Das Dach

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Als das heiße Wasser über ihren nackten Körper fließt und das Badezimmer immer dampfiger wurde, kommen ihr Zweifel. Soll sie wirklich gehen? Soll sie sich wirklich mit Tom treffen? Matthew war wieder da und das war doch genau das, was sie sich so sehnlichst gewünscht hatte. Aber die Sache mit Mae war unverzeihlich. Wie konnte er nur? War er immer noch der Matthew, den sie damals kennen- und lieben gelernt hat? Andererseits war er ihre erste große Liebe. Nichts würde das Ändern. Unwohlsein breitet sich in ihrem Körper aus, als sie sich die Haare wäscht. Tom war eine gute Partie...bis jetzt. Sollte sie ihm eine Chance geben? 

Sie schlüpfte in ein rotes kurzes aber elegantes Kleid und schwarze High Heels. Wie immer, waren ihre Haare gelockt und offen. Sie atmete tief ein und aus und schloss die Tür hinter sich. Sie würde sich mit Tom treffen um auf andere Gedanken zu kommen, meinte sie zu sich selbst. Mehr nicht. Nur das. Im Fahrstuhl kommen ihr wieder die heißen Szenen in den Sinn. Die mit Tom. Wie er ihren Slip auszieht und sich in den Mund steckt. Wie er auf den Knien von unten auf sie aufschaut und ihre Beine streichelt. Sein hungriger Blick. Sein Schwanz. Wieder atmet sie tief ein und aus und schaut in den Spiegel hinter sich. "Reis dich zusammen!", sagt sie zu sich selbst und blickt mit ernstes Blick zu sich in ihr Spiegelbild. Es bingt und die stählernen Türen des Aufzugs öffnen sich und vor ihr steht plötzlich ein älterer Herr in einem schwarzen Anzug. "Miss, Herr Wozniak schickt mich.", sagt er mit einem französischen Akzent. Stella war verwundert, schließlich hatte sie niemanden Bescheid gegeben. Sie nickt wortlos und folgt dem Mann nach draußen zu einer kleinen schwarzen Limousine. Sie war auf Hochglanz poliert und war eine Art Oldtimer. Die Karosserie war wunderschön aber schien auch super teuer gewesen zu sein. Als sie einsteigt und das Innere betrachtet, fällt ihr die Kinnlade runter. Innen war alles auf weißem Leder. Die Polster hatten dunkelgrüne Nähte und es waren die Initialen T und W in die Kopfteile gestickt. Stella kam nicht mehr aus dem Staunen. Wer war dieser Tom und wieso hatte er so ein Interesse an ihr? Als der Chauffeur ansetzt und langsam losfährt, erklingt eine leise Melodie. Stella sah an sich herunter und fühlte sich plötzlich nicht mehr so sicher ob sie das überhaupt will. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie tastet nach ihrem Handy in ihrer kleinen Chanel Tasche, die sie selbstverständlich ebenfalls von Lilly ausgeliehen hatte. Sie will es eben entsperren um ihrer beste Freundin zu texten als das Auto zum Stehen kommt. Der nette französische Herr steigt aus und öffnet ihre Tür. Schnell packt sie das Handy wieder ein und nimmt tief Luft. "Herr Wozniak wartet bereits innen auf Sie. Haben Sie einen schönen Abend, Miss." sagt er mit geradem Rücken und steifem Hals. "Danke. Sie auch.", entgegnet sie mit einem sanften Lächeln und dreht sich zum Eingang des Restaurants. Es sah wunderschön und romantisch aus. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass sie bereits 10 Minuten zu spät war, doch sie konnte ihren Blick nicht von den aufwendig dekorierten Schaufenstern lösen. Die zahlreichen weißen Rosen, die goldenen Vasen, das Kerzenlicht. Es war als ob sie in Paris wäre. Sie machte einen tapferen Schritt nach vorne und ging zum Kellner im Eingang des Lokals. Er sah jung aus und hatte ein weißes Hemd und schwarze Anzugshosen an. Eine eckige Brille und eine Zahnspange. Trotzdem sah er sehr stattlich und vornehm aus. "Haben Sie reserviert, Miss?" sagt er freundlich und das silber seiner Zahnspange glitzert zwischen seinen Lippen hervor. Stella streckte den Rücken durch und blickt nochmal auf ihre Armbanduhr. Vielleicht war er ja schon weg? "Miss?" fragt der Kellner freundlich aber mit ungeduldigen Unterton. Hinter ihr hatten sich noch 2 weitere Gruppen angestellt. "Ja, entschuldigen Sie bitte. Ich bin hier mit Tom verabredet....ich meinte Herrn Woz-" stammelt sie unsicher als sie jemand von der Seite unterbricht und am Ellenbogen streichelt. "Sie gehört zu mir, danke Steven." sagte Tom mit dem schönsten Lächeln und den weißesten Zähnen. Er sieht sie an und umgreift ihre Hand mit seiner. "Ich hatte schon befürchtet, dass du nicht kommst." sagt er mit einem frechen Lächeln. Er sah atemberaubend aus. Seine dunklen langen Haare waren zu einem kurzen Zopf an seinem Hinterkopf zusammengebunden. Ein paar pechschwarze Strähnen sind ihm ins Gesicht gefallen und umschmeicheln seine Schläfen. Seine Augenbrauen waren wieder buschig und sein Dreitage-Bart sah perfekt aus. In seinen Augen glitzert es, als er sie ansieht und zum Tisch geleitet. Sie war wie versteinert von seiner Erscheinung. "Tut mir leid, ich bin zu spät." stammet sie wieder und Tom lacht leise und zieht ihr den Stuhl vor, damit sie sich setzten konnte. "Kein Problem, Stella. Ich bin froh, dass du da bist. Hat dich Benoít abgeholt?". Stella war immer noch wie gebannt von seinen Augen. "Ja, ja. Hat er. Ich hätte mich beeilt, wenn ich gewusst hätte, dass wirklich jemand auf mich wartet. Ich...ich hab das hier sehr spontan entschieden. Entschuldige." sagt sie und betrachtet den wunderschönen Mann vor sich. In einem engen schwarzen Hemd und schwarzen Anzugshosen gekleidet. Die obersten zwei Knöpfe seines Hemds waren offen und ein paar dunkle Brusthaare waren zu sehen. Sein Duft nach Salz und Zitrone benebelten ihre Sinne. Wieder lacht er. Er streicht sich mit seiner großen Hand eine Strähne hinters Ohr und nimmt dann Stellas Hand auf dem Tisch. "Du musst dich nicht entschuldigen. Es ist alles gut. Ich verstehe das. Aber wenn wir schon beim Thema sind.... Geht es dir gut?". Er drückt ihre Hand etwas und lässt schnell wieder locker. Die Sache mit Matthew machte ihn immer noch sauer und sein Blut raste bei jedem Gedanken an die Situation vor 2 Tagen in Stellas Apartment. Stella bemerkte das und auch ihr Herz rutschte ihr ein Stockwerk tiefer. Ihr Mund war plötzlich staubtrocken. "Mir gehts gut." war alles was sie herausbrachte. Das Unwohlsein aus dem Fahrstuhl war wieder da und bereitete sich in ihrem Magen aus. "Wir nehmen eine große Flasche Wasser, bitte. Danke." sagt er leise zu einer vorbeilaufenden Kellnerin mit dunklen Teint und rotgefärbten Haaren. Sie lächelte knapp und nickte. 

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