Ein letzter Blick

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POV Inéz

Wir kommen vor dem Loch in der Mauer an, und Seth lässt mich hektisch von seiner Schulter herunter.

„Bist du okay?!" Fragt er mich, als wäre das gerade das Wichtigste auf der Welt. Dabei werden wir verfolgt von den Men in Black und wenn wir nicht gerade von denen erwischt werden, dann eben unter dem Gemäuer zerquetscht.

„Ja mir geht es soweit gut." Lüge ich, denn mein Kopf pocht noch immer von dem harten Stoß. Seine tiefblauen Augen durchdringen mich misstrauisch, aber es bleibt keine Zeit für weitere Erklärungen.

Ich kann kaum gerade stehen und mein Blick wandert von den immer näher kommenden Bodyguards zu der Wandöffnung. Mein Herz schlägt so stark gegen meine Brust, als würde es sich aus meiner Haut bohren wollen.

„Seth?! Fuck. Wie sollen wir da durch passen!" Man muss nicht selbst ein Riese sein, um zu erkennen, dass Seth nicht durch dieses Loch passen wird. Sein muskulöser Rücken, die breiten Schultern, Hölle das sollte in solchen Extremsituationen verboten sein.

Das ist der einzige Moment, indem ich ihm allein durch meine Größe einen Schritt voraus bin und ebenso der einzige Augenblick, indem ich mir wünschte, dass er nicht so einen mächtigen Körperbau besitzen würde.

Ich schaue ihm ins Gesicht und die Erkenntnis seiner blauen Augen trifft mich wie eine Wucht.
Ich lag nicht falsch.
Er weiß, dass er es nicht schaffen wird.

„Nein. Nein!" Schreie ich bloß.

„Inéz geh jetzt durch dieses verdammte Loch oder ich stopf dich da durch." Droht er in einem bestimmenden Ton und ich hasse, dass er das alles für mich aufgeben würde, nur um mich in Sicherheit zu wissen. Ich hämmere diesmal wütend gegen seine Brust, mit dem schmerzenden Gedanken, dass ich das nun vielleicht das letzte Mal tue.

„Seth. Nein. Ich trenne mich nicht wieder von dir, kapiert?!" Ich kann das nicht. Nicht ohne ihn.

„Und ich wiederhole mich nicht. Tu was man dir sagt Inéz, wenigstens dieses eine Mal." Er streicht erschöpft meine Wange entlang und die Intensität seines Blickes verrät mir, dass ich ihm jetzt nur helfen kann, indem ich mir selbst helfe.

Ein letzter Blick. Ein Stich mitten ins vermissende Herz.

Meine Augen werden gläsern, während ich mich bücke und durch die Öffnung quetsche, dabei lassen meine Tränen nicht nach. Sie befeuchten meine Hände, die sich suchend nach vorne arbeiten.

Als ich frischere Luft einatme, fühle ich die beklemmendste Freiheit, die ein Mensch fühlen kann.

Ich bin draußen und doch wünschte ich mir zurück zu sein, auf Seths Schultern. In seinen Armen oder wenigstens in seiner schweigenden Nähe. Alles, bloß nicht hier allein sein und ihn in der Gefahr zurücklassen.

Ich stütze mich auf allen vieren im Gras ab, atme so heftig, dass ich beinahe vergesse wie man atmet und werde schon im nächsten Moment von zwei starken Armen auf die Beine gezogen.

Ich traue meinen Augen verdammt nochmal nicht.




// wer verdammt nochmal mag das sein? 😱

Votet ihr Hübschen ;)

Wie fandet ihr das Kapitel? 3 an einem Tag, das ist doch ein geiler Rekord (das hier etwas kürzer, weil ich den Cut bodenlos gut finde)

Erlöse mich von dem BösenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt