Der Kampf

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Der Morgen nach jener leidenschaftlichen Nacht brach düster und gedämpft an. Die Sonne schickte nur schüchterne Strahlen durch das Fenster, die die Schattenspiele auf den Wänden intensiver erscheinen ließen. Stella erwachte neben Tom, dessen sanfte Seite sie während dieser Nacht erfahren hatte. In den frühen Morgenstunden lag sie noch in den Armen des Mannes, der sich so leidenschaftlich, fast besessen, ihr hingegeben hatte. Doch auch wenn seine Zärtlichkeit wie ein warmer Mantel wirkte, spürte sie das Echo der Dunkelheit, das immer noch in ihr nachhallte. Beim Frühstück war die Atmosphäre zwischen ihnen von einer unerklärlichen Spannung durchzogen. Die Sanftheit, die Tom in der Nacht gezeigt hatte, schien sich in den grauen Morgenstunden in etwas anderes zu verwandeln. Stella konnte die stille, dunkle Präsenz spüren, die immer noch in der Luft lag, als ob die Schatten ihrer letzten Nacht nicht so leicht verschwinden konnten. „Tom", begann Stella vorsichtig, während sie eine Tasse Kaffee hielt, die sie nur halb leer getrunken hatte. „Ich muss verstehen, was in dir vorgeht. Warum sind deine Neigungen so...so wie sie nun mal sind? Wie kommst du mit dieser Seite von dir klar?" Tom sah auf, seine Augen blitzten auf eine Weise, die die Zartheit der letzten Nacht in Frage stellte. „Warum fragst du das?", fragte er, seine Stimme rau und tief, als ob sie sich an den Rändern von etwas Unausgesprochenem bewegte. „Ich will wissen, warum du so bist, wie du bist", erklärte Stella, ihre Stimme fest, obwohl ihre Augen unsicher waren. „Warum sind deine Neigungen, deine Besessenheit und deine Eifersucht so stark? Was ist es, das dich so gefangen hält?" Tom stand auf und ging zum Fenster, als würde er dort Antworten finden können. „Es ist eine Mischung aus vielen Dingen", begann er langsam, als ob er die Worte sorgfältig wählen wollte. „Meine Dunkelheit ist nicht nur eine Eigenschaft, sie ist ein Teil von mir, den ich nie ablegen konnte. Mein Fetisch, meine Besessenheit – sie sind nicht nur Spielereien. Sie sind tief in meinem Wesen verwurzelt. Die Messer, das Blut, die Eifersucht, die Finsternis – all das hat mir einen Platz gegeben, wo ich mich sicher fühle." Stella trat näher, ihre Hand leicht zitternd, als sie seine Schulter berührte. „Aber du hast auch diese sanfte Seite, die du mir gezeigt hast. Wie passt das alles zusammen? Wie kannst du zwischen diesen beiden Seiten so hin und her schalten?" Tom drehte sich zu ihr um, seine Augen suchten ihre. „Die Dunkelheit ist ein Teil von mir, den ich liebe. Sie gibt mir Kraft, Kontrolle, einen Ausdruck meiner tiefsten Wünsche. Doch gleichzeitig will ich dir auch die andere Seite von mir zeigen, die Seite, die sanft ist, die dich liebt und die Zärtlichkeit kennt. Ich bin gefangen zwischen diesen beiden Facetten. Es ist nicht einfach, diese Balance zu finden." Stella spürte ein Unbehagen in sich aufsteigen. „Es ist schwer für mich, diese beiden Seiten von dir zu verstehen. Ich liebe deine Dunkelheit, aber ich habe Angst vor dem, was sie mit dir macht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie dich übermannen könnte." Tom schloss die Augen und atmete tief durch. „Ich weiß, dass meine Dunkelheit beängstigend sein kann. Aber ich liebe sie auch, weil sie mich so macht, wie ich bin. Doch ich will dich nicht in Angst versetzen. Wenn ich mich in der Dunkelheit verliere, ist es nicht das, was ich für uns will. Ich will dir zeigen, dass ich auch die Liebe und Zärtlichkeit bieten kann, die du verdienst." Stella trat noch näher, ihre Augen durchdrungen von einer Mischung aus Liebe und Angst. „Ich will dir glauben, Tom. Ich will, dass die Dunkelheit nur ein Teil von dir bleibt und nicht alles, was du bist." Tom nahm ihre Hände in seine und zog sie behutsam zu sich. „Ich werde mein Bestes tun, um dir die Liebe und den Schutz zu geben, den du brauchst. Aber du musst mir helfen, indem du mir vertraust. Ich will nicht, dass die Schatten uns auseinanderbringt." Stella nickte langsam, die Tränen in ihren Augen glänzten, während sie sich in seine Umarmung schmiegte. „Ich will bei dir sein, Tom. Ich...ich liebe dich...sowohl in deiner Dunkelheit als auch in deiner Sanftheit." Tom strich ihr sanft über die Wange, seine Berührung war zärtlich und sorgsam. „Die Dunkelheit ist ein Teil von mir und dir, aber sie wird nicht die einzige Kraft in unserem Leben sein." In diesem Moment, umgeben von der melancholischen Morgendämmerung, waren Stella und Tom vereint in einem fragilen Gleichgewicht aus Liebe und Angst. Stella wusste, dass die Dunkelheit immer ein Teil von Tom bleiben würde, doch sie hoffte, dass die Zärtlichkeit, die er ihr zeigte, stark genug war, um die Schatten zu bändigen...zumindest außerhalb des Schlafzimmers. 

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