Grenzen

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Nach dieser Nacht war alles anders. Ihr Leben gehörte nicht mehr ihr. Sie hat sich Tom geöffnet und er hat sie in seine Dunkelheit verschleppt. Es war nicht mal mehr ein Funke Licht zu sehen. Aber es gefiel ihr und das machte ihr Angst. 

Er war schon 10 Tage weg, auf Geschäftsreise um einige seiner Golfclubs in Kanada zu besichtigen und Stellas Training hatte wieder begonnen. Seit der Nacht, in der sie den Pakt mit ihm und seinen Schatten abgeschlossen hatte, hatten sie sich nicht mehr gesehen. Hin und wieder verschickten sie harmlose Nachrichten doch es war stiller geworden. Stella vermisste ihn, seine teuflischen Berührungen, seine spitzen Worte. Du gehörst mir, sagte er. Das hallte immer noch in ihr. Tag und Nacht. Sie gehörte ihm und sie wusste dass es falsch war. Immer wenn sie an ihn dachte, drehte sich der Raum. Als ob er sie aus der Ferne heraus folterte. Gleichzeitig war sie aber auch froh über seine Abwesenheit, denn so konnte sie sich eher auf die kommende Meisterschaft konzentrieren. 

17:11 Uhr: Hey, ich hoffe es geht dir gut. 

Geistesabwesend ließt sie Matthews Nachricht auf ihrem Display. Sie hatte ihm verziehen und sie wusste, dass sie ihn liebte. Mehr als jemals zuvor. 

17:16 Uhr: Hey, ja. Training hat wieder begonnen. Komme auf andere Gedanken. Und dir?

17:22 Uhr: Ich fliege morgen nach Schweden. Mein Bruder hat Geburtstag und ich dachte ich komme rum. Es ist schon zu lange her. 

17:23 Uhr: Das hört sich gut an. Guten Flug. 

17:23 Uhr: Danke. Bis dann. 

Tränen liefen ihr die Wange herunter. Sie atmet tief ein und aus und lässt sich auf ihr Bett fallen. Es war eine einfache Unterhaltung. Und doch löste es etwas in ihr aus, dass sie lange nicht mehr gespürt hat. Matthew war das Licht. Doch Tom die Dunkelheit. 

Als sie nass und nur in ein durchsichtiges Nachthemd gekleidet aus dem Badezimmer kommt, wollte sie sich einen Tee aufkochen. Geduldig wartet sie am Teekocher und beobachtet die kleinen Dampfwolken, die aus dem Aufguss empor steigen. 

Die Nacht legte sich wie ein samtiger Schleier über die Stadt, während der Regen an die Fensterscheiben prasselte und die Straßen in glitzernde Schatten tauchte. Der Mond, kaum sichtbar hinter dunklen Wolken, warf fahles Licht auf das Bett, wo Stella lag, ihr Körper angespannt, ihr Herzschlag wie ein lautes Echo in der Stille des Raumes. Sie dachte an Tom und an die unausweichliche Dunkelheit, die er mit sich brachte, und auf die Verheißung, die sich wie Gift durch ihre Adern zog. Ein Klopfen unterbrach ihre Gedanken. Dumpf, fast bedrohlich. Wer klopfte um diese Zeit? Ihr Herz setzte für einen Moment aus, bevor es mit doppelter Kraft weiter hämmerte. Vorsichtig schlich sie zur Tür, die wie ein Scheideweg zwischen zwei Welten vor ihr aufragte. Sie atmete tief ein und blickte durch den Spion. Tom. Er stand da, mit seiner dunklen Silhouette im schwachen Flurlicht. Seine Augen blitzten, wild und unergründlich, als ob er die Schatten selbst beschwören könnte, um sie zu verschlingen. Sie spürte es in ihrem Inneren — diese dunkle Macht, die von ihm ausging, die sie immer wieder zu ihm zog, obwohl sie wusste, dass sie sie zerstören würde. Diese Schatten, die sie bis zu dieser einen Nacht nie bei ihm feststellte. Im Dachboden, voll ihrem Blut, ja da waren sie aus ihrem Versteck gekommen. Haben sich sichtbar gemacht und sie in einen Bann gezogen. Ihr Herz klopfte. Alles in ihr rebellierte, denn sie hatte Angst aber gleichzeitig freute sie sich ihn zu sehen. „Stella.", ertönte seine Stimme, leise, gefährlich ruhig. „Mach auf." Es war keine Bitte. Ihre Finger zitterten, als sie die Klinke hinunterdrückte. Die Tür öffnete sich, und er stand plötzlich vor ihr, seine Präsenz erdrückend, als ob er den Raum mit einer unsichtbaren Energie füllte. Seine Augen waren scharf und fixierten sie, als würde er tief in ihr Inneres blicken. Dann ein sanftes Lächeln. "Hey.", sagt er und lässt seine weißen Zähne zwischen seinen weichen Lippen hervor. Er kommt einen Schritt näher und nimmt sie vorsichtig in den Arm. Seine Lippen küssen ihren Scheitel und sein Geruch vernebelt ihre Sinne. Sie schmiegt sich an seine weiche Brust und schlingt die Arme um ihn. Er löste sich vorsichtig von ihr und läuft geschmeidig wie ein Tiger ins Innere und lehnt sich ans deckenhohe Fenster vor Stellas Bett. Er blickt nach außen, beobachtet den Sturm der wütet. Unsicher geht sie paar Schritte weiter und bleibt hinter ihm stehen. Alles an ihm zwang sie innerlich in die Knie. Sie legt ihre Handflächen auf seine Schulterblätter. "Ich hab dich vermisst.", sagt er dann ohne sich zu rühren. Ohne nur die kleinste Bewegung zu machen. Sie küsst seinen Rücken und lässt ihre Hände nach vorne zu seiner Brust wandern. Langsam, fast bedrohlich, dreht er sich zu ihr. Der Raum schien mit jedem seiner Bewegungen kleiner zu werden, bis nichts mehr zwischen ihnen war. Tom kniete sich vor sie und hob ihre Hand an seine Lippen. Sein Atem streifte ihre Haut wie ein Hauch von Hitze, und Stella fühlte, wie die Kälte in ihr verschwand, als ob er ihr Herz wieder zum Leben erweckte. „Du weißt, dass du mir gehörst," flüsterte er, seine Stimme ein tiefes, dunkles Versprechen. Stella spürte, wie ihre Haut prickelte, als er ihre Hand sanft losließ und sie auf das Bett drückte. Seine Berührungen waren gleichzeitig zärtlich und unnachgiebig, als ob er die Kontrolle über sie übernehmen wollte, sie vollkommen in seiner Macht halten wollte. Sie hatte versucht, ihm zu widerstehen, hatte versucht, sich aus seiner Umklammerung zu lösen, doch jedes Mal, wenn sie ihn ansah, wusste sie, dass sie sich nur tiefer in ihn verstrickte. „Tom...", flüsterte sie, doch bevor sie mehr sagen konnte, legte er ihr einen Finger auf die Lippen. „Sag nichts. Fühl es einfach," sagte er, seine Stimme heiser vor Verlangen.

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