Geister der Vergangenheit

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Wochen und Monate vergingen. Stella und Matthew haben es tatsächlich geschafft sich mindestens zwei Mal monatlich für paar Tage zu sehen. Trotz ihres stressigen Alltages, den Turnieren und Spielen, den kräftezerrenden Herausforderungen auf beiden Seiten, haben sie es geschafft eine starke Beziehung aufzubauen. Sie redeten viel. Über ihre Kindheit, ihre Heimat, seine Suchtkrankheit. Sie küssten sich aber auch. Und fassten sich an. Immer mehr. Immer inniger. Sie teilten das Bett und lagen mit verschwitzten Körpers nebeneinander. Nächtelang. Tagelang. Immer wieder. Stellas Körper war seine Heimat geworden. Und obwohl nie mehr als nur seine Zunge an Stellas Mitte Einzug nahm. Er perfektionierte seine Taktik mal für mal und verschaffte ihr entweder sekundenschnell einen Orgasmus oder zögerte ihn über Stunden und Minuten hinaus. Sie war sein Lustobjekt, ohne je selber aktiv geworden zu sein. Er verschaffte sich selber seine Orgasmen. Manchmal unter der Dusche, nach dem Training oder in kalten Nächten in denen er alleine in seinem Bett lag. Aber immer war Stella der Mittelpunkt seiner Fantasien. Er liebte sie und er wollte sie glücklich machen. Auf sie warten und ihr die Zügel übergeben. Auch wenn es manchmal schwer war. Auch wenn die Lust in seinen Adern ihn manchmal übermannten und er kurz davor war einfach in sie einzudringen. Aber das kam nicht in Frage. Es gab Tage an denen er die Augen nicht von anderen Frauen halten konnte. Er die Cheerleaderinnen beobachtete und sich wie ein wildes Tier fühlt, was nur Sekunden entfernt war, den größten aller Fehler zu begehen. Er dachte dann an Stella. An ihren Körper. An ihren Geruch und daran, dass sie bestimmt bald so weit sein würde. Der Sex fehlte ihm aber die Liebe zu ihr war stärker. 

Ein neuer Morgen und wieder ist es noch dunkel als Matthew die Augen öffnet und zu seinem Wecker rüber schaut. 5:25 Uhr. Er muss los. Zähneputzen und Gesicht waschen. Dann schnell unter die Dusche...mit Stellas Duschgel, welches für ihre Besuche immer da stand. Er wollte nicht unbedingt nach Kokosnuss riechen aber es erinnerte ihn an sie und sie hab sich jetzt durch eine Verkettung von unglücklichen Zufällen schon fast 5 Wochen nicht mehr gesehen. Er vermisste sie und die täglichen Anrufe nachts vorm Schlafengehen waren nur ein kleiner Trost. Bei Stella hatte die Saison wieder begonnen und auch sie trainierte pausenlos. Dazu kamen Meetings und Shootings für Werbekampagnen und TV-Aufritte im Frühstückfernseher oder Sportsendungen. Sie kommentierte außerdem die College-Basketball Saison live. Sie musste viel reisen und war nie länger als 2 Tage an einem Ort. Das zerrte nicht nur an ihren sondern auch an Matthews Nerven. 

Als er ins vereiste Auto steigt und seine Sonnenbrille aufsetzt, um sich vor der aufstehenden Sonne zu schützen, fällt ihm ein ausgedruckten Bild von Stella auf den Schoss. Er betrachtet es, lächelt und steckt es wieder in die Sonnenbrillenablage. Die eisglatten Straßen erlaubten ihm nicht schnell zu fahren und seine Oberschenkel versteiften sich bei dem Gedanken wieder in die Halle zu müssen. Das Training stresste ihn und verlangte ihm alles ab. Seine gelähmten Nerven und die große Leere in seinem Herz quälten ihn und er konnte sich nicht mehr richtig konzentrieren. Er machte Leichtsinnsfehler, war gereizt und legte sich mit seinen Team-Kollegen an. So war er lange nicht mehr. Er hasste es aber er konnte nicht aus seiner Haut. Doch die eigentlich Sache, die ihm Angst machte, war die kleine Stimme in seinem Kopf, die ihn locken wollte und ihm einredete dass ein Gin Tonic alle seine Probleme lösen würde. Er hasste sich dafür, dass er dieser Stimme überhaupt eine Chance gab zu ihm durchzudringen. 

"Matthew, Sportfreund. Alles fit?" begrüßt ihn sein Athletic-Coach und klopft ihm auf die Schulter. "Hey, ja alles super. Ich zieh mich schnell um. Bin gleich da." erwidert er, da er durch die vereisten Straßen und sein Gedankenkarussel fast 20 Minuten zu spät war. Er lässt sich nichts anmerken aber er war ziemlich zerstreut. Schnell geht er an seinen roten Spind und entsperrt diesen mit seiner Spindkombination 004009- Stellas Geburtstag. Das Foto von der Party an denen sie sich das erste Mal näher gekommen waren, hing immer noch an der Innenseite der Tür. Inzwischen sind noch ein paar weitere Fotos dazugekommen. Eins war auf einem Boot in Chicago. Da hatten sie eine Rundfahrt auf dem Lake Michigan zusammen gemacht. Dann war noch eins von Stella in einem roten langen Kleid. Da war sie bei einer Ehrung, bei der sie für ihre außerordentliche sportliche Leistung einen Orden bekommen hatte. Er konnte leider nicht dabei sein aber sie schickte ihm das Foto. Sie hatte wieder diese silberfarbigen Sternenhaarspangen im Deckhaar. Lachend zeigt sie den Orden in die Kamera. Dann war da noch eins von den beiden in seiner Halle. Er hatte ein Chicago Sky Trikot an, mit ihrer Nummer und ihrem Namen und sie hatte ebenfalls ein Boston Celtics Trikot an mit seiner Rückennummer und seinem Nachnamen. Das war erst beim ihrem letzten Besuch hier entstanden. Wehmütig blickt er die Fotos an bevor er sich abwendet und sich sein Trainingstrikot überwirft und aus der Kabine rennt. 

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