12| Joint

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Am Ende des Tages entschieden wir uns für drei Kulissen: den Platz am Hafen, den angrenzenden Strand und einen zusätzlichen Spot, den wir morgen noch besorgen wollten

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Am Ende des Tages entschieden wir uns für drei Kulissen: den Platz am Hafen, den angrenzenden Strand und einen zusätzlichen Spot, den wir morgen noch besorgen wollten. Das sollte für unser Musikvideo ausreichen.

Nachdem alles geplant war, fuhren wir sofort zurück zur Villa. Die meisten von uns waren ziemlich erschöpft und wollten so schnell wie möglich ins Bett. Mir ging es noch relativ gut, deshalb holte ich mir vor der Abfahrt noch schnell ein kaltes Bier im Kiosk. Besser gesagt, zwei – O.G. hatte mich gebeten, ihm auch eins mitzubringen. Er schien ebenfalls noch nicht müde zu sein.

Im Auto war es die ganze Zeit ruhig, also steckte ich meine Kopfhörer in die Ohren und ließ meine Oldschool-Playlist laufen, die mich in Träumen versinken ließ.

Nach ein paar Minuten erreichten wir auch unser Airbnb oben am Berg und stiegen aus. Manche schneller als andere. Soufian wollte noch telefonieren, Ersin und DTP waren nur noch Leichen, und Alex wollte noch seine Kamera für morgen einstellen. Deshalb blieben O.G. und ich als Letzte zurück. Na toll...

Ich wollte gerade die Treppen ins Haus hochgehen, als er mich aufhielt. Ich hatte so gehofft, dass er nichts sagt.

„Wollen wir noch eine rauchen, bevor wir pennen gehen?", flüsterte er leise durch die nächtliche Brise.

„Okay," antwortete ich ruhig und setzte mich mit ihm an den Tisch, an dem wir die letzten zwei Tage an unserem Song gearbeitet hatten.

Er nahm einen vorgedrehten Joint aus seiner länglichen Aluminiumschatulle, die er mit einem Klick öffnete.

„Du bist wirklich ein leidenschaftlicher Kiffer," lachte ich und zog im Gegenzug meine Marlboro-Schachtel aus der Tasche.

„Mhm," murmelte er mit dem noch nicht angezündeten Joint zwischen den Lippen. „Früher ja. Kiffe aber nicht mehr so viel wie früher. Weißt?", fügte er hinzu und zündete schließlich den Joint an.

„Das wirkt doch bestimmt nicht mehr, wenn man das so lange nimmt," probte ich und lehnte mich entspannt zurück.

„Es entspannt mich halt vor dem Stress. Hast wohl noch nie gekifft?", grinste er und hob fragend eine Augenbraue, während er den Rauch ausstieß.

„Ne," antwortete ich knapp.

Wie zuvor beim Eis hielt er mir den Joint, ohne zu fragen, einfach vor die Nase. „Probier," lächelte er mit seinen perfekten Zähnen, die sogar in der Dunkelheit leuchteten.

Ich zögerte. Ich war mir nicht ganz sicher. „Einmal probieren," zwinkerte er, woraufhin ich ihn einfach in meine Hand nahm. Aus einem unerklärlichen Grund konnte ich nicht nein sagen.

Ich legte den Joint an meine Lippen und zog fest daran. Sofort spürte ich den Geschmack von Marihuana auf meiner Zunge, der erstaunlicherweise echt gut schmeckte. Noch einmal nahm ich einen festen Zug und genoss es.

Nach einigen Sekunden merkte ich sofort die Wirkung. Meine Ohren wurden leicht taub, und meine Sicht kreiselte, während sich alles verlangsamte.

„Und?", fragte O.G. belustigt, da er sah wie ich die Anzeichen bemerkte.

„Das ist echt verrückt," schüttelte ich den Kopf, was alles verzögert passierte.

„Krass, was?", probte er selbstsicher und nahm sich seinen Joint zurück in seine knochigen Hände.

O.G. lehnte sich zurück und fuhr sich langsam über die Schläfe, während er immer wieder vom Joint zog. Ich ließ das Gras zum ersten Mal auf mich wirken.

Es entspannte wirklich...

„Meinst du, unsere Songs kommen gut an?", fragte O.G. plötzlich und sah mich nachdenklich an. Nicht ängstlich wie ich gedacht hatte, sondern eher streng.

„Wer weiß," zuckte ich unwissend mit den Schultern. „Die Fans mögen eigentlich so eine Kombo. Wenn wir eine Fake-Beziehung spielen, sicher," lachte ich scherzhaft, bekam aber nur einen weiteren strengen Blick von O.G.

„War nur Spaß...", hauchte ich.

„Nein, das war keine so schlechte Idee," schüttelte er den Kopf und schnippte seinen fertig gerauchten Joint in den Garten vor uns.

Hatte er jetzt wirklich vor...

„Aber kein Bock auf den Stress," unterbrach er meinen Gedanken und beruhigte mich wieder. Kurz hatte ich Angst.

„Was würden meine Fans denken, wenn ich plötzlich mit so 'ner Chaya im Internet zu sehen bin," schnaufte er lachend und strich sich die Hand über den Mund.

„Bei Nimo hat es doch auch funktioniert, als er mit weiblichen Artists Songs aufgenommen hat," warf ich ein und sprach uns beiden Mut zu.

„Fan von Nimo oder was?", lächelte er mich vorwurfsvoll an.

„Nee," schüttelte ich sofort die Anschuldigung von meinen Schultern.

„Lügnerin," probte er plötzlich etwas lauter als zuvor. „Hab gehört, wie du ihn heute beim Fertigmachen angehört hast," zeigte er mit dem Finger laut lachend auf mich und krümmte seinen Rücken, sodass sein Kopf zwischen seinen Beinen vergraben war.

„Nein, aber mal wirklich. Warum sollte es nicht funktionieren? Du und Nimo habt doch so gut wie das gleiche Image.", lenkte ich von der Tatsache ab, das ich wirklich heute Nimo beim fertig machen gehört hatte.

„Nimo ist auch anders. Er kriegt immer alles auf die Reihe," hauchte er leise und richtete seinen Blick auf die leuchtenden Sterne über uns.

„Du hast es doch auch geschafft."

„Schon... aber nicht wie er. Er hat seinen Erfolg und seine Fans, genau wie ich. Ihm bleibt aber noch seine Frau und sein Kind, während bei mir nur Stress und Kopfficks sind. Ich bin halt noch
- Ein Junge von der Straße - ," lächelte er krampfhaft und stützte sich ruckartig aus dem Stuhl. „Ich geh pennen. Schlaf gut," waren seine letzten Worte, bevor er sich mit seinen schlapprigen Schritten schnell aus dem Gespräch entzog.

„Hach...," hauchte ich leise. Den kann man echt nicht verstehen. Eine Sekunde so, die andere direkt wieder anders.

 Eine Sekunde so, die andere direkt wieder anders

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Ein Junge von der Straße | O.G.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt