Vorfreude

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Die Nacht war für Stella schon um 8:53 Uhr rum. Es klingelte an ihrer Tür. Perplex und verschlafen schaut sie auf ihr Ipad um die Uhrzeit zu sehen. Sie lässt sich zurück aufs Kissen fallen und schließt nochmal die Augen. Es klingelt wieder. Stella schaut rüber zur Haustür und überlegt wer das sein kann. Jetzt klopft es mehrmals. Stella stöhnt laut auf und zieht die Bettdecke von ihren nackten Beinen und steht langsam auf. "Ich komme!" sagt sie genervt und mit rauer Stimme. Sie schlürft an die Tür und blickt durch den Türspion. Sie erkennt Lilly, ihre beste Freundin. Stella freute sich immer sie zu sehen aber sie war gerade jetzt so müde, dass sie keine Lust hatte die Tür zu öffnen. "Ja?" sagt sie durch die geschlossene Tür, in der Hoffnung dass sie einfach wieder geht. "Stella!! Öffne die Tür. Schlafen können wir, wenn wir tot sind! Los jetzt!" Bei dem Satz muss Stella schmunzeln und sie öffnet die Tür. "Auweia, wie schaust du denn aus, Maus?" sagt Lilly als sie sich an Stella an der Tür vorbeischiebt und ins Innere läuft. Sie schaut skeptisch zur Küchenzeile und dann rüber zum Bett. "Soll ich dir beim...aufräumen...helfen? Vielleicht?" flüstert sie mit einem breiten Grinsen auf ihren Lippen. Sie meint es lustig aber Stella war genervt. "Nein. Schon gut. Ich hatte die letzte Zeit einfach Stress." Und das stimmte ja auch. Sie trainierte 12 Stunden am Tag und kam nur zum Schlafen ins Apartment. 

Lilly wohnte mit ihrem langjährigen Highschool Sweetheart Jared zusammen. Er war nach dem College direkt an die Börse gegangen und verdiente eine Menge Geld. Lilly machte ihren Abschluss in Modedesign und setzte sich dann zur Ruhe und spielte Hausfrau. Stella war manchmal bisschen neidisch auf sie. Sie hatte nichts um was sie kämpfen kann und war einfach glücklich mit Jareds Geld. Hat ja auch was, dachte sich Stella. Lilly hatte einen pinken Minirock, eine weiße gerüschte Bluse und weiße High Heels an.  Ihre Haare waren hochgesteckt und eine riesige weiße Sonnenbrille war auf ihrem Kopf geparkt. Es regnete immer noch und Stella fragte sich wofür sie die wohl brauchte. 

"Also? Hab ich eine Verabredung vergessen?" fragt Stella freundlich aber verschlafen. 

"Stella! Du hast doch gewonnen- in deinem Ding da! Das müssen wir feiern!" sagt sie viel zu laut. Stella müsste genervt sein, doch sie kennt Lilly jetzt schon fast 6 Jahre und weiß dass sie es nicht böse meint. Sie ist einfach nur sehr selbstbezogen- aber auf eine freundliche Art. 

"So richtig bin ich noch nicht in Feier-Laune. Ich bin eher müde und erschöpft. Außerdem wollte ich meine Eltern anrufen und-" 

"Komm, zieh dich an und wir gehen was trinken!" Lilly klatscht in die Hände und grinst über beide Ohren. 

"Lilly, es ist 9 Uhr morgens!"

"Kaffee! Lass und Kaffee trinken gehen!" 

Und so gingen sie Kaffee trinken. Stella erzählte vom Spiel und wie viel ihr das bedeutet. Von der Atmosphäre, den Fans und ihrem MVP Preis. Lilly versuchte fokussiert zuzuhören, ließ sich aber von ihrem Handy ständig ablenken. Mal waren es Benachrichtigungen von zugestellten Paketen, manchmal Nachrichten von Jared oder ihr Promi-Ticker. Stella nahm es ihr nicht krumm, trotzdem wünschte sie sich mehr Menschen in ihrem Leben die ihr wirklich zuhörten.

"Wir schmeißen eine Party für dich! Jetzt am Wochenende. Wir laden dein Team und alle deine Freunde ein! Na, was sagst du?" Stella wollte erst nein sagen aber sie sah Lillys leuchtende Augen und nichts auf dieser Welt konnte sie dazu bringen, den Vorschlag abzulehnen. "Ja, hört sich gut an. Nur bitte nichts großes!" Lilly klatscht in die Hände und einige Leute im Cafe drehen sich zu ihnen um. Stella schaut verstohlen aus dem Fenster um den Blicken der Menschen zu entkommen. "Falls du noch jemanden einladen willst, sag mir Bescheid dann schicke ich eine Einladung raus! Und jetzt muss ich auch schon los! Ich hab noch so zutun! Torte bestellen, Deko und Blumen. Dann die Outfits-" 

"Lilly! Übertreib es bitte nicht!" Stella schaut sie mit flehendem Blick an und faltet ihre Hände vor ihrem Mund. "Bitte!" sagt sie nochmal leise. Lilly aber gibt ihr nur einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verlässt ihm sauseschritt das Café. Bei Lillys Aussage zu den Einladungen ist ihr Matthew wieder eingefallen. Sie blickt hastig auf ihr Handy aber es ist keine Benachrichtigung oder Nachricht hinterlegt. Traurig steckt sie es wieder in ihre Tasche und steht auf. Sie verlässt das Café mit ihrem rosafarbenen Regenschirm. Sie hatte es zum Glück nicht weit zu ihrem Apartment. Zuhause angekommen entledigt sie sich aller ihrer Klamotten und stellt sich unter die Dusche. Ihre Haare waren schrecklich fettig und strähnig vom gestrigen Haarspray und vom Schweiß. Sie kämmt sie sorgfältig, entfernt die rausgefallenen Haare aus der Bürste und wirft sie ins Klo und schaltet das heiße Wasser an. Es dauerte ein paar Sekunden bis es warm wurde und somit wartet sie vor dem Spiegel. Sie betrachtet ihre Haut, ihren Körper, ihre müden Augen. So sah eigentliche keine Siegerin aus. Mit Tränen in den Augen sieht sie sich ihre Dehnungsstreifen rund um ihre Brüste an. Auch die sollte sie nicht haben. Aber sie hat sie. Genauso wie an ihren Oberschenkeln und dem Po. In der Dusche lässt sie das heiße, dampfige Wasser über ihre Haut fließen. Sie schließt die Augen und ertappt sich beim einschlafen. Schnell öffnet sie wieder die Augen und widmet sich ihren Haaren. Diese shampoonierte sie zwei mal. Dann Conditioner und eine Maske. Für ihren Körper benutzte sie ein grobes Meersalz-Peeling und ein nach Himbeere duftendes Duschgel. Dann schaltet sie eiskaltes Wasser ein und gießt es über ihren gesamten Körper. Das hatte sie im Training gelernt. Es erfrischt und kurbelte das Immunsystem an. Sie war danach wesentlich wacher. Sie zieht einen gemütlichen Pyjama an und legt sich mit nassen Haaren ins Bett. Sie murmelt sich ein und will gerade ihr Ipad einschalten um ihre comfort Show anzumachen als ihr eine Benachrichtigung auf dem Screen angezeigt wird. Sie war von einer unbekannten Nummer. 

12:31 Uhr: Hey Champion! Wieder fit?

und dann war noch eine. 

12:33 Uhr: Ach, übrigens. Von Mathew

Stella grinste über beide Ohren und presst das Tablet auf ihre Brust. "Endlich!" dachte sie sich und schließt erleichtert ihre Augen. Jetzt müsste sie nur die perfekte Gegenfrage stellen um die Konversation am leben zu erhalten. Aber was solle sie schreiben? Sie geht einige verschiede Möglichkeiten durch und löscht immer wieder was sie eben noch für gut empfunden hat. Dann ist ihr die Party eingefallen, die Lilly für sie plant. 

13:14 Uhr: Hi Matthew! Es ist alles noch so unwirklich aber langsam wird mir das alles bewusst! Du, meine Freundin veranstaltet am Samstag eine alberne kleine Fete. Magst du auch kommen?

Als sie die Nachricht mit zugekniffenen Augen absendet, bereut sie es fasst. Hätte sie lieber etwas anderes schreiben sollen? Sie fühlte sich wie ein Teenager. Plötzlich ploppt eine neue Nachricht im Verlauf auf. 

13:14 Uhr: Gewöhn' dich lieber dran, du wirst noch einiges reißen. Ich hab Samstag ein Spiel aber ich stoße gerne danach noch dazu. Danke für die Einladung!

Stella ist erleichtert. Er kommt. Erst später, aber er kommt! Jetzt heißt es noch zwei Tage ausharren und ein Outfit zusammenstellen. Sie ruft Lilly an und sie verabreden sich für den kommenden Tag zum shoppen. 

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