48| Leiche

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„Nova?", hörte ich eine Stimme hinter mir

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„Nova?", hörte ich eine Stimme hinter mir. Als ich mich erschrocken umdrehte, stand plötzlich Ouissem vor mir. Seine Augen weiteten sich, als er mein blutiges T-Shirt erblickte.

In diesem Moment war ich mehr als glücklich, ihn zu sehen. Das war genau das, was ich jetzt brauchte – ihn als Stütze.

Er ließ seinen Blick langsam an mir hinunterwandern, bis seine Augen auf Enes fielen, der regungslos auf dem Boden lag. Ich beobachtete jede seiner Reaktionen genau.

„Nova...", flüsterte er, während er mit schnellen Schritten auf Enes zuging. Er kniete sich neben ihm hin und drehte ihn vorsichtig auf den Rücken.

Zwei seiner Finger legte er auf die Halsschlagader, sein Ohr näherte sich Enes' Mund. Mein Herz raste, während ich innerlich betete, dass ich nicht sein Mörder war.

Nach ein paar Sekunden zog sich Ouissem zurück, stand auf und kam zu mir. „Ich-", wollte ich beginnen, aber meine Stimme versagte, als die Tränen aufstiegen. Ouissem unterbrach mich sanft: „Mach dir keine Sorgen deswegen. Geht es dir gut?"

Seine Hand legte sich warm auf meine Wange und wischte das Blut ab, doch dabei fuhr ein stechender Schmerz durch meine Nase, und ich zischte auf. „Sie ist gebrochen", bemerkte er und runzelte wütend die Stirn.

Meine Nase war mir egal. Es waren die Schuldgefühle, die mich quälten. Egal, was für ein schlechter Mensch er gewesen war – ich fühlte mich schuldig.

Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen, und die Tränen flossen ungehindert. Ouissems Hände umschlossen sanft meine Handgelenke. „Habibti, hör auf zu weinen", versuchte er mich zu beruhigen, während er meine Hände vom Gesicht nehmen wollte. Doch ich weigerte mich. „Nova!", rief er schließlich laut und hielt mich fest an meinen Oberarmen.

„Er ist tot. Wir können nichts daran ändern. Aber wir müssen ihn jetzt wegbringen", sagte er fest. Ich wischte mir die Tränen mit dem Handrücken weg und riss meinen Arm frei.

„Ich werde für immer im Knast landen, wenn sie die Leiche finden!", begann ich panisch, mir die schlimmsten Szenarien auszumalen. Doch Ouissem nahm mein Gesicht in seine Hände und sagte ruhig: „Ich kümmere mich darum, Nova. Sobald wir ihn hier wegschaffen, ist es mein Problem, nicht deins. Vergiss das einfach. Es war ein Unfall."

Seine Worte sollten mich beruhigen, aber ich widersprach verzweifelt: „Ich habe ihn erschossen. Wie soll das ein Unfall sein? Ich muss mich stellen."

„Gar nichts wirst du!", rief er aufgebracht und fuhr sich gestresst durch die Haare. „Wenn wir ihn hier nicht wegbringen, landen wir beide im Knast." Er zog sein Handy heraus und tippte schnell eine Nachricht, bevor er sich wieder mir zuwandte.

„In meinem Auto sind zwei große Handtücher. Hol sie, bevor jemand hierherkommt und ihn sieht", befahl er ruhig und schien durch die Nachricht etwas beruhigter.

Mit wackeligen Beinen machte ich mich auf den Weg zu seinem Auto, das auf der anderen Straßenseite parkte. Die Handtücher lagen ordentlich gefaltet hinter dem Beifahrersitz. Ich nahm sie hastig und ging zurück zu Ouissem.

Er nahm die Handtücher und begann, Enes' Körper damit zu bedecken, sodass kein Blut und kein Körperteil mehr sichtbar war. Ouissem seufzte und richtete sich auf, bevor er erneut sein Handy zückte und einen Anruf tätigte. Das harmonische Klingeln wirkte fast fehl am Platz in dieser Situation.

„Bruder, wo bleibst du?", rief er laut, so befehlend, dass ich zusammenzuckte und wieder panisch zu zittern begann.

Er legte auf und kam zu mir zurück. „Zieh das an", sagte er und legte mir seine Woolrich-Jacke über die Schultern. Der Duft von Marihuana und starkem Männerparfüm stieg in meine Nase, und ich spürte, wie sich meine Nerven etwas beruhigten.

„Da ist er!", sagte Ouissem erleichtert. Ich hob meinen Blick und sah, wie ein schwarzer Porsche heranfuhr. Aus dem Wagen stieg niemand Geringeres als Nimo. Er joggte zu uns und verschwendete keine Zeit. „Hajde, ich nehme seinen Kopf, du die Beine", sagte er schnell. Ouissem nickte, und sie begannen, Enes in den Kofferraum zu tragen.

Ohne viele Worte sah das Ganze so routiniert aus, als hätten sie das schon mehrmals gemacht. „Yallah", sagte Nimo und warf mir einen undefinierbaren Blick zu, als er in Richtung des Autos nickte.

„Nova, komm", legte Ouissem eine Hand auf meinen Rücken und drängte mich sanft zum Gehen, während er sich immer wieder umsah, um mögliche Zeugen zu sichten.

Ich folgte ihm zum Auto, in dem die beiden die vorderen Sitze einnahmen, während ich auf der Rückbank Platz nahm. Wenige Zentimeter von mir entfernt lag die Leiche – schwer auf meinem Gewissen.

Was würden sie mit Enes machen? Wohin würden sie ihn bringen?

Ich atmete die kühle Luft tief ein, die durch das leicht geöffnete Fahrerfenster in den Wagen strömte. Schließlich hielten wir an einem einsamen, abgelegenen Friedhof.

Noch etwas benommen, ließ ich meinen Blick über die leere Umgebung schweifen. Ouissem drehte sich zu mir und legte seine Hand sanft auf mein Knie. Seine Berührung war beruhigend, als er begann, Kreise zu ziehen.

„Wir machen das. Warte hier im Auto", sagte er aufmunternd. Ich war wie erstarrt, unfähig, etwas zu sagen, und blieb stumm sitzen, während sie ohne zu zögern ausstiegen.

Mit klopfendem Herzen und wachsender Anspannung beobachtete ich, wie sie den Kofferraum öffneten. Ein metallisches Klirren erklang, als sie zwei Schaufeln herausholten.

Die beiden verschwanden hinter den Büschen, und ich wandte meinen Blick langsam wieder nach vorn...

„Ich bin eine Mörderin..."

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Ein Junge von der Straße | O.G.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt