Phantastische Tierwesen und warum sie nicht immer zu sehen sind

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„Du bist so ein Schwachmat, Flint!"
Draco reckte den Hals, um nicht zu verpassen, was passierte.
Marcus hatte beim Aussteigen aus dem Zug Oliver Wood, Quidditch-Kapitän der Gryffindor-Mannschaft, ziemlich heftig angerempelt, ob absichtlich oder aus Versehen, war Draco nicht ganz klar.
„Uh, jetzt hast du mich aber getroffen, Wood", schnarrte Marcus sarkastisch und ließ seinen Blick intensiv und abfällig über Woods Gesicht gleiten.
Ein paar seiner Freunde lachten leise.
„Komm, Oliver", sagte ein anderer Gryffindor zu Wood und zog ihn beschwichtigend am Arm.
Wood schnaubte noch abfällig, dann wandte er sich ab und ließ Marcus stehen.
Dieser starrte seinem Konkurrenten kurz hinterher, sein abfälliger Blick glitt über Woods Rückseite, während er deutlich den Kiefer anspannte.
Draco wusste, Marcus hatte es weder Wood, noch der Gryffindor-Mannschaft oder Potter und Hooch verziehen, dass die Löwen im vergangenen Jahr so unfair das erste Spiel gewonnen hatten.
„Erstklässler zu mir!"
Draco drehte den Kopf nun in die andere Richtung.
Der riesige Wildhüter, Hagrid, sammelte die Neuen ein.
Seltsam, es war tatsächlich erst ein Jahr her, dass sie ebenfalls diesem Ruf hatten folgen müssen.
Draco kam sich nun so viel erwachsener vor als die Erstklässlerinnen und Erstklässler, die verunsichtert zu dem großen Mann herüber gingen.
Er freute sich jetzt schon auf die dritte Klasse, denn er wusste, dass man ab diesem Jahrgang in Slytherin nicht mehr zu den „Kleinen" gehörte. Auch durften sie dann endlich nach Hogsmeade an den Wochenenden. Und noch mehr freute er sich auf die Vierte, war ihm doch durchaus klar, dass ab dieser Klasse niemand komisch gucken würde, wenn er endlich bei den Partys im Gemeinschaftsraum dabei sein durfte. Niemand verbot es den Kindern aus den niedrigeren Jahrgängen, bei den Feiern dabei zu sein, aber die älteren Schülerinnen und Schüler machten auf eine sehr subtile Art deutlich, dass sie an diesen Abenden die „Kleineren" nicht dabei haben wollten.
Jedenfalls freute Draco sich, dass sie heute Marcus, Adrian und den anderen folgen konnten, da sie, wie alle anderen, mit den Kutschen fahren durften und nicht mit den Booten.
Draco fühlte sich dadurch gleich viel älter und mehr dazugehörig. Sie waren nun nicht mehr die Kleinsten und das war ein gutes Gefühl.
Das einzige, was er bedauerte, war, dass sie in den Booten gleich hätten gucken können, ob der Wasserjunge, dem sie eine Botschaft hatten zukommen lassen, vielleicht versuchen würde, Kontakt aufzunehmen. So mussten sie sich bis heute Nacht gedulden.
Sie mussten nicht weit gehen, ehe sie die Kutschen sahen.
Die ersten fuhren bereits, voll mit lachenden und schwatzenden Schülerinnen und Schülern, Richtung Schloss los.
Offensichtlich waren es magische Kutschen, denn sie fuhren wohl durch Zauberei, da nichts vor sie gespannt war, was sie zog. Die Geschirre vorne machten fast den Eindruck, als würden eine Art Geisterpferde die Kutschen ziehen.
Greg und Vincent gingen lachend vor Draco, hinter sich hörte er Blaise, der Theo mit irgendwas vollquatschte, ohne Punkt und Komma. Manchmal war es erstaunlich, wieviel Blaise reden konnte.
Erst, als er mit Vincent und Gregory die Kutschen fast erreicht hatte, bemerkte er, dass Theo und Blaise ein paar Schritte zurückgeblieben waren.
Oder besser gesagt: Theo.
Blaise hatte wohl erst nach zwei Schritten bemerkt, wie langsam Theo geworden war und drehte sich irritiert um.
Theos Blick war starr auf die Kutschen gerichtet, und nur langsam nahm er die Bewegung wieder auf, um zu Blaise aufzuschließen.
„Alles in Ordnung?", fragte Draco, als die beiden bei ihm ankamen.
Immer noch starrte Theo Richtung Kutschen, merkwürdig blass dabei.
Nur mühsam richtete er seinen Blick auf Draco.
„Ja, alles ok", sagte er, aber obwohl er versuchte, lässig zu klingen, hörte Draco einen seltsamen Unterton heraus.
„Hm", machte er daher skeptisch, ging aber nicht weiter darauf ein.
Auch Blaise unterzog Theo einer eingehenden Musterung.
„Hey, kommt ihr?"
Es war Vincent, der gerufen hatte, und Draco sah, dass Greg bereits in einer Kutsche saß und Vincent gerade ebenfalls einsteigen wollte.
Draco und Blaise beeilten sich, zu den beiden aufzuschließen, Theo folgte etwas zögerlicher.
„Theo, ist wirklich alles ok?", hakte Draco nach, als sie schließlich alle fünf saßen.
„Mhm", machte Theo, sah ihn dabei aber nicht an, sondern blickte starr nach vorne, zur Vorderseite der Kutsche.
Gerade, als Draco noch einmal nachhaken wollte, lenkte ihn eine Stimme ab.
„Hier ist nur noch für eine Person Platz."
Draco spürte von jetzt auf gleich seinen Puls deutlich und schneller als gerade eben noch an seiner Halsseite, als er sah, wer da neben der Kutsche stand und zu ihnen aufblickte.
Es war Lucretia Baddocks blonde Freundin gewesen, die geredet hatte. Draco erinnerte sich noch zu gut an letztes Schuljahr, da hatten sie die beiden Mädchen zusammen mit anderen Freundinnen beim Quidditch-Training gesehen. Und Draco wusste noch, dass die Blonde Blaise ziemlich gefallen hatte.
Und sie hatte eben gerade mit niemand anderem als Lu Baddock geredet.
„Hier ist Platz für euch", platzte es sofort aus Blaise heraus. „Greg und Vince können rutschen, nicht wahr?"
„Nein", brummte Vincent und Blaise warf ihm einen tödlichen Blick zu.
„Ach komm, besser hier bei den Jungs aus unserem Haus als da drüben bei den Hufflepuffs", meinte da Lu zu ihrer Freundin und kletterte in die Kutsche, um sich neben Greg und Vincent zu setzen, gegenüber von Draco, Blaise und Theo, der aber immer noch konzentriert nach vorne starrte. „Du kannst dich einfach auf meinen Schoß setzen."
Draco starrte das brünette Mädchen an, er hatte es einfach nicht unter Kontrolle.
Sie machte eine auffordernde Geste zu ihrer Freundin, die daraufhin ebenfalls in die Kutsche stieg.
„Du kannst dich auch auf meinen Schoß setzen."
Draco war erstaunt, wie lässig Blaise es sagte und wie selbstbewusst er dabei das blonde Mädchen angrinste. Trotzdem erwartete er, dass die Viertklässlerin ihn im besten Fall ignorieren und im schlimmsten Fall die Augen verdrehen oder sogar einen dummen Spruch machen würde, aber zu Dracos Überraschung unterzog sie Blaise einer eingehenden Musterung, spitzte kurz nachdenklich die Lippen und sagte dann: „Ok."
Offensichtlich hatte Blaise auch eher mit einem Korb gerechnet, denn ganz kurz entglitten ihm seine Gesichtszüge, aber überraschend schnell brachte er sie wieder unter Kontrolle und er tat ganz cool, als das Mädchen sich - mit dem Rücken zu ihm, damit sie ihre Freundin, die ihr gegenüber saß, ansehen konnte - auf seinem Schoß niederließ.
Ganz leise prustete Lu, offensichtlich amüsiert darüber, dass ihre Freundin sich auf Blaise' Schoß gesetzt hatte, ehe sie einen von Druhbel's bestem Blaskaugummi aus der kleinen Tasche, die sie dabei hatte, zog, das Papier entfernte und sich den Streifen in den Mund schob.
Warum jede dieser Gesten etwas Hypnotisches auf Draco ausübte, wusste er selber nicht.
Sein Blick traf auf Blaise, der hinter dem Rücken des Slytherin-Mädchens kurz seine Maske fallen ließ und Draco mit Blicken zu verstehen gab, wie geplättet er davon war, ein so hübsches Mädchen auf dem Schoß zu haben. Offensichtlich konnte er sein Glück nicht fassen.
Dann starrte er wieder ihren Hinterkopf an, während sie mit Lu redete, und offensichtlich wusste er nicht so richtig, wohin mit seinen Händen, da er krampfhaft versuchte, sie nicht zu berühren, vermutlich aus Angst, sich dafür eine einzufangen.
Gregory und Vincent schienen von der Anwesenheit der Mädchen fast genervt und unterhielten sich leise, ohne sie zu beachten, während Theo immer noch alle in der Kutsche ignorierte.
Schließlich setzte die Kutsche sich mit einem Ruck in Bewegung.
„Du bist Draco Malfoy, richtig?"
Draco verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke.
Nicht nur, dass Lu Baddock, Viertklässlerin und seiner Meinung nach hübschestes Mädchen in ganz Hogwarts, ihn angesprochen hatte, nein, sie wusste auch noch, wer er war. Nicht, dass das jetzt so ungewöhnlich war, im Gegenteil, schließlich war er ein Malfoy, seine Familie war eine der einflussreichsten in der ganzen Zauberergemeinschaft. Aber dafür, dass sie ihm lediglich bei der Auswahlzeremonie letztes Jahr ein Lächeln geschenkt hatte und er ansonsten das restliche Schuljahr für sie wie Luft gewesen war, war er trotzdem fasziniert davon, dass sie ihn so im Kopf hatte.
„Ja", antwortete er und versuchte, so lässig wie möglich zu sitzen, hatte dabei aber das Gefühl, nur blöd herumzuzappeln. Verflucht, dabei wollte er doch Eindruck auf sie machen!
Sie machte eine große Blase mit Druhbel's Kaugummi und ließ sie platzen, während sie ihn nachdenklich im Blick behielt.
Dann lehnte sie sich lässig zurück und legte ihre Arme auf dem Kutschenrand ab.
Blitzschnell huschte Dracos Blick über ihren Körper, insbesondere über ihre nun herausgestreckte Brust. Die weiblichen Rundungen hoben sich deutlich unter dem engen T-Shirt ab, und verflucht, Lu hatte bereits einen ziemlich erwachsenen Körper.
Sie grinste, als er ihr wieder ins Gesicht sah. Offensichtlich hatte sie sein Starren bemerkt.
Mit der Hand fuhr sie sich durch das glänzende, glatte Haar, strich es sich aus dem Gesicht, aber es fiel sowieso fast sofort wieder an den angestammten Platz.
Draco fühlte Wärme in seinen Wangen, als er daran dachte, dass er vorhin im Zug noch darüber nachgedacht hatte, wie gerne er Lu als Freundin hätte, dass er sich aber nicht so richtig vorstellen konnte, ein Mädchen zu küssen.
Plötzlich war die Vorstellung, mal auszuprobieren, wie es war, herumzuknutschen, gar nicht mehr so abwegig.
Lu hatte schon ziemlich viel herumgeknutscht, das wusste er.
Leider wirkte ihr Blick aber nicht interessiert an ihm, er sah nur etwas Amüsement darin.
„Dein Vater hat sich bei Florish & Blotts geprügelt", sagte sie. „Hab ich im Tagespropheten gelesen."
Verdammt, peinliches Thema.
„Ja, aber er hat sich nur gewehrt", verteidigte Draco ihn sofort.
Lu nickte.
„Dachte ich mir, dass dieser Weasley angefangen hat."
Draco starrte Lu nach dieser Aussage erstaunt an, nicht nur, weil sie einen sehr abfälligen Ton angeschlagen hatte, sondern auch, weil sie so offensichtlich auf der Seite von Dracos Vater war.
Sofort fand er sie noch interessanter.
Warum musste sie zwei Jahrgänge über ihm sein, verflucht!
„Genau, der ist einfach so auf meinen Vater losgegangen", bestätigte er.
Lu schnaubte abfällig.
„Weasleys", sagte sie nur, als würde das alles erklären und Draco spürte, wie seine Mundwinkel zuckten.
Scheiße, Lu war total cool.
Gerne hätte Draco das Gespräch am Laufen gehalten, oder hätte sie am liebsten zum Lachen gebracht, aber er wusste nicht, wie.
Daher versuchte er, so lässig wie möglich zu tun.
Blaise ging es wohl ähnlich, auch er versuchte, so unnahbar und gelassen wie möglich zu wirken, aber Draco bemerkte, dass er in all seiner Freude über das blonde Mädchen auf seinem Schoß trotzdem immer noch aufgeregt wegen ihr war.
Gregory und Vincent zeigten nach wie vor kein Interesse an den Mädchen, beteiligten sich aber wieder an den Gesprächen von Draco und Blaise.
Lediglich Theo schwieg eisern und starrte in Fahrtrichtung.
Merkwürdig. War er sauer wegen irgendetwas? War etwas passiert, was Draco nicht mitbekommen hatte?
Er nahm sich vor, Theo später noch einmal in Ruhe zu fragen.

A Death Eater's Tale Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt