37| Pizza

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Nachdem die Sonne längst untergegangen war und die Dunkelheit den Park umhüllt hatte, hatten wir noch einige Stunden geredet – über meine Karriere, wie ich zur Musik gekommen war und natürlich über das ganze Drama mit Enes

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Nachdem die Sonne längst untergegangen war und die Dunkelheit den Park umhüllt hatte, hatten wir noch einige Stunden geredet – über meine Karriere, wie ich zur Musik gekommen war und natürlich über das ganze Drama mit Enes. Es fühlte sich an, als hätten wir alles durchgekaut, bis O.G. schließlich das Gespräch beendete. „Jungs, wir hauen jetzt ab. Nova braucht ihren Schönheitsschlaf," sagte er mit einem schelmischen Grinsen, das ihm jedoch nur spöttische Rufe und Gelächter von den anderen einbrachte.

Schönheitsschlaf? Ich musste innerlich lachen. Als Künstlerin war es für mich völlig normal, bis spät in die Nacht zu arbeiten, oft sogar bis in die frühen Morgenstunden. Schlaf war für mich Luxus, kein Bedürfnis. Aber ich spürte, dass O.G. wohl einfach selbst nach Hause wollte. Also spielte ich mit. „Sorry, Jungs," sagte ich entschuldigend und winkte den anderen zu, während ich aufstand.

„Hajde, Nova!" rief O.G. ungeduldig, bereits auf seinem Fahrrad sitzend. Ich lächelte den Jungs zu, winkte noch einmal, und joggte dann zu ihm, bevor ich mich wieder auf die Gepäckablage schwang.

„Schönheitsschlaf, ja?" murmelte ich lachend, während ich mich festhielt.

„Muss noch woanders hin. Deswegen," erklärte er in einem monotonen Ton und trat in die Pedale. Seine Worte klangen abwesend, fast mechanisch, als hätte er keine Lust, weiter darüber zu sprechen.

„Wohin?" fragte ich neugierig. Es war ein merkwürdiges Gefühl, in dieser fremden Stadt und diesem noch fremderen Viertel zu sein – und das ausgerechnet in Feuerbach. Der einzige Mensch, dem ich hier vertraute, war er, also wohin muss er schon wieder?

„Zu Khaled. Er wollte wegen des Anwalts für meinen Bruder was klären. Aber ich bring dich zuerst nach Hause. Soufian ist wahrscheinlich auch da. Er kommt immer vorbei, wenn er Stress zu Hause hat," erklärte er, ohne mich anzusehen. Sein Blick blieb stur auf die Straße vor uns gerichtet.

Ich nickte, auch wenn er es nicht sehen konnte.

Der Wind blies mir ins Gesicht, während wir durch die stillen Straßen fuhren.


O.G. stellte sein Fahrrad genau dort ab, wo er es zuvor geholt hatte, und zog seine Autoschlüssel aus der Tasche. „Bin in ein paar Stunden zurück. Wenn ihr was essen wollt, bestellt. Im Ofen ist Geld," sagte er noch schnell, bevor er in sein Auto stieg.

„Okay," antwortete ich, obwohl mir die Situation leicht seltsam vorkam. Aber das war eben O.G. – immer etwas eigen, aber auf eine sympathische Art.

Nachdem er losgefahren war, ging ich in die Wohnung. Soufian saß bereits auf der Couch und spielte mit seinem Handy. „Nova, aller!" begrüßte er mich freudig, sprang auf und zog mich in eine herzliche Umarmung. „Was treibt dich in die Hood?" fragte er lachend, während er sich wieder setzte.

„Ärger in Frankfurt," sagte ich knapp und fragte direkt zurück: „Und du?"

„Ärger zu Hause," antwortete er mit einem kurzen Nicken und zusammengepressten Lippen. „Scheiße...", seufzte ich ironisch.

„Jup," stimmte er zu.

„Hast du Hunger?" fragte ich nach einer kurzen Pause.

„Bisschen," antwortete er lässig.

„Sollen wir was bestellen?" fragte ich grinsend, eine Augenbraue hebend.

Er grinste zurück und öffnete sofort die Liefer-App. „Pizza oder Asiatisch?"

„Pizza klingt gut," entschied ich, während ich mich auf die Couch setzte und er die Bestellung aufgab.

Während wir auf das Essen warteten, ließ ich mich tiefer in die Couch sinken und nahm mein Handy zur Hand. Ich scrollte durch soziale Medien, beantwortete ein paar Nachrichten und schaute mir die neuesten Posts an. Vieles drehte sich um mich und O.G., was mir irgendwann zu viel wurde. Also wechselte ich zu WhatsApp.

15 verpasste Anrufe? 30 verpasste Nachrichten?

Ich öffnete den Chat mit Louis und Nadija und sah eine Flut an Nachrichten. Ich hatte völlig vergessen, ihnen zu sagen, wo ich war.

Nadija: Woooo bist duuuuuu?

Louis: Du machst uns Angst, Nova??

Nadija: Andreas weiß auch nicht, wo du bist. Bitte mach keinen Scheiß!

Auch Andreas hatte mir geschrieben. Ich seufzte tief und begann, alles zu erklären.

Ich: Sorry... bin in Frankfurt bei O.G. Wir nehmen unseren Song auf.

Louis: DU LEBST Gott sei Dank.

Nadija: Du bist echt behindert. Sag uns nächstes Mal sofort Bescheid, statt uns zwei Tage lang zu ignorieren.

Ich: tut mir leid okay.

Es folgten weitere Rechtfertigungen meinerseits, während ich versuchte, ihnen zu erklären, warum ich mich nicht gemeldet hatte. Schließlich glaubten sie mir, dass es mir gut ging.

Das Klingeln des Lieferanten rettete mich schließlich vor weiteren Nachrichten. „Hol mal das Geld!" rief Soufian, als er zur Tür ging.

„Jo," rief ich zurück, erinnerte mich an O.G.s Worte und ging in die Küche. Der Ofen stand leicht offen. Ich hockte mich hin und öffnete ihn ganz. Darin lag eine rote, durchsichtige Tüte – die Art, die man oft in ausländischen Supermärkten bekommt.

Es war das Einzige im Ofen, also zog ich vorsichtig daran. Die Tüte war schwer. Irgendetwas stimmte nicht. Als ich sie zögerlich öffnete, sah ich sofort, warum: Geldbündel und kiloweise verpacktes Kokain. Mein Herz setzte kurz aus.

Was zur Hölle hatte O.G. mit sowas zu tun? Dafür könnte er locker paar Jahre hinter Gitter kommen.

Ich holte hastig einen Fünfziger aus einem der Geldbündel, legte die Tüte schnell wieder in den Ofen und schloss ihn.

Mit klopfendem Herzen ging ich zurück und übergab Soufian das Geld, der es dem Lieferanten gab. „Alles gut?" fragte er beiläufig, während er die Pizza entgegennahm.

„Ja, alles gut," log ich und versuchte, ruhig zu bleiben. Doch mein Herz raste weiter.

Was hatte O.G. mit all dem zu tun? Und noch wichtiger: Was sollte ich jetzt tun?

 mit all dem zu tun? Und noch wichtiger: Was sollte ich jetzt tun?

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Ein Junge von der Straße | O.G.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt