41| Mein Retter

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Langsam stand ich auf, hielt mich vorsichtig am Geländer fest und machte mich Schritt für Schritt auf den Weg nach unten, die drei Stockwerke hinab

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Langsam stand ich auf, hielt mich vorsichtig am Geländer fest und machte mich Schritt für Schritt auf den Weg nach unten, die drei Stockwerke hinab. Jeder Schritt schien endlos, und der Schmerz in meinen Rippen machte das Atmen zur Qual.

Als ich das Treppenhaus verließ, hatte der Regen zugenommen, aber es war mir egal. Ich ließ mich auf eine Bank im kleinen Park in unserer Nachbarschaft fallen und spürte, wie mein Körper schwer auf die Sitzfläche sank. In meiner Jackentasche fand ich eine zerknitterte Zigarette, die ich mit zitternden Händen anzündete. Der erste Zug füllte meine Lungen mit Nikotin und ließ den Schmerz für einen Moment in den Hintergrund treten. Mit geschlossenen Augen atmete ich den Rauch aus und versuchte, meine Gedanken zu ordnen.

Doch die Realität holte mich schnell wieder ein. Tränen liefen unaufhaltsam über meine Wangen, und ich zog meine Knie an die Brust, um mein Gesicht darin zu verbergen. Das Schluchzen überkam mich in Wellen, und ich verspürte in diesem Moment eine tiefe Abscheu gegenüber der Welt. Es fühlte sich an, als tauchte das Böse immer dann auf, wenn man am verletzlichsten war.

„Alles in Ordnung?" Eine tiefe Stimme riss mich aus meinem Kummer. Erschrocken schaute ich auf und sah einen großen Mann mit schmaler Statur. Durch die tief ins Gesicht gezogene Kapuze und die Kappe konnte ich nur seine schmalen Lippen und das frisch rasierte Kinn erkennen.

„Ähm... ja," stammelte ich und versuchte, meine laufende Nase zu unterdrücken.

„Ich weiß zwar nicht, was dir passiert ist, aber egal, was es war, halt den Kopf immer oben. Ein gesenkter Kopf sieht echt Scheiße gut aus," sagte er lachend und steckte lässig die Hände in die Taschen seiner Jogginghose. Seine Worte entlockten mir ein schwaches Lächeln.

„Okay," flüsterte ich und hob mein Kinn ein wenig an. „Schon besser," grinste er und rieb sich gähnend das Gesicht.

„Wie heißt–" Ich wollte gerade nach seinem Namen fragen, als eine weitere Stimme aus der Dunkelheit zu uns drang. „Ouissem, komm, wir müssen noch ins Studio. Dein zweiter Tag in Freiheit muss gefeiert werden!", rief die Stimme aus der Ferne.

„Jo, ich komme!" rief der Fremde zurück und wandte sich noch einmal mir zu. „Pass auf dich auf. Und denk dran, Kopf hoch. Niemand ist es wert, dass du wegen ihm weinst," sagte er, bevor er mit langen Schritten davon ging.

Verblüfft blieb ich zurück und begann langsam zu begreifen, was gerade geschehen war. War er eine Art Schutzengel, der mir in dieser schweren Zeit beigestanden hatte? Was auch immer er war, er hatte mir geholfen und mir sogar ein Lächeln entlockt. Ob ich ihn je wiedersehen würde? Der Engel namens Ouissem...

Traum Ende:

Schweißgebadet riss ich die Augen auf und atmete tief ein und aus. Der gleiche Traum... Doch etwas war anders. Etwas war neu. Es war, als würden alte Erinnerungen hochkommen und der Tag nicht mehr so verschwommen erscheinen.

Und dann erinnerte ich mich. Ouissem... War er es damals, der mir diese Worte zusprach, mein Engel in der Not?

Ich schnaufte und versuchte, alles zu verarbeiten. Immer wieder atmete ich laut auf, wodurch Ouissem, der friedlich neben mir lag, seinen Arm um meine Hüfte legte. Sein anderer Arm stützte sich unter dem Kissen ab.

„Alles okay, Habibti?", raunte er ruhig und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.

Ich lächelte leicht und strich mit meiner Hand über seine markante Wange, spürte die Stoppeln und seine warme Haut. „Ein Albtraum...", hauchte ich leise, bevor mein Gesicht in sich zusammenfiel und das Lächeln verschwand.

Ouissem setzte sich schnell auf und nahm mich tröstend in den Arm. „Chill mal. Ich bin doch da," sagte er und streichelte mir beruhigend über den Rücken.

„O.G.," begann ich, stockte aber. „Ouissem... Kannst du dich an ein Mädchen erinnern, das du mal in Frankfurt auf einer Bank gesehen hast?" fragte ich ihn, woraufhin er sich verwirrt aus der Umarmung löste und mich mit einem fragenden Blick musterte.

„Kein Plan" zuckte er mit den Schultern.

„Versuch, dich zu erinnern. Es ist wichtig," flehte ich verzweifelt. Es war schon ein paar Jahre her, aber ich musste es unbedingt wissen.

„Sorry weiß ich echt nichtsy War sie eine Freundin von dir?", fragte er nach.

„Kann man so sagen. Es war eine Person, die ich früher mal sehr gut kannte, aber heute ist sie nur noch Vergangenheit," senkte ich den Kopf und konnte es kaum fassen. Ich bin mir sicher das er es war... An seine Worte klammerte ich mich damals so fest, dass ich nie aufgab und immer den Kopf oben behielt.

„Scheiß auf die Vergangenheit. Du bist jetzt hier bei mir. Die Zukunft ist das, worauf wir uns konzentrieren müssen," sagte er mit einem leichten Lächeln und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor er sich wieder in die Kissen fallen ließ und seine Arme nach mir ausstreckte. „Komm her," murmelte er.

Ich warf mich ohne zu zögern auf seine Brust und genoss die Wärme, die er mir in diesem Moment schenkte.

Nach einem weiteren Kuss auf meine Schläfe und einem leisen „Gute Nacht, Habibti" schliefen wir beide eng umschlungen wieder ein.

Nach einem weiteren Kuss auf meine Schläfe und einem leisen „Gute Nacht, Habibti" schliefen wir beide eng umschlungen wieder ein

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Ein Junge von der Straße | O.G.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt