Ein trolliges Problem

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Draco sah auf, als er das Kichern hörte.
Sie waren gerade auf dem Weg zum Frühstück, Blaise und Theo gingen einen Schritt vor ihnen und alberten herum, Draco war direkt dahinter flankiert von Vincent und Gregory, mit denen er gerade über Quidditch und die neuesten Rennbesenmodelle redete.
Hinter ihnen liefen Pansy und Millicent.
Ein Blick zur Seite zeigte ihm, wer da gekichert hatte und sofort fühlte er Wut, die sich in seinem Bauch ballte.
Es war diese dämliche Ravenclaw, die er aus dem Zug kannte und die es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, ständig mit ihren Freundinnen zu tuscheln und zu lästern, wenn sie ihn sahen.
Bisher hatte er es weitesgehend ignoriert, aber heute machten sie es so offensichtlich, dass er sich einfach nicht zurückhalten konnte.
„Hier stinkt's nach dummer Gans, riecht ihr das auch?", fragte er laut Vincent und Gregory.
Diese schienen einen Augenblick zu benötigen, um zu begreifen, was er meinte, aber dann lachten sie schallend und schnüffelten auffällig in die Richtung der Ravenclaw.
„Vollidioten", kommentierte eine der Ravenclaw-Zweitklässlerinnen.
„Hast du in den Spiegel geschaut? Andere Vollidioten sehe ich hier nicht", schnarrte Draco und Vince und Greg lachten erneut.
Blaise, Theo, Pansy und Millicent waren ebenfalls stehen gelieben.
„Ach, hör nicht hin", meinte das Mädchen, das sich über seinen Namen lustig gemacht hatte. „Was soll man auch von einem Schwachmaten erwarten, dessen Eltern ihn Draco genannt haben."
Draco öffnete gerade den Mund für eine einprägsame Erwiderung, da kam jemand hinter ihm vorgeschossen und baute sich zu ihrer vollständigen - nicht sehr imposanten - Größe auf.
„Halt die Klappe, Milana, du dumme Kuh!", spie Pansy ihr entgegen.
Die Ravenclaw musterte sie geringschätzig.
„Was bist du denn für eine? Kein Wunder, dass die Jungs aus Slytherin ständig mit Mädchen aus unserem Haus anbändeln, in Slytherin sind scheinbar tatsächlich alle Mädchen hässlich."
Ihre Freundinnen lachten.
Pansy wurde rot und holte tief Luft, aber Draco legte ihr die Hand auf die Schulter und schob sie wieder hinter sich.
„Sag das noch mal, du blöde Schnepfe", knurrte er.
Er war wirklich wütend. Diese dumme Gans hatte sein Haus beleidigt und Pansy, die nun einmal eine gute Freundin von ihm war.
„Drohst du mir?", fragte diese Milana grinsend und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du wirst als Junge ja wohl kaum ein Mädchen schlagen, oder?"
Sie gebar sich dabei so provokativ, dass Draco sich tatsächlich am liebsten mit ihr geprügelt hätte.
Sofort war Pansy wieder vorgeschossen.
„Nein, er schlägt keine Mädchen", fauchte sie. „Aber ich schon."
Pansy hob drohend ihre kleine Faust und Draco war erstaunt, wie kampfbereit sie tatsächlich zu sein schien.
Und im nächsten Moment war Millicent neben ihr.
„Und ich auch", knurrte sie.
Milana wurde bei Millicents wuchtigem Anblick tatsächlich ziemlich blass.
„Ach lass es, diese falschen Schlangen sind es nicht wert, Mimi", meinte eine der Ravenclaws geringschätzig.
Draco starrte sie an.
Dann brach er in schallendes Gelächter aus.
„Mimi?", wiederholte er. „Dein Spitzname ist Mimi? Du lachst über meinen Namen, hast aber einen Spitznamen wie ein Baby?"
Alle lachten - Pansy, Millicent, Greg, Vincent, Blaise und Theo.
Milana wurde rot bis an die Haarwurzeln.
Genau genommen war Draco ihr Spitzname herzlich egal, aber er wollte sie jetzt einfach bluten sehen.
„Was ist, du dumme Gans?", fragte er, als sie immer noch schweigend dastand. „Hat es dir die Sprache verschlagen? Oder sprichst du nur Babysprache?"
Wieder lachten alle seine Freunde.
Milana machte einen Schritt rückwärts und wirkte komplett verunsichert.
Vermutlich hat sie noch nie Gegenwind bekommen, dachte Draco zufrieden.
