POV Inéz
„Was wird das? Wo fahren wir hin?" Bettele ich nun zum ungefähr eintausendsten Mal nach einer Antwort. Er will mich wirklich auf die Folter spannen. Vor einer halben Stunde kam er mit einem breiten Lächeln zu mir ins Zimmer und sagte: „Baby, pack' deine sieben Sachen, wir gehen in die Flitterwochen." Ich sprang in die Dusche, schmiss ein paar Kleider in den Koffer, verabschiedete mich von dem Personal, sowie Zéni und dann stiegen wir auch schon in den Wagen. Er hätte mir ruhig etwas früher Bescheid geben können....ich hasse Stress und vor allem, wie kann ich die richtige Kleidung einpacken, wenn ich nicht mal das Reiseziel kenne? Am Ende landen wir in der Arktis und ich werde mir den Arsch abfrieren mit diesen Tops und Kleidern.
„Baby, wie schon gesagt, wir fahren zum Flughafen." Antwortet er knapp und blättert wieder durch seine morgendliche Zeitung. Der hat vielleicht Nerven.
„Ja, das weiß ich mittlerweile." Ich rolle genervt meine Augen, was Jaro zum Schmunzeln bringt.
„Ich will wissen wohin es geht. Welches Dorf, Stadt, nenn' mir doch zumindest das Land?" Er macht keine Anstalten mir darauf eine Antwort zu geben.
„Jaro, wenigstens der Kontinent?"
„Lass' dich überraschen.....", zwinkert er mir zu und streichelt meine Handoberfläche.
Ich schaue aus den verdunkelten Scheiben des Jeeps und die vorbeiziehenden Häuser, Bäume und Autos.
„Sir, wir sind jeden Moment am Flughafen." Lässt uns Spice wissen, während er in das nahegelegene Parkhaus fährt und sich auf einen Behindertenparkplatz stellt.
Sehe ich da etwa richtig?!
„Was soll das denn? Hast du etwa eine Behinderung?" Stelle ich ihn zur Rede.
„Inéz, die anderen Parkplätze sind so klein und umständlich. Lenk' dich nicht mit sowas ab und lass' uns das Gate suchen gehen, sonst verpassen wir noch unseren Flug." Jaro schleift mich an der einen Hand und den Koffer in der anderen hin zum Eingang.
„Viel Spaß in den Flitterwochen!! Genießt es und denkt an die Pille und die Kondome!!" Schreit Spice von zwanzig Metern Entfernung und die Personen, die um uns herum stehen, stoppen in ihren Unterhaltungen und beginnen uns zu mustern.
Und wieder bin ich völlig unfreiwillig der Mittelpunkt des Getuschels und der neugierigen Blicke.
Unangenehmer geht es nun wirklich nicht.„Baby, entspann' dich." Versucht mich Jaro zu beruhigen, während er etwas in seinem Handy herumtippt.
„Komm mit." Er zerrt mich bis ans Ende des Flughafens in einen kleinen, schäbigen Raum. Die Deckenlampe flackert schwach, die braunen Kartons stapeln sich bis zur Decke und ich muss lautstark niesen. Kein Wunder, bei all' dem angesammelten Staub.
„Wenn wir hier unsere Flitterwochen verbringen, dann verstehe ich, wieso du mir den besagten Ort nicht eher verraten wolltest." Mache ich mich über ihn lustig.
„Inéz, du musst dich hier unauffällig verhalten. Wir treffen gleich Carlos, der wird dir einen falschen Reisepass geben."
Wie konnte ich daran nicht denken? Seit mich Seth und Spice damals gekidnappt haben, laufe ich ohne jegliche Papiere umher. Hätten sie diese Dinger nicht auch klauen können, anstatt nur meine Wenigkeit? Tzzz...Amateure.
„Was ist, wenn jemand die Fälschung bemerkt?"
„Ich habe den Kontrolleur bestochen, er wird keine Probleme machen." Ja, das beruhigt mich echt total!
Hat er schonmal daran gedacht, dass es nicht nur einen, sondern ziemlich viele Kontrolleure an einem Flughafen gibt? Was, wenn wir einen von denen begegnen.~
„Hier sind deine Papiere Schönheit." Carlos reicht mir den Reisepass und leckt sich über die Lippen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie er mich damals mit seinen Blick ausgezogen hat. Ich war mit Seth im Club und er wollte mich für sonst was buchen....der Typ ist so schleimig.
„Carlos, soll ich dich daran erinnern, dass sie hier... meine Frau ist?"
„Eine schöne Frau hast du dir geangelt Jaro, wobei ich wirklich gedacht hätte, dass Seth dir zuvorkommen wird. Ich meine, du hättest seinen Blick sehen müssen, als ich Inéz buchen wollte. Er hätte mich im nächsten Moment in Stücke reißen können. Scheiße! Und das andere Mal, als wir im Stripclub waren und -..."
„Carlos, hör auf zu reden, wir verpassen noch unseren Flug." Distanziert sich Jaro und wir machen uns auf den Weg zum Gate. Wir haben Glück, die Fälschung fiel dem bestochenen Kontrolleur nicht auf. So schnell wie er uns durchließ, könnte man meinen, er wolle uns illegal durchschleusen. Nicht so, als wäre genau das auch passiert!
~
„Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug. Drücken Sie den blauen Knopf, wenn Sie etwas benötigen sollten." Begrüßen uns die hübschen Stewardessen und lächeln permanent. Die strahlend, weißen Zähne, der streng gebundene Dutt, das perfekt aufgetragene MakeUp...., doch Jaro scheint sie nicht einmal zu beachten. Er hat nur Augen für mich und ich fühle mich geehrt.
„First Class, wir sitzen hier völlig in Ruhe und das Beste!! Wir haben Platz, um die Beine auszustrecken und bekommen soviel Sekt, wie wir wollen. Da können sich die Normalos, mit ihren trockenen Keksen und dem 0,5 Liter Wässerchen mal eine Scheibe von abschneiden!" Prahlt er.
„Wenn sie die finanziellen Mittel hätten, würden sie ganz bestimmt auch lieber in der First Class sitzen. Nicht jeder ist ein Mafioso mit krummen Geschäften." Ich zum Beispiel, würde ich noch mein normales Leben im Dorf führen..., ich wäre nie im Leben in ein Flugzeug gestiegen. Zum Einen aus Höhenangst und vor allem, weil ich nie viel hatte. Vater gab ja alles für seinen Alkohol und die stinkenden Zigarren aus....mein größter Ausflug war immer der Spaziergang zum Mohnblumenfeld. Ja, viel von der Welt habe ich noch nicht gesehen. Mein Dorf und Berlin, das war's glaube ich auch schon?
„Du bist so süß, wenn du mich zurechtweisen willst. Ich mache doch nur Witze, natürlich sehe ich die geringer Verdienenden nicht als minderwertig an, zumindest nicht so sehr, wie ich es darstelle." Er kratzt sich am Nacken und bestellt seinen ersten Sekt.
„Möchtest du auch einen, Liebes?"
„Wie aufmerksam von dir, aber nein danke. Ich trinke nicht wirklich Alkohol, eher nur bei besonderen Anlässen." Lehne ich dankend ab.
„Ist unsere Reise denn kein besonderer Anlass?"
Oh, jetzt hat er mich in eine Falle gelockt, der Schlawiner.
„Gut, dann trinke ich eben mit dir. Du Säufer!"
„Cheers."
„Cheers Baby."
Er beugt sich zu mir vor und küsst mich verlangend.
„The flight to France starts in just a few minutes." Ertönt es aus den Lautsprechern.
„AHHH FUCKKK! Es sollte eine ÜBERRASCHUNG werden!!" Brüllt er das Flugzeugpersonal an, die zusammenzucken und ihm direkt ein weiteres Glas nachschenken. Köstlich!
„Jaro, es ist eine wundervolle Überraschung!" Ich umschlinge seinen Hals und verteile kleine Küsse auf seiner Haut. Er immer - mit seinem zitronigen Duft - und das im Winter?! Naja, zumindest werde ich ihn so überall erschnüffeln können!
Wie kann er nur so zuvorkommend sein? Er wählte dieses Reiseziel, allein für mich. Mein Herz schmilzt.
~
Frankreich, meine Heimat. Ich kann es kaum abwarten, den ersten Fuß auf das Land meiner Mum zu setzen. Ich werde mich ihr so viel näher fühlen ...
France tu as mon coeur
(Frankreich, du hast mein Herz)(Danke für's Lesen <3 Was sagt ihr zum Kapitel? Gerne einen Vote dalassen ;)
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Erlöse mich von dem Bösen
Literatura Feminina„Seine Finger ficken mich ins Paradies, doch ich bin bereits in der Hölle." TEIL 2 Erst Teil 1 lesen!! <Bring mich nicht in Versuchung> Wenn ihr wissen wollt, wie es mit Inéz weitergeht, dann müsst ihr dieses Buch lesen.....nein, sagt mir ni...