marcus Flint heraus, dass Draco überrascht zusammen zuckte. „Schließlich bist du selbst eine einzige Evaluationsbremse."
Der mit McLaggen Angesprochene wurde erst blass, dann rot.
„Wie bitte? Ich komme aus einer einflussreichen Familie, Flint! Mein Onkel Tiberius-"
„Dein Onkel kann mich mal", knurrte Marcus und Draco musste grinsen. „Der ist genau so ein Intelligenzallergiker wie du."
McLaggen machte einen drohenden Schritt auf Marcus zu und Draco wurde somit bestätigt, was der Slytherin-Quidditch-Kapitän gesagt hatte: Der Gryffindor war offensichtlich wirklich keine Intelligenzbestie, wenn er glaubte, sich körperlich mit Marcus anlegen zu können.
„Na warte, du dämliche Schlange", knurrte McLaggen, offensichtlich tatsächlich darauf aus, sich - typisch Gryffindor - mit Marcus Flint zu prügeln.
Lucian machte einen Schritt vor, scheinbar um sich zwischen Marcus und McLaggen zu stellen, aber das war gar nicht nötig, denn einer von McLaggens Freunden zog diesen am Arm weg.
„Lass die, Cormac, die sind es nicht wert", sagte er zu ihm.
„Kommt weiter", befahl Marcus seiner Mannschaft, als die Gryffindors sich verzogen.
„Ich kann diesen Kammer des Schreckens Scheiß nicht mehr hören", sagte Adrian, Marcus' bester Freund. „Wisst ihr, was fast alle glauben? Dass Potter hinter dem Angriff auf die blöde Katze steckt."
Draco horchte auf.
„Was?", fragte er überrascht.
Adrian verdrehte die Augen.
„Frag nicht. Die spinnen alle. Wie soll ein Zweitklässler sowas hinkriegen? Das könnte ja vermutlich nicht mal ein älterer Schüler."
„Ich sag dir, wie das geht", mischte Graham sich grinsend ein. „Potter ist der Erbe Slytherins, deshalb kann er das."
Draco glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, aber die anderen Teammitglieder begannen bereits zu lachen.
„Uh, ja, ich hab schon richtig Schiss vor dem kleinen, dünnbeinigen Potter", witzelte Marcus.
„Und die glauben echt, der sei der Erbe Slytherins?", fragte Draco ungläubig.
„Ist natürlich kompletter Schwachsinn", sagte Lucian. „Und ganz ehrlich? Vielleicht hat sich da auch einfach jemand einen dummen Halloweenstreich erlaubt."
„Oder Potter hat da selbst was erfunden oder vorgetäuscht, um sich wieder einmal wichtig zu machen", schnarrte Marcus und im Stillen gab Draco ihm Recht.
„Wie auch immer", tat Lucian es ab. „Lasst uns jetzt trainieren. Das Spiel gegen Gryffindor steht schließlich bald bevor."

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