✦ Kapitel 1 ✦

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Es waren nur noch wenige Tage bis sie kommen würden, um die Auserwählten zu holen.  

Die Auserwählten - ein, meiner Meinung nach, ziemlich unpassendes Wort.

Es konnte jeden treffen - seien es diejenigen unter uns, die sich tatsächlich freiwillig meldeten, oder diejenigen, die ihren weinenden Müttern und Vätern brutal aus den Armen gerissen wurden.

Eine Wahl besaß man jedenfalls nicht, denn jegliche Entscheidungsgewalt lag bei den Rekrutierern der Akademie.

Die vergangenen Nächte hatte ich wachgelegen, um über meine Entscheidung nachzudenken. Sich freiwillig melden, um damit den Anschein von überzeugender Stärke zu erwecken - oder jedoch darauf hoffen, dass sie mich nicht sehen würden, dass sie sich von mir und meinen Fähigkeiten nicht allzu viel erhofften. Doch fatal wäre es, wenn sich die Rekrutierer einen Unfreiwilligen aussuchten. So hätte ich mich in diesem Moment auf die Zielscheibe all jener gesetzt, die in mir fortan nichts weiter als ein leichtes Opfer, eine nicht ernstzunehmende Gegnerin sehen würden.

Dies hatte meist tödliche Folgen.

Obgleich ich meine Entscheidung noch immer nicht gefällt hatte, so hatte ich mich vorsichtshalber doch auf diesen Tag vorbereitet. Tag für Tag, seit ich in der kleinen Fischerstadt umherzog und versuchte, den nächsten Sonnenaufgang zu erleben. Und gerade für diesen lohnte es sich zu leben.

Im Norden Veriaths waren die Tage zwar kürzer, dafür waren die Sonnenaufgänge umso spektakulärer.

Ich saß auf einem granitgrauen Felsen, welcher vor dem funkelndem See aus der Wiese ragte und wartete sehnsüchtig auf die ersten Sonnenstrahlen. Es war meine liebste Zeit des Tages. Die ganze Stadt schlief - da waren nur ich, die Vögel, das sich leicht im Wind neigende, saftige Gras und der von bunten Schleiern überzogene Himmel, welcher sich, ebenso wie ich, auf den Sonnenaufgang freute. 

Ich hatte mich am Fuße des Sees gewaschen, wie ich es jeden Morgen tat, hatte es mir danach auf dem Felsen bequem gemacht und genoss die kurze Zeit, die mir blieb, bevor auch der Rest der Welt erwachte. 

Ich betrachtete meine spröden Nägel und fuhr mir mit gespreizten Fingern durch mein Kupferfarbenes, wild gelocktes und noch feuchtes Haar, um die hartnäckigen Knoten darin zu lösen. 

Mein grummelnder Bauch machte sich bemerkbar und ich hoffte, heute etwas Warmes in den Magen zu bekommen.

Ich würde jede Kraft gebrauchen, um die nächsten Tage zu überstehen - denn die Elementaren fielen den Rekrutierern aus Ârames meist schnell ins Auge.

Ich würde lügen, würde ich behaupten, ich hätte keine Angst. Doch dieses Mal war ich besser vorbereitet.

Die meisten Anwärter überlebten das Aufnahmeritual nicht, jedenfalls diejenigen, die sich nicht ausreichend auf diesen Tag vorbereiteten - jene, die sich nicht freiwillig meldeten.

The fifth KingdomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt