Verbluten und leiden⚠️

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POV Inéz

„Nanu wen haben wir denn da?" Tot. Ich bin tot.

Der große Mann packt grob meine Arme und drückt meinen Oberkörper gegen die nächste Wand.

Es riecht hier unten nach Verwesenem und ich will mir gar nicht erst ausmalen, was hinter diesen Wänden bereits alles für Abscheulichkeiten stattfanden oder gerade im Gange sind.

Diese schrillen Schreie bohren sich in meine Schädelwand, zerfetzen jegliche Hoffnung und ich wünschte, es wäre einfach nur noch vorbei für mich.

Es reicht mir.
Irgendwann ist es zu viel Schmerz.
Zu viel, als dass ich es noch stemmen könnte.
Zu tief gehend, als dass ich noch Aussicht auf Heilung hätte.

Dann ist man genau an dem Punkt, an dem ich mich jetzt befinde, wo man nichts lieber will, als auf der Stelle zu sterben.

Egal wie, aber sterben.

Erlöschen.

Zu Staub zerfallen und mit dem nächsten Wind hinfortgetragen zu werden. Dorthin, wo keiner ist und man sich nach und nach auflöst.

Mein Brustkorb schmerzt, wird schmerzvoll verbogen, denn er baut Druck von hinten auf. Presst sich so nah an mich, kein Millimeter trennt mich mehr von seiner Widerlichkeit.

Sein ganzes Körpergewicht klebt auf mir und er denkt nicht mal daran, mich loszulassen.

„B-bitte." Flehe ich, während er meinen Kopf enger an die Wand drückt. Mein Kiefer knirscht und ich sehe punktierte Blitze vor meinen Augen tanzen.

Mir wird grauenhaft schwindelig und ich würde jetzt auf dem Boden zusammensacken, wenn dieser Dreckshund nicht so auf mir liegen würde.

„Bitte? Bitte sagt die dreckige Nutte, fleht mich an, dass ich sie jetzt und hier von hinten nehme!?" Er leckt gierig meinen Nacken auf und ab, sein Atem prallt gegen meinen Hals und ich beiße die Zähne angespannt zusammen.

Atme Inéz, atme und zähle. Zähle und atme.

Konzentrier dich darauf und es wird schnell vorbei gehen. Inéz fokussiere dich, los scheiße konzentriere dich auf die verf*ckte Atmung. Es passiert jetzt, lenk dich ab, denk an was Schönes. Lenk dich ab, lenk dich verdammt nochmal ab!! Denk an das Mohnblumenfeld, stell' dir vor, das hier ist alles nur ein realistischer Alptraum, aus dem du gleich wieder erwachen kannst. Komm schon Inéz, das hier wird nicht wirklich passieren... e-es ist nur Einbildung.

Es wird wehtun, dich auseinanderreißen, wie alle Male zuvor, aber es ist nicht echt.

Es darf jetzt einfach nicht echt sein.

~

Plötzlich wird mir richtig warm und als ich realisiere wieso, tröpfeln mir die ersten roten Blutstropfen die Wange hinunter. Er hat einen Ring mit einer messerscharfen Spitze, die er über mein Gesicht kratzt.

Er lacht hämisch, während die spitze Nadel meine Haut Stück für Stück zerfetzt.

Wie ein Raubtier, er will mich bluten sehen.
Verbluten und leiden.
Ertrinken in meiner eigenen Blutlache.

Alles tut gleichzeitig weh und besonders die immer schwerer werdende Last auf meinem geschwächten Körper.

Troy hält mir ein Messer vor die Augen, es blitzt silber auf und so gefährlich nah hält er es an meiner Haut, dass es mich durchstechen würde, sobald ich auch nur eine ruckartige Bewegung mache.

Ich merke wie sich seine andere Hand daran zu schaffen macht, mir das Badetuch endgültig herunterzureißen und ich klammere mich mit letzter Kraft an dieses Stück Stoff.

Ich unterdrücke mir das Weinen, den angestauten Frust und die blanke Angst, die mir ins Gesicht geschrieben ist.

Es ist nicht mehr aufzuhalten, jetzt wird er mich vergewalt*gen, erneut und diesmal werde ich bei vollem Verstand sein.

Er wird es wieder tun, mich doppelt umbringen.
Hat das eine Mal nicht gereicht?

Ich hasse diese Welt, ich hasse es, dass ich gefangen bin, nichts tun kann und ich wünschte ich wäre an einem anderen Ort auf der Welt, ist mir völlig gleich welcher, Hauptsache weg von hier. Weg von diesem elenden W*xxer und weg von diesem Moment, diesen bitterkalten Sekunden, die mich gerade verrückt machen.

Ich zittere.
Schreie.
Fauche.
Versuche mich zu wehren, ihn zu beißen.

Ich kann mich nicht mehr länger zurückhalten, trete ihm zwischen die Beine und packe seine Hand, in der das Messer liegt. Er will gerade auf mich einschlagen, als ich seine Hand abwehre und er sich das Messer automatisch selbst in den Kopf jagt. Voller Wucht, das Blut spritzt in alle Richtungen und er fällt um.

Eine gefallene Schachfigur - Von meinen gerade noch unschuldigen Händen ins Verderben gejagt und nun durch Schmerz krümmend auf dem steinharten Boden liegend.

Ich lasse keine Gedanken zu, schalte ab, eigne mir das Messer an und lasse ihn hinter mir verbluten.

So verbluten, wie es für mich bestimmt war.

Er wollte sich rächen.
Er wollte Macht ausüben.
Er wollte sich wieder was nehmen, dass ihm keine Frau jemals freiwillig gegeben hätte und es ist nun meine Chance, zu fliehen.

Die Einzige.
Oder?

Bin ich jetzt so wie er... ein kaltblütiges Monster, das für seine Pläne selbst über Leichen gehen würde?

Ja, es scheint als wäre ich so langsam nicht mehr ich selber.

Ich kämpfe, um zu überleben.
Ist ja nicht so, als hätte ich irgendeine Wahl.

Ich mache alles richtig ....

...oder?

(Was sagt ihr dazu? Gerne voten <3)
P.S. für die, die es noch nicht wissen, voten tut man, indem man auf den Stern drückt <3

Erlöse mich von dem BösenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt