Zusammen kochen

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"Es war ein schöner Abend. Gute Nacht, schlaf gut.", sagt Tom als er Stella zu ihrer Wohnungstür bringt. "Das fand ich auch. Danke auch fürs gute Essen. Es war wirklich lecker. Und entschuldige bitte meinen Nervenzusammenbruch.", entgegnet sie und ein kurzes Lachen umspielt ihre Lippen. "Du brauchst dich für nichts entschuldigen. Ich verstehe das. Mach dir bitte keine Gedanken.... Werden wir uns wiedersehen?". Die Zeit schien für eine Minute stehen geblieben zu sein. Sie dachte nach. Sie wollte einen Grund suchen, nein zu sagen. Gleichzeitig wollte sie ihn nach innen bitten und ihn die ganze Nacht auf ihrer Haut spüren. "Ja. Ich will dich wiedersehen, Tom. Ich brauche Zeit und ich weiß nicht, wohin das alles führen wird aber ja, ich will dich unbedingt wiedersehen.", sagt sie dann und legt ihre Hände auf seine starken Hüften. Sie kommt einen Schritt näher und küsst ihn auf die Brust. Genau da, wo die offene Knopfleiste seines Hemdes ein paar seiner schwarzen und grauen Brusthaare entblößt. Er grinst und nimmt ihren Kopf in die Hände. "Das ist in Ordnung für mich. Ruf mich an und ich werde Zeit für dich schaffen. Egal wann.", wieder küsst er sie und wieder öffnet sie ihren Mund für ihn. Eine kleine Flamme lodert in ihrem Inneren auf und sie presst ihre Lippen noch fester an seine. Sein stoppeliger Bart kitzelt sie an den Lippen doch sie will nicht aufhören ihn zu schmecken. "Wie alt bist du eigentlich?" haucht sie in seinen Mund, der sich zugleich in ein breites Grinsen verwandelt. "Ich werde an Weihnachten 47 Jahre alt." Stellas Kinnlade klappt nach unten. Sie löst sich aus seinem Griff und muss unweigerlich lachen. "Ich...ich dachte du wärst... Ich hätte niemals gesagt du bist...", stammelt sie lächelnd und nimmt seine Hände. Auch er grinst über beide Ohren und fixiert sie mit seinem Blick. "Das sagen sehr viele. Ich hab mich wohl jung gehalten.", sagt er lachend. "Ist das schlimm?", fragt er dann und nimmt Stellas Kinn in die Hände und führt es zu seinem Mund. "Nein." haucht sie an seinen Lippen und küsst ihn. 


01:17 Uhr: Stella. Bist du wach?

01:19 Uhr: Stella, wir müssen unbedingt reden. Das war die schönste Nacht, die ich in meinem Leben hatte. Ich will um dich kämpfen und werde alles tun, um dich zurückzugewinnen. Du musst es nur zulassen. Baby, es gibt niemanden der dich so lieben kann, wie ich dich liebe. 

01:24 Uhr: Bitte ruf mich an, sobald du wach bist und wir treffen uns. Ich werde solange in Chicago bleiben, wie nötig. Gib uns bitte nicht auf. Eine Chance, Babe. 

02:01 Uhr: Ich liebe dich. Bitte vergesse das niemals.


Als sie früh morgens auf ihr Handy schaut und Matthews Nachrichten ließt kommen ihr nicht die Tränen. Auch kein komisches Unwohlsein. Kein Kopfschmerz. Nichts. Sie legt das Handy zur Seite und steht auf. Im Toaster macht sie sich einen Bagel warm und dazu macht sie sich einen großen Kaffee und Rührei. Sie fühlt sich gut...Ihr geht es tatsächlich gut. Sie dachte an Tom. An die letzte Nacht auf dem Dach des Restaurants, welches wohl ebenfalls ihm gehörte. Und an sein Alter. Er war nur ein Jahr jünger als ihr Vater. Sie grinst leise in sich rein und beißt genüsslich von ihrem Bagel ab. Er wusste immer genau, was er sagen musste. Das beeindruckte sie. Aber vielleicht lag auch das an seinem Alter und an den Erfahrungen die er gemacht hat. Aber davon wusste sie noch nichts. War er mal verheiratet? Hatte er Kinder? Sie wusste nicht, ob sie das alles überhaupt wissen wollte...


"Er ist 47? Stella, ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist...." sagt Lilly etwas zu laut als Stella sie Mittags in ihrem Anwesen besucht. Sie schüttelt den Kopf und hätte fast ihre Cola Zero ausgespuckt. Stella grinst in ihren vollen Teller. "Lilly, es ist so als ob ich magisch von ihm angezogen werde. Ich weiß wirklich nicht wieso ich mich nicht auf ihn einlassen sollte! An ihm ist nichts falsch...er scheint perfekt zu sein..." sagt sie und ein komisches Gefühl breitet sich in ihrem Magen aus. Sie kann es noch nicht richtig einordnen. "Und was ist mit Matthew?". Als Lilly das ausspricht, wird Stella schlagartig bewusst, was für ein Gefühl das ist. Sie fühlt sich schuldig. Sie hat das Gefühl, sie würde Matthew hintergehen...betrügen.... Schnell schüttelt sie den Kopf. "Du hast kein Recht ihn da rein zu ziehen. Das ist allein meine Sache und ich mache mir auch so schon viel zu viele Gedanken um ihn." "Aber liebst du ihn denn gar nicht mehr? Er ist zurück gekommen und kämpft um dich! Das ist doch genau das was du wolltest!" Lilly schaut sie mit hochgezogenen Augenbrauen an und legt ihr Besteck zur Seite. Sekundenlang sagt niemand etwas. "Lilly, ich liebe ihn mehr als ich es noch will. Ich liebe ihn obwohl er mich hintergangen und betrogen hat. Ich liebe ihn obwohl er die letzten Monate noch mit dieser Schlampe zusammen war. Ich weiß, dass er wieder da ist. Ich traue ihm nur nicht. Wie soll ich ihm jemals drüben in Boston vertrauen können? Ich werde das nicht nochmal durchmachen!" "Aber wer sagt denn, dass er es wieder tun wird? Er weiß, dass er Mist gebaut hat. Er wird sich das niemals verzeihen, deswegen musst du das tun!" "Ich muss ?!", entsetzt schaut sie ihre Freundin an. "Ich muss ihm verzeihen? Ich muss gar nichts, Lilly. Ich werde auf mein Herz hören und ich werde mir mit der Entscheidung Zeit nehmen.", fügt sie hinzu und lehnt sich in ihrem Lederstuhl nach hinten. "Jared hat mir damals verziehen, Stella. Und ich finde, du solltest Matthew genauso verzei-", setzt Lilly an bevor sie von Stella unterbrochen wird. "Ich bin nicht Jared. Und ich weiß wirklich nicht, wieso du dich so für ihn einsetzt. Ich brauche Zeit und ich werde es weder mit Matthew noch mit Tom überstürzen. Ich weiß, was ich tue.". Lilly blickt sie ernst an. "Er war hier. Gestern." sagt sie und blickt auf den Boden. Stellas Herz macht einen Sprung und plötzlich war ihr heiß und kalt zugleich. "Er war hier? Bei dir?" fragt sie entgeistert. Lilly schaut sie nur an. "Ja, er stand plötzlich vor der Tür. Er hatte bei dir geklingelt aber du warst nicht da und er dachte, dass du vielleicht hier bist. Ich meinte nur, dass du bei einem wichtigen Meeting bist. Er fragte dann ob er kurz mit mir reden könnte und dann redeten wir. Fast drei Stunden lang. Ich hab ihm einfach zugehört, Stella. Und ich finde, du solltest das auch. Ihm tut es so leid und er liebt dich. Mehr als du ahnst." "Ich glaub das einfach nicht." flüstert Stella mehr zu sich als zu Lilly und steht auf. Lilly packt sie am Handgelenk und zieht sie wieder auf den Stuhl. "Bitte, sei nicht sauer auf mich. Ich finde wirklich, dass du ihn nochmal anhören solltest. Ich will nur das Beste für dich und ich bezweifle, dass es ein fast 50 jähriger Millionär ist. Er hat dich in einem Club aufgegabelt und wollte dir nur an die Wäsche! Du bist doch schlauer als das, Stella. Er will dich immer noch ins Bett kriegen und sobald er das geschafft hat, wird er dich links liegen lassen. Bitte, vertrau mir. Ich kenne solche Kerle...". Stella kommen Tränen und sie reist sich von Lilly los. "Ich wollte ihm an die Wäsche! Ich wollte ihn ins Bett kriegen und vielleicht will ich das ja immer noch. Ich... Ich würde Matthew anhören. Ich würde ihm verzeihen. Ich würde ihn sofort zurück nehmen aber ich kann nicht. Alles in mir sträubt sich dagegen. Er hat mich betrogen, Lilly. Er hat mein Vertrauen missbraucht und hat mit einer anderen Frau geschlafen! Ich weiß nicht, ob ich ihm jemals wieder in die Augen sehen kann ohne den Betrug zu sehen. Die Szene in Schweden in meinem Himmelbett. Zwei Tage nachdem mein Vater gestorben ist. Ich denke an ihn und dann kommen auch diese Bilder wieder. Lilly, ich habs versucht aber ich kann das gerade nicht. Ich will ihn nicht sehen und ich werde ihn auch nicht anhören. Jetzt. Vielleicht irgendwann aber nicht heute und auch nicht morgen." heiße Tränen laufen ihr die Wangen herunter und tropfen von ihrem Kinn auf ihren roten Pullover. "Ich kann nicht." schluchzt sie. 

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