Die Abmachung

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Im Landhaus angekommen, bemerkte Tom sofort das gedämpfte Licht im Wohnzimmer. Stella saß auf der Couch, die Beine angezogen, eine Decke um sich geschlungen. Sie hob den Kopf, als sie hörte, wie er durch die Tür trat. Ihr Blick durchbohrte ihn, suchte nach Antworten, nach irgendeinem Zeichen dafür, was in seiner Abwesenheit passiert war. „Du bist zurück," sagte sie leise, ihre Stimme klang vorsichtig, als taste sie sich durch ein Minenfeld. „Was... was war so dringend, dass du uns mitten aus dem Wochenende gerissen hast?" Tom schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. Er sah sie an, fühlte, wie ihre Sorge und ihre Liebe ihn durchdrangen. Er wollte die Wahrheit sagen, wollte die Karten auf den Tisch legen. Doch dann sah er den leichten Glanz in ihren Augen, die Angst, dass alles, was er sagen würde, ihre fragile Welt zerbrechen könnte. „Geschäftliches," antwortete er schließlich und hasste sich in diesem Moment für die Lüge. „Ein Problem, das meine Anwesenheit erforderte. Es tut mir leid, Stella. Ich wollte unser Wochenende nicht so abrupt beenden." Stella schwieg, ihr Blick ruhte auf ihm. „Geschäftliches," wiederholte sie mit einem leicht skeptischen Tonfall. „Tom, ich bin kein Kind. Ich sehe, dass da mehr ist. Was ist los?" „Nichts, was du jetzt wissen musst." Seine Stimme klang sanfter, aber auch entschlossener. Er ging zu ihr, setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. „Ich musste etwas klären, aber jetzt bin ich hier." Stella suchte in seinem Gesicht nach einer Erklärung, die ihn verraten würde, doch er behielt die Maske der Unnahbarkeit auf. Ihre Augen verdunkelten sich leicht, ein Ausdruck von Schmerz und Enttäuschung darin. „Du vertraust mir nicht, oder?"

Tom spürte, wie die Worte wie ein Stich in seine Brust drangen. „Stella, es ist nicht eine Frage des Vertrauens," begann er, seine Finger streichelten ihren Handrücken. „Manchmal ist es besser, wenn du nicht alles weißt. Manchmal schütze ich dich, indem ich Dinge vor dir verberge." „Schützen?" wiederholte sie scharf, zog ihre Hand zurück und sah ihn an, ihre Augen blitzten vor Wut und Schmerz. „Ich brauche keinen Schutz vor der Wahrheit, Tom! Ich bin deine Partnerin, oder nicht? Oder bin ich nur jemand, den du wegschließt und fernhältst von deiner Welt?" Tom schloss die Augen und senkte den Kopf. Er wusste, dass sie recht hatte, und doch konnte er ihr nicht sagen, was wirklich passiert war. Matthew war eine Bürde, die er allein tragen musste. „Du bist mehr als das, Stella. Du bist alles für mich. Und genau deswegen kann ich dir nicht alles erzählen." Sie sprang auf, ließ die Decke fallen und sah ihn zitternd an. „Weißt du, was das Schlimmste daran ist, Tom? Du redest immer von Schutz, aber du nimmst mir die Wahl. Du entscheidest, was ich wissen soll, was ich ertragen kann. Du behandelst mich wie ein zerbrechliches Glas, das jederzeit zerspringen könnte. Aber ich bin stärker, als du denkst." Er stand ebenfalls auf, wollte sie berühren, sie festhalten, doch sie wich zurück. „Ich weiß, dass du stark bist, Stella. Aber ich bin es nicht. Nicht, wenn es um dich geht. Ich habe so viel Dreck an meinen Händen, so viele Dinge, die ich nicht ungeschehen machen kann. Und ich will nicht, dass dieser Dreck dich auch noch berührt."

„Zu spät!" schrie sie, und Tränen schimmerten in ihren Augen. „Er hat mich bereits berührt, Tom! Und doch bin ich immer noch hier, immer noch bei dir. Weil ich dich liebe! Aber deine Geheimnisse und Lügen... sie werden uns zerstören." Tom spürte, wie sein Herz zerriss. Ein Teil von ihm wollte alles aufgeben, ihr alles erzählen – über Matthew, über die Nacht, die er im Lagerhaus verbracht hatte. Doch der andere, dunklere Teil in ihm sagte ihm, dass sie es nicht ertragen könnte, dass es alles noch schlimmer machen würde. „Ich kann es nicht," flüsterte er heiser, die Dunkelheit in ihm stieg erneut auf. „Ich kann nicht derjenige sein, der dich verletzt. Bitte, Stella... versteh mich."

Sie sah ihn an, und er sah, wie ihr Herz in diesem Moment brach. „Ich verstehe dich mehr, als du denkst, Tom. Aber du verstehst mich nicht. Du denkst, du schützt mich, aber in Wirklichkeit treibst du mich weg." Sie drehte sich um und ging zum Fenster, starrte in die dunkle Nacht hinaus. Tom stand da, starrte sie an, während ein kalter Schauer über seinen Rücken lief. Er hatte nie gedacht, dass er so in die Enge getrieben werden würde – nicht von einem Feind, sondern von der Frau, die er über alles liebte. Er wusste, dass er handeln musste, dass er etwas sagen musste, um sie nicht endgültig zu verlieren. „Stella..." Er trat vorsichtig näher, sein Blick verzweifelt. „Ich verspreche dir, ich werde es schaffen. Ich werde uns aus diesem Dunkel herausführen. Aber bitte, gib mir Zeit." Sie drehte sich langsam um, die Tränen liefen über ihre Wangen. „Ich habe dir Zeit gegeben, Tom. Ich gebe sie dir immer wieder, weil ich dich liebe. Aber irgendwann..." Sie schluckte schwer, kämpfte mit ihren Worten. „Irgendwann reicht Liebe nicht mehr, um uns zusammenzuhalten."

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