„Kommt, verzieht euch", sagte nun Blaise und Draco spürte, wie Theo sich mit dem Unterarm lässig auf seiner Schulter abstützte, ehe er ergänzte: „Und legt euch besser nie wieder mit Schlangen an, ihr kleinen Vögelchen."
Draco lachte, wie die anderen auch, und Milana machte zusammen mit ihren Freundinnen auf dem Absatz kehrt, um schnell in der Großen Halle zu verschwinden.
„Die nerven uns nie wieder", stellte Pansy zufrieden fest.
Draco musste erneut lachen.
„Ganz großer Auftritt, Miss Parkinson", witzelte er und legte ihr freundschaftlich den Arm um die Schultern, ehe sie sich als Gruppe ebenfalls auf den Weg in die Große Halle machten. „Hast du gut gemacht."
„Danke", murmelte Pansy, plötzlich kleinlaut, und Draco spürte, wie sie näher an ihn heranrückte. „Hab ich gern gemacht."
Draco ließ sie los und klopfte ihr kumpelhaft auf die Schulter.
„Bist eben eine echte Freundin, Pansy", lobte er und holte dann mit zwei raschen Schritten zu Blaise und Theo auf, um einen Sitzplatz neben den beiden am Tisch zu bekommen.
Gut gelaunt füllte er sich eine Schüssel mit Müsli und mischte es mit ein paar Cheeri-Owls.
Dieser Milana eins reinzuwürgen hatte ihm wirklich Spaß gemacht und er war sich sicher, nun Ruhe vor ihr zu haben.
Leider wurde seine Laune kurz darauf getrübt, und von wem wenn nicht von diesem ätzenden Potter und seinem rothaarigen Deppen-Freund.
Die Eulen hielten Einzug in die Große Halle und wie immer richteten sich viele Blicke nach oben. Die meisten wollten wissen, ob sie Post bekamen.
Heute zogen sechs imposante Schleiereulen die Aufmerksamkeit fast aller auf sich, die ein großes Paket trugen.
Dracos Herz machte eine aufgeregten Hüpfer.
Ein Besen!
Er war sich bei Form und Größe des Pakets absolut sicher, dass es ein Besen sein musste!
Die Eulen flogen auf den Slytherin Tisch zu, ganz in die Nähe von Draco und er fühlte sie, die dumme Hoffnung, dass sein Vater sich als Schulrat durchgesetzt hatte, eigene Besen jetzt auch für Erstklässler erlaubt waren und er ihm nun, wie er so oft gebeten hatte, einen eigenen schickte.
Aber die Eulen flogen über ihn hinweg, und Draco ahnte, wo sie das Paket abwerfen würden, als sie auf den Gryffindor Tisch zuflogen.
„Nein nein nein...", murmelte er und auch Vincent und Greg starrten wütend.
Das Paket wurde abgeworfen über dem Frühstück von Harry Potter.
„Nein!", knurrte Draco und rammte wütend das Ende seines Löffeln in den Tisch.
„Erstklässler dürfen keinen eigenen Besen haben!", spie Vincent sofort und Greg ergänzte: „Das müssen wir der Schulleitung melden!"
Eine einzelne Schleiereule warf noch einen Brief auf das Paket.
Dracos Gedanken rasten.
Zuerst war da purer Hass, dass Sankt Potter einen eigenen Besen bekommen hatte.
Dann fragte er sich, ob es wirklich ein Besen war, denn schließlich lebte Potter bei Muggeln, die nichts von Zauberei hielten, wie Hermine Granger ihm verraten hatte, wieso sollten sie ihm also einen Besen senden?
Als nächstes kam ihm der Gedanke, dass Potter sich vielleicht selbst einen bestellt hatte und er dachte, er würde hier mit allem durchkommen.
Dämlicher, arroganter, saublöder Potter!
Nein, Draco musste herausfinden, ob es tatsächlich ein Besen war und wenn ja, warum Potter einen bekommen hatte und ob er ihn tatsächlich behalten durfte.
Mittlerweile hatte Potter zusammen mit diesem dämlichen Weasley den Brief gelesen und die beiden wirkten aufgeregt und erfreut.
Potter schnappte sich das Paket.
„Schnell!", zischte Draco und sprang auf.
Theo und Blaise waren etwas irritiert, aber Gregory und Vincent reagierten sofort.
Auch sie schienen von dem Gedanken besessen, mehr herauszufinden, denn sonst ließen sie nie einfach so ihr Essen stehen.
Sie gingen gerade so schnell, dass sie nicht rannten, aus der Halle.
Tatsächlich schafften sie es, vor Potter und Weasley an der Treppe zu sein.
Kaum, dass Weasley und Potter die Eingangshalle betraten, ging Draco ihnen entgegen und riss Potter das Paket aus der Hand, um es gründlich abzutasten.
Er konnte kaum glauben, was er erfühlte.
„Das ist ein Besen", sagte er und warf Potter das Paket zurück.
Er fühlte Eifersucht und hämische Genugtuung gleichzeitig.
„Dieses Mal bist du dran, Potter, Erstklässler dürfen keinen haben."
„Das ist nicht irgendein blöder Besen", ätzte Weasley und Draco hätte im am liebsten sein dummes Mundwerk gestopft. „Es ist ein Nimbus Zweitausend. Was sagtest du letztens, was hast du für einen Zuhause? Einen Komet Zwei-Sechzig?"
Draco hatte tatsächlich davon erzählt, als er mit ein paar Jungs aus der Slytherin Quidditch Mannschaft über Besen gequatscht hatte, aber ihm war nicht klar gewesen, dass Weasley und Potter zugehört hatten.
„Ein Komet sieht ganz protzig aus, aber ein Nimbus spielt in einer ganz anderen Liga."
Der Zorn wallte so heiß durch Dracos Körper, dass er das Gefühl hatte, gleich zu platzen.
Nach außen hin blieb er kühl und ruhig. Bloß nicht diesem heruntergekommenen Weasley zeigen, dass er ihn mit so etwas aus der Reserve locken konnte.
„Was weißt du schon darüber, Weasley, du könntest dir nicht mal den halben Stiel leisten", fauchte er und sah mit Genugtuung, dass er Weasley damit getroffen hatte. „Ich nehme an, du und deine Brüder müssen sich jeden Reisigzweig einzeln zusammensparen."
Weasley setzte zu einer Antwort an, aber plötzlich tappste der kleinwüchsige Professor Flitwick, Hauslehrer von Ravenclaw, zu ihnen herüber.
„Die Jungs streiten sich doch nicht etwa?", quiekte er.
„Potter hat einen Besen geschickt bekommen, Professor", beeilte Draco sich zu sagen.
Das war seine Chance, Potter brühwarm ans Lehrpersonal auszuliefern.
Potter würde nun Ärger bekommen und der Besen würde garantiert konfisziert werden. Anders konnte es nicht kommen, denn es war ein klarer Verstoß gegen die Schulregeln.
In diesem Moment kam Hermine Granger aus der Großen Halle.
Sie stockte, als sie die Gruppe dort stehen sah, ihr Blick huschte erst zu Draco und dann zu dem Paket in Potters Armen.
Zögernd kam sie näher.
„Ja, das hat seine Richtigkeit", sagte Flitwick und Draco glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen.
Der kleine Professor strahlte Potter an.
„Professor McGonagall hat mir die Umstände eingehend erläutert. Welches Modell ist es denn, Potter?"
Draco klappte die Kinnlade herunter und er hörte, wie Vincent zornig nach Luft schnappte und Greg ein Geräusch von sich gab, als würde ihm etwas den Hals zudrücken.
„Ein Nimbus Zweitausend", grinste Potter und mit einem hämischen Blick auf Draco ergänzte er: „Und genau genommen habe ich ihn Malfoy hier zu verdanken."
Draco konnte seine kühle Maske nicht mehr aufrecht erhalten, als Potter und Weasley an ihm vorbeistolzierten und Flitwick seines Weges ging.
Dann traf sein Blick auf den von Hermine Granger, die die letzten Sätze gehört haben musste.
In ihren Augen las er die gleiche Fassungslosigkeit, die er selbst empfand.
Potter und Weasley machten sich auf der Treppe immer noch über ihn lustig, und Hermine Granger hastete ihnen mit wehenden Locken hinterher.
„Du denkst wohl, das ist eine Belohnung dafür, dass du die Regeln gebrochen hast?", hörte Draco sie zornig zu den beiden Jungs sagen.
„Ich dachte, du sprichst nicht mehr mit uns?", kam es abweisend von Potter und Weasley ergänzte: „Hör jetzt bloß nicht auf damit, es tut uns so gut."
Es war, als sei der Zorn, der sowieso in Draco brannte, durch die Worte der beiden noch geschürt worden.
Hermine Granger erkannte sehr wohl die Unfairness hinter der ganzen Aktion und nun waren Potter und Weasley auch noch so widerlich zu ihr.
Salazar, wie er diese beiden Jungen hasste!
„Ich hoffe, ein Klatscher spaltet diesem aufgeblasenen Dreckskerl den Schädel!", spie er und Greg und Vincent nickten aus vollstem Herzen.


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