13| Internet leben

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Soufian und ich räumten gerade die Teller ab, nachdem ich schnell etwas gekocht hatte, damit wir beim ersten Drehtag nicht hungrig auf den Quads sitzen würden

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Soufian und ich räumten gerade die Teller ab, nachdem ich schnell etwas gekocht hatte, damit wir beim ersten Drehtag nicht hungrig auf den Quads sitzen würden.

„Gib mir mal auch die Gläser," rief ich Soufian zu, nachdem ich die Teller alle in die Spüle gestellt hatte, die er mir gereicht hatte.

Nickend stapelte er die Gläser aufeinander und übergab sie mir vorsichtig, damit sie nicht runterfielen.

„Wann meinst du, kommen die Jungs zurück?" fragte ich beim Händewaschen, während Soufian sich bereits auf die Couch geworfen hatte.

„Jetzt," antwortete er prompt.

„Jetzt?" hauchte ich verwirrt und drehte mich um 180 Grad. Durch das Fenster konnte ich die Jungs mit zwei Quads die Einfahrt entlang fahren sehen.

Auf einem fuhr OG, auf dem anderen DTP.

„Kommst du?" rief ich freudig. Ich wollte schon immer mal auf so einem Ding fahren.

„Nee, ich glaub, ich bleib hier. Ihr habt nur vier Plätze. Zwei für dich und Ouisem, einen für Alex und dann noch einen für den Fahrer. Und in welcher Welt würde OG mir erlauben, das zu fahren?" schüttelte er etwas niedergeschlagen den Kopf.

„Okay," antwortete ich ruhig und ging aus dem Haus. „Nova, Aller! Die Dinger sind krank!" hörte ich OG von unten rufen, während er mit ausgebreiteter Handfläche auf den rot lackierten Quad haute.

„Ich komme!" rief ich zurück und joggte die Treppen zur Einfahrt hinunter. „Yallah," drängte er mich mit seinem üblichen Lächeln.

Bevor ich auf den Quad stieg, sah ich mir den anderen an. Wie Soufian vorhergesagt hatte, saß Alex mit seiner Kamera hinten, während DTP am Steuer war.

Ich setzte mich hinter O.G. und nahm sofort seinen Geruch wahr. „Halt dich gut fest," drehte er seinen Kopf kurz nach hinten und drückte eine Sekunde später auf Vollgas.

Bevor ich nach hinten fallen konnte, schlang ich meine Arme um seine Brust und presste meine Wange an seinen Rücken. „Scheiße, O.G., ich bin fast runtergefallen," rief ich gegen den Luftdruck an.

„Egal," lachte er nur und gab erneut Gas.

„Sind Alex und DTP hinter uns?" fragte er nach einer Weile.

Ich drehte mich langsam und vorsichtig um und sah, dass DTP Mühe hatte, uns zu folgen. „Du musst ein bisschen langsamer fahren," tippte ich ihn auf die Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Er fuhr etwas langsamer, sodass die anderen beiden gleichauf mit uns sein konnten.

Von der Seite bemerkte ich Alex, der seine Kamera auf uns richtete. Mit einem Kussmund und einem Peace-Zeichen blickte ich in die Kamera. Auch O.G. winkte kurz, bevor er wieder etwas mehr Gas gab.

Wir fuhren noch ein paar Minuten weiter, genossen die untergehende Sonne, die Kulisse, die Luft und den Fakt, dass wir mit einem Quad auf offener Straße fuhren. In Deutschland wäre so etwas niemals möglich.

„Wollen wir abhauen?" beugte sich O.G. nach hinten, um in mein Ohr zu flüstern.

„Wie meinst du das?" fragte ich nach, neugierig und ein wenig besorgt. Wohin sollten wir schon abhauen?

„Lass mich einfach machen," entgegnete er ohne auf meine Frage einzugehen.

Plötzlich beschleunigte O.G. erneut, diesmal gab er Vollgas. Meine Haare wirbelten wild umher, und ich musste meinen Griff um O.G. verfestigen. In der Angst, er könnte einen Unfall machen, schloss ich die Augen.

Er fuhr wie ein Verrückter...

Ich hörte noch, wie DTP rief, dass wir anhalten sollten, doch O.G. ignorierte dies einfach und fuhr in eine leere Straße, die menschenleer war. Nur Häuser umgaben uns, und am Ende der Straße war ein kleiner Abhang mit einem Ausblick auf das Meer.

O.G. fuhr die ganze Straße entlang und hielt dann vor einem großen Stein an, wo er den Quad parkte. Er setzte sich auf den Stein und sah hinaus aufs Meer.

Ich folgte ihm schweigend.

Er nahm einen Joint heraus und zündete ihn an. „Willst du?" fragte er, bevor er daran zog.

Ich lehnte mit einem Kopfschütteln ab. „Warum bist du weggefahren?" fragte ich stattdessen. „Macht doch keinen Spaß, die ganze Zeit aufgenommen zu werden, weißt?" antwortete er rau.

„Du bist doch ein Rapper. Bist du nicht gewöhnt, immer und überall von einer Kamera angestarrt zu werden?" Jede Person des öffentlichen Lebens müsste eigentlich daran gewöhnt sein. Sogar ich, die erst seit fast zwei Jahren dabei ist, habe mich daran gewöhnt, und er ist schon seit zehn Jahren dabei.

„Ich halte mich so gut es geht von der Kamera fern. Ich mache fast keine Insta-Storys, gehe nur zu den nötigsten Interviews, und mein Manager muss mich zwingen, für Hörproben oder Promo-Phasen etwas zu machen. Außerdem war ich die meiste Zeit meines Erfolg eingesperrt," zog er an seinem Joint und steckte ihn danach wieder zwischen die Finger.

Die meiste Zeit seines Erfolgs eingesperrt? Wie das wohl sein muss? Seine Fans die draußen nach Musik betteln, während er im Knast Sitz und nichts tuen kann. Ich wäre sofort durchgedreht...

„Ich will nur meine Musik machen, der ganze Kram drum herum juckt mich nicht. Ich bin kein Clown, der die Leute im Internet unterhalten muss. Ich bin immer noch ein - Junge von der Straße - , der es mit ein bisschen Glück geschafft hat, mit seinem Talent Geld zu machen," probte er weiter, während meine Augen und Ohren nur bei ihm waren.

Er sah etwas traurig und erschöpft aus, als er davon erzählte. „Leider heißt es, Künstler zu sein, genau das zu machen. Wir müssen im Internet präsent sein und unsere Fans unterhalten.",erklärte ich ihm, obwohl ich mir sicher war, dass er das längst verstanden hatte und ihm schon unzählige Predigten gehalten worden waren.

„Hmm," murmelte er und pustete den Rauch aus.

Plötzlich bekam er einen Anruf, den er sofort annahm. „Ja?" fragte er leicht genervt. „Ja, ja, wir kommen," sagte er ins Telefon und legte seufzend auf.

„Yallah. Bevor die uns die Köpfe abreißen," probte er und stieg wieder auf den Quad.

 Bevor die uns die Köpfe abreißen," probte er und stieg wieder auf den Quad

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Ein Junge von der Straße | O.G.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt