Na Prinzessin? ⚠️

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POV Inéz

Ich traue meinen Augen verdammt nochmal nicht, als ich durch das Loch in der Mauer schlüpfe, während sich meine Knochen schwer unter meiner rissigen Haut anfühlen und ich erschöpft zu Boden sacke, als zwei unheimlich starke Griffe mich an den beiden Handgelenken packen und auf Augenhöhe ziehen.

Meine Augen reißen auf, obwohl sie wegen all dem Rauch in dem Gebäude immer noch stechend brennen. In meinem Kopf beginnt die Verletzung schmerzhaft zu pochen. Verdammtes Beton.

„Du?!" Kommt es mir zitternd von den Lippen, während ich versuche einen halbwegs klaren Verstand wieder aufzubauen.

„Ja Inéz, ich bin es."

Ich breche in Tränen aus, während sie mich so fest umarmt, dass ich drohe zu ersticken. Mein Herz füllt sich mit einer tiefen Wärme, als ich mein gesamtes Körpergewicht auf Zéni fallen lasse. Es ist der erste Moment seit geraumer Zeit, in dem ich meinen Körper nicht angestrengt beschützen muss, sondern mich in vertraute Arme fallen lassen kann. Diese Umarmung lässt meinen tief verankerten Schmerz auflockern und er nähert sich so langsam dem Zustand an, in dem ich ihn loslassen kann.
Endlich loslassen kann.

Ich atme so schnell, mein Körper bebt vor emotionaler Überforderung und ich weiß nicht länger, was echt ist und was nicht. Ich weiß dank Ares nicht einmal mehr, wie ich so ein Glück verdient hätte. Dass Zéni, meine Cousine jetzt hier steht und mir die Hand zu dem genau richtigen Moment hingestreckt hat.

Ich habe noch nie erlebt, dass einem Menschen so viele Trauer und Freudentränen zugleich aus den Augen schießen können und wären wir nicht immer noch in so einer schrecklichen Gefahr, würde ich Zéni nie mehr aus unserer Umarmung ablösen. Ich habe sie so sehr vermisst, denn sie war in der kurzen Zeit mehr Familie für mich, als mein Vater in den letzten 19 langen Jahren.

„Zéni, ich liebe dich. Zéni...ich", ich bekomme kaum ein klares Wort aus meinem Mund. Ich bin es einfach nicht mehr gewöhnt, aussprechen zu dürfen was mein Herz zu schreien versucht. Freiheit. So fühlt sich Freiheit an.

Sie streichelt mein durchwühltes Haar und plötzlich fühle ich mich wieder wie das kleine ahnungslose Kind, das ich einmal war, in Mutters Armen. Naiv und vertraut. Zu Hause.

„Pscht, es ist ja gut. Es wird alles wieder gut meine Süße. Wir sind jetzt alle da und lassen dich dort nie mehr zurück, zu diesem großen bösen Mann. Versprochen." Die Wärme, die von ihr ausgeht, umspannt meinen Körper wie eine tröstende Decke und für diesen kleinen Augenblick vergesse ich, wie wir immer noch gefangen werden können und dass ich die Liebe meines Lebens dort drinnen zurückgelassen habe, wie eine abscheuliche Idiotin.

„Inéz, ich weiß das ist gerade alles viel für dich...", sie streichelt mir die Wange und um mich herum wird es plötzlich eiskalt. Ich greife aggressiv ihre Hand und schleudere sie heftig von mir weg.

„WAS ZUR HÖLLE WAR DAS?!" Ihr erschrockener Gesichtsausdruck brennt sich in meine braune Iriden. Ich weiß selbst nicht, was gerade in mich gefahren ist, aber in mir breitet sich ein beunruhigendes Gefühl aus.

Woher wusste Zéni, aus welchem Loch ich mich selbst retten würde und war direkt vor Ort zur Stelle?

Und vor allem, wenn diese Bombe ein Ablenkungsmanöver sein sollte, um Seth und mich zu retten, wieso hätte sie uns dann um Haaresbreite selbst das Leben gekostet?

Das alles ergibt keinen Sinn.

„Inéz?" Sie keucht und schüttelt meine Schultern außer Kontrolle durch.

„Bist du okay?!" Sie sieht wirklich besorgt aus und das wäre ein Widerspruch zu meinen angsteinflößenden Theorien oder? Ich muss aufhören alles in Frage zu stellen und vertrauen. Was ist verdammt nochmal falsch mit mir? Meine Familie rettet mich vor all dieser Folter und ich foltere stattdessen meine Gedanken mit sinnlosem Misstrauen.

Erlöse mich von dem BösenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt