POV Inéz
Einige Minuten vergehen, in denen wir alle still schweigend warten. Nur Ares läuft ungeduldig umher und schaut immer wieder auf die Uhr.
„F*ck, wieso dauert das denn wieder so lange?!" flucht er vor sich hin und ich habe die leise Vermutung, dass heute Abend zwei seiner Männer ihren Job oder ihren Kopf verlieren werden.
Ares reibt sich die Augen und kreist ungeduldig seinen Unterkiefer.
Ich betrachte ihn in seinem grauen Anzug, mit weißem Hemd und dunkelrot matter Krawatte.
Der oberste Knopf ist offen, man erkennt eine golden schimmernde Halskette, die bei jedem seiner Schritte von links nach rechts schwingt.Seine Armbanduhr leuchtet ebenfalls gold und sticht besonders hervor, nicht zu vergessen seine Schuhe aus feinstem italienischen Leder, in deren Politur man sich spiegeln kann. Diese Dekadenz in seinem Anwesen ist wohl kaum zu übertreffen, wenn man die Kanalisation aus Gefängnissen und Folterkammern ignoriert, die sich direkt unter diesem Saal befindet.
Das hier ist ein Alptraum im scheinbaren Traum. Denn die schönsten Männer, mit dem meisten Vermögen, den teuersten Autos, goldenen Tellern und Besteck, haben alle letztendlich bloß Leichen im Keller.
Bei Seth war das nicht wirklich anders, trotzdem fühlte ich mich bei ihm nicht wie eine Gefangene, weder hatte ich den Drang zu fliehen. Zumindest nicht mehr, als ich erkannte, dass ich zu ihm gehöre.
Ares hasse ich abgrundtief und das wird sich auch niemals ändern. Gerade würde ich sogar lieber einsam in einem seiner Käfige sitzen, verhungern und verdursten, als seine Präsenz zu spüren.
Ich muss gerade daran zurückdenken, wie ich dort unten in der Kanalisation, die unheimlichen Gänge nach Freiheit durchforstete und schließlich in ein kühles Zimmer trat, in dem sich diese schwarze Kühltruhe befand. Ich erinnere mich zurück an das erdrückende Gefühl, als ich meinen Vater, sowie Jaro und auch meinen Seth dort drin liegen sah. Zwei davon wohnen gerade meiner Zeremonie bei, zwei Menschen, mit denen ich nie mehr ein Wort wechseln kann, selbst wenn ich wollte. Was würde ich nur dafür geben, noch Jaro in meinen Armen halten zu können? Mit ihm den Mond anzuschauen, Steine zu sammeln, ihn lachen zu sehen, wann immer er Zeit mit mir verbringt.
Und nun werde ich zwar nie mehr von meinem Vater tyrannisiert, doch eine Entschuldigung werde ich ebenso niemals hören können. Er hätte verdammt nochmal die Chance dazu bekommen sollen, wieder alles gut zu machen. Nein, gut hätte er nichts machen können, aber es wäre zumindest etwas gewesen. Nach all' diesem Leid, habe ich das verdient und Ares nahm mir die Chance mit meinem Vater selbst abzurechnen. Ares nahm mir alles.
~
Plötzlich ertönt ein lauter Türknall, der meine Gedanken auf das Hier und Jetzt zurücklenkt. Ich drehe mich erschrocken um, alle Blicke liegen nun auf den beiden Saaltüren, die schwungvoll auffliegen.
Zwei schwarz gekleidete Männer schieben genau diese Kühltruhe den Gang entlang in unsere Richtung. Ich halte den Atem an.
Was hat Ares vor? Ich dachte seine beiden Männer sollten bloß Ringe holen...
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Erlöse mich von dem Bösen
ChickLit„Seine Finger ficken mich ins Paradies, doch ich bin bereits in der Hölle." TEIL 2 Erst Teil 1 lesen!! <Bring mich nicht in Versuchung> Wenn ihr wissen wollt, wie es mit Inéz weitergeht, dann müsst ihr dieses Buch lesen.....nein, sagt mir ni...