Erlöse mich von dem Bösen

Komponiertes Stück

POV Inéz

Ares schaut mich böse an, so abartig böse, dass das Blut in meinen Venen zu Eis gefriert.
Seine Hand liegt eng um meinen Hals, er zwingt mich ihn anzusehen, während seine Finger bedrohlich starken Druck auf meinen Kehlkopf ausüben.

Ich versuche nach Luft zu schnappen.
Vergebens.

Ich bekomme Panik.
Ich bin eingesperrt in seinem Körper.
In seinem Reich.

Diesem grauen Käfig seiner Präsenz.

Ares Soarez macht mir unvorstellbare Angst.

Wie er seine freie Hand provozierend langsam anhebt, seinen Blick stolz durch die Massen wandern lässt, bevor er mir wieder eine verpasst. Stechend und schmerzend schlucke ich, meine Haut wird brennend warm und meine Augen gläsern.

Mein Herz setzt aus, als Seth meinen Namen keucht.

„Inéz...", es klingt so unfassbar wunderschön aus seinem Mund.

Ich stütze mich kämpfend auf meinen Armen ab, drehe meinen Kopf in seine Richtung und blicke zwei vertrauten Meeren entgegen.

Meine Erde wird von ihm angezogen.

„Seth..." Mein Universum.

„Inéz deine Augen." Gibt er stöhnend von sich, noch immer verharrt er schwach auf dem Parkett. Er meint meine Augen, sie verrieten zu viel, sei seien die Fenster zur Seele. Ich darf keine Angst zulassen, denn das ist was Ares sehen möchte. Was mich schwach macht.

Sobald er Blut leckt, gibt es kein Zurück.

Ich muss also sicherstellen, dass meine Venen niemals auftauen, mein warmes Blut so eisig kalt bleibt, dass er damit niemals in Berührung kommen kann.

Ich bleibe kalt. Denn eine eiserne Schachfigur kann keiner zerschlagen. Nicht einmal ein Ares Soarez.

„Findet die Zeremonie heute noch statt oder wollen wir das hier weiter ausarten lassen?" Gebe ich von mir und unterbreche damit die angespannte Stille.

Langsam richte ich mich auf, ignoriere jeden Schmerz und glätte mein weißes Kleid. Es ist befleckt mit Schmutz, teils ist das nicht einmal sichtbarer Schmutz. Er sitzt auf der Seele, ganz tief.

„Meine Schöne, wie soll denn die Zeremonie ablaufen deiner Meinung nach? Ohne fähigen Bräutigam?" Er richtet seinen Finger empirisch Seth entgegen und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Seth's Augen reißen plötzlich schockiert auf.

„Seth...?"

„Ja, ich meine das ist sein Name." Ares verdreht höhnisch die Augen.

„Ich soll..."

„Ja, du sollst ihm den Ring um den Finger stecken Inéz. Und zwar jetzt." Er knurrt befehlerisch und alle Augen liegen auf mir.

„Aber wieso...ich..." Ich verstehe rein gar nichts mehr. Was ist das hier für ein verdammtes Spiel?

„Nimm' den Ring und mache ihn zum glücklichsten Mann auf der Welt. Inéz, dass was du schon immer wolltest. Er gehört nun ganz dir. Sein Schicksal liegt wortwörtlich in deinen Händen."

Ares gibt ein stolzes Lachen von sich, ehe der gesamte Saal in schallendes Gelächter ausbricht. Es hallt durch alle Gänge, prallt gegen alle Wände und schließlich lautstark gegen mich.

Alles scheint urplötzlich so weit entfernt, so verwischt. Ich, als Zentrum des Geschehens, sie als blasse Grimassen kläglicher Verschwommenheit.

Es ist ein komponiertes Stück.