19| Mama O.G

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Vor dem Wohnblock angekommen, versuchte ich immer noch, den Schock zu verarbeiten, dass ich Enes zufällig gesehen hatte

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Vor dem Wohnblock angekommen, versuchte ich immer noch, den Schock zu verarbeiten, dass ich Enes zufällig gesehen hatte. Ich klingelte an dem Nachnamen "Gasmi", den ich im Internet über O.G herausgefunden hatte. Ein leises Brummen durchzog die Tür, direkt im ersten Stock.

Das Brummen wurde lauter, und die Tür öffnete sich. Ich stieß sie mit der Schulter auf und ging die Treppe hinauf. Doch statt des großen, markanten O.G begrüßte mich eine kleine, ältere Dame mit Kopftuch, die mir ein herzliches Lächeln schenkte.

„Entschuldigung, ich glaube, ich bin fal—" Meine Worte wurden durch eine tiefe Stimme aus dem Inneren der Wohnung unterbrochen. „Mama, ich hab dir doch gesagt, du sollst die Tür nicht öffnen!", rief eine männliche Stimme, erst in einer fremden Sprache, dann auf Deutsch weiter.

„Nova?", hauchte O.G, der plötzlich in der Tür erschien und mich verwirrt ansah. „Bist du krank? Was machst du hier?" Er klang streng und kam schnell die Treppe herunter. Er trug ein weißes Tanktop, das eng an seiner muskulösen Brust anlag, während seine ungestylten Haare ihm leicht in die Stirn fielen.

Er packte mich abrupt am Arm und wollte mich nach draußen zerren. „Ouissem, geh nicht so mit ihr um. Das hab ich dir nicht beigebracht", ermahnte ihn die ältere Frau, die ich nun als seine Mutter erkannte.

O.G seufzte und ließ meinen Arm los. „Komm rein", sagte er, bereits mit dem Rücken zu mir, während er in die Wohnung zurückging.

„Sei ihm nicht böse. Er ist nur ein bisschen gestresst", sagte seine Mutter in gebrochenem Deutsch und lächelte mich warm an.

Ich nickte ruhig und trat in die Wohnung ein, die warm und gemütlich eingerichtet war. Es überraschte mich, dass ein Rapper wie O.G in einer so normalen Umgebung lebte. Es fühlte sich sofort heimelig an, und ich setzte mich zu O.G in die Küche, wo er sich mit einer Zigarette an die Küchenzeile lehnte.

„Erzähl, warum bist du hier?", fragte er und zog an der Zigarette.

Jetzt, wo ich hier saß, wurde mir klar, dass ich mir darüber keine Gedanken gemacht hatte. Warum war ich wirklich hier?

„Warum bist du gegangen, ohne etwas zu sagen?", fragte ich schließlich, verschränkte die Arme und sah ihn durchdringend an.

Er fuhr sich genervt mit dem Daumen über die Augenlider und sah mich dann seufzend an. „Ich hatte was zu tun."

„Ja, schon klar, dass du was zu tun hattest. Aber war es so dringend, dass du einfach am nächsten Tag weg musstest, ohne Bescheid zu sagen?" Ich wusste, dass er mir keine wirkliche Antwort geben würde, aber ich wollte sehen, wie er sich aus der Situation herausreden würde.

„Ey, bitte nerv mich nicht. Ich hab gerade echt keinen Kopf dafür", murmelte er und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, nachdem sie ausgegangen war.

„Soll ich euch einen Tee machen?", fragte seine Mutter, die plötzlich in die Küche kam und die angespannte Stimmung rettete. „Danke, Tante, aber ich wollte gerade gehen", lächelte ich freundlich und machte Anstalten, aufzustehen, doch sie hielt mich auf. „Nicht doch, Kind, du bist doch gerade erst gekommen."

Widerwillig setzte ich mich wieder. O.G schien von der Idee, dass ich blieb, nicht begeistert zu sein. Ihm war sichtlich unwohl, dass ich noch da war.

„Sei nicht so", zischte seine Mutter und stupste ihn an, wobei sie mit ihrer kleinen Größe gerade einmal seine Hüfte erreichte. Es war faszinierend, wie groß er war, während seine Mutter so klein war. Ob sein Vater wohl groß ist?

Die süße Dame bereitete uns den schwarzen Tee vor. „Hier bitte", sagte sie und übergab mir die heiße Tasse, die ich respektvoll mit beiden Händen annahm. „Danke", lächelte ich und nahm einen kleinen Schluck—und verbrannte mir sofort die Zunge.

„Der hat eben noch gekocht. Bist du dumm?", lachte O.G und fuhr sich durch die Haare.

Ich warf ihm nur einen Todesblick zu und ignorierte seine Bemerkung, während seine Mutter ihm erneut einen leichten Schlag verpasste, den er grinsend hinnahm.

„Er war schon immer so ein Hitzkopf", flüsterte mir seine Mutter zu, während ich O.G betrachtete, der mir jetzt die Zunge herausstreckte.

„Aber er hat ein gutes Herz", fügte sie hinzu und lächelte ihren Sohn liebevoll an. Ich musste schmunzeln. Es war schon irgendwie süß.

„Und du, Kind? Woher kennt ihr euch? Normalerweise sind die Freunde von Ouissem größer, behaarter und nicht so hübsch", fragte sie neugierig, während sie mich eingehend musterte. „Sagt mir nicht, ihr seid ein Paar", sagte sie plötzlich und hielt erschrocken eine Hand vor den Mund.

„Mama!", nörgelte O.G und stützte sich perplex von der Theke ab.

„Nein, Tante, wir sind nicht zusammen. Wir kennen uns durch die Arbeit. Ich bin eine Künstlerin, die mit O.G zwei Songs aufnehmen soll", klärte ich die Situation auf.

Eine leichte Enttäuschung huschte über ihr Gesicht. Hatte sie gehofft, dass ich mit ihrem Sohn zusammen sei? Wer würde diesen launischen Typen schon aushalten? Aber sein Aussehen war definitiv kein Nachteil.

„Pass bitte gut auf ihn auf. Manchmal macht er Dinge, die er selbst nicht machen will", sagte sie ernst, legte ihre trockenen Hände auf meine und drückte sie fest.

Ich blickte kurz über ihre Schulter zu O.G, der sich sichtlich schämte und den Kopf zur Seite legte. „Mach ich", lächelte ich und sah wieder zu ihr.

„Danke", nickte sie und ließ meine Hände los.

„Okay, Mama. Ich glaube, Nova muss langsam gehen", mischte sich O.G ein und legte aufdringlich seine Hand auf mein Schulterblatt, zeichnete kurz zwei Kreise und sah mich erwartungsvoll an.

„Was, jetzt schon? Bleib doch noch zum Essen", bat sie mit einem süßen Stirnrunzeln.

„Tut mir leid, Tante, ich muss wirklich los", lehnte ich dankend ab und zog sie kurz in eine Umarmung.

„Ich muss auch wieder los. Ich komm aber heute Abend wieder", verabschiedete sich O.G ebenfalls von seiner Mutter und zog sich seine schwarzen Prestos an.

G ebenfalls von seiner Mutter und zog sich seine schwarzen Prestos an

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Ein Junge von der Straße | O.G.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